Die Familienschrift "Unserem Vater Josef Bierhaus... zur Feier des 100. Lebensjahres am 20. März 1875" beginnt mit der bisher bekannten frühesten Nennung des Namens Beirhuis im Lagerbuch des 1803 aufgehobenen Klosters Liesborn
Redditus monasterii Leisbornensis anno Domini 1589 et 1590,
das im Staatsarchiv Münster aufbewahrt wird. In diesem vor 400 Jahren angelegten Register erscheint der Hof Beirhuis unter den 17 Abgabepflichtigen der Bauerschaft Osthusen/ Liesborn.
Bei einer intensiven Durchsicht des ältesten Namensregisters des ehemaligen Fürstbistums Münster, der sogenannten "Willkommschatzung von 1498 und 1499" konnten wir zunächst nicht den Namen Beirhuis entdecken. Die auf Anordnung des 1497 neugewählten münsterischen Bischofs Conrad II. Graf von Rietberg erstellten Listen aller Steuerpflichtigen -d.h. aller Kommunikanten ab 12 Jahren- wurden damals von den Ortsgeistlichen bzw. von dem schreibkundigen Küster erstellt. Die damals in . der Schreibweise und in der Aussprache noch nicht endgültig festgelegten Hof- und Familiennamen wurden von dem Schreiber nach seinem Gehör bzw. nach der gebräuchlichen Sprachweise aufgeschrieben, so daß sogar die Schreibweise von 1498 und 1499 beträchtliche Abweichungen aufweist.
In den Steuerlisten der Kirchengemeinde Liesborn, 1498 Lesborne, 1499 als Leesborne bezeichnet, findet sich in der Liste von 1498 an 13. Stelle der Name "Egbert Berman c.uxore" (mit Ehefrau). In der Steuerliste von 1499 wird ein "Egbert then Osthuse c. uxore" genannt. Da der Vorname Egbert unter den insgesamt 524 bzw. 528 aufgezeichneten Haushaltsvorständen bzw. Steuerpflichtigen nicht nochmals auftaucht, dürfte hier die Identität gegeben sein. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist Egbert Berman der älteste Vorfahre in der Beerhaus-Sippe in Liesborn-Osthusen, die Namensänderungen von Berman, Beirhuis, Beerhus, Beerhaus und schließlich der hochdeutsche Name Bierhaus für die Sippe in Hovestadt sind nicht ungewöhnlich.
In den Listen der Willkommschatzung von 1498 und 1499 fanden wir in Herzfeld den Namen "Huneke", vermutlich der älteste uns bekannte Vorfahre auf dem Hunkenhof in Herzfeld. Um 1500 wird der Schultenhof Haskebrügge mit weiteren Unterhöfen (Hunke, Husemann, Kleine, Möllenhoff, Ostorp, Quante, Schwinde, Venne, Voß und Westerhoff) dem Kloster Liesborn abgabepflichtig. In dem bereits genannten Einkünfteverzeichnis des Klosters von 1589 und 1590 hat der Hof Huneke jährlich folgende Abgaben zu liefern: 1 Malter Weizen, 9 Malter Hafer, 20 Eier, 1 Huhn, 4 Solidos 1 Denarios penninc-gelt und 1 Schwein.
Aus dem Jahre 1901 ist uns ein Familienfoto von Franz Hunke (geb. 6.4.1819, gest. 24.2.1905) mit seiner Frau Maria Elisabeth geb. Ebbinghaus (geb. 29.3.1826, gest. 17.10.1901) erhalten, am Tage der Goldenen Hochzeit, am 27. September 1901 entstand. Unsere Urgroßeltern sind mit ihren 5 Kindern vereint, unsere Großmutter Maria Rhode geb. Hunke (damals 48 Jahre alt und bereits seit 6 Jahren Witwe) steht rechts hinter ihrem Vater.
In der Festschrift "Heilige Ida von Herzfeld 980 - 1980" erwähnt Siegfried Schmieder in seinem Beitrag "Herzfeld - Liesborn - Werden", daß die genannten Höfe bereits im 9. Jahrhundert bestanden haben könnten.
In der Willkommschatzung des Kirchspiels Lippborg wird der Name Honsel, Honsell, to Honseell genannt. Abgabepflichtig sind 1498 bzw. 1499 Schulte thon Honsel mit 5 Personen und Hinrick to Honsell mit 4 Personen. Von der letzteren Familie kann wahrscheinlich unsere Großmutter väterlicherseits, die am 18. Januar 1849 in Lippborg geborene Elisabeth Katharina Hunsel, ihre Abstammung ableiten. Das Gut Honsel in Lippborg wird in der Schenkungsurkunde Kaiser Heinrich II. an den Paderborner Bischof im Jahre 1023 und die Weitergabe durch Bischof Meinwerk an das Paderborner Kloster Abdinghof im Jahre 1031 erwähnt, im Jahre I663 veräußert das Kloster Abdinghof, Honsei und Assen an die Herren von Galen.
Die Einsichtnahme in die Register der Pfarrämter von Herzfeld und Lippborg könnte noch fehlende Daten und Kamen der Ur-Ur-Eltern bzw. Ur-Ur-Ur-Eltern aus den Sippen Grabenschroer (Schroer), Wibbelt, Ebbinghues, Hockenbecker, Dermann und Wittrock,, (alle aus Herzfeld), Hunsel, Otte und Schlenker gent. Sandmöller (alle Lippborg) ergänzen. Ein Besuch im Sauerland könnte auch die Lücken in den Stammbäumen der Familien Spanke in Weringhausen und Funke in Schönholthausen schliessen...
Noch nachzutragen bleibt ein Hinweis auf die Bedeutung des Urkatasters von Hovestadt. Im Jahre 1828 hat der Katastergehilfe Albers detaillierte Grundstückspläne mit Parzellen-Nr. und Kamen für die "Commune Hovestadt, Flur IV" angefertigt. Die Eigentümer wurden nach Zuschnitt, Größe und Namen der Grundstücke befragt, Einwendungen notiert und berücksichtigt. Alle Pläne wurden von Ortsdeputierten und dem Oberschultheiß Ziegler unterzeichnet.
Unter den Eigentümern befindet sich August Bierhaus gent. Eikmann, der das Haus Nr. 26 mit den Flurstücken Nr. 106 und 107, das Ackerland "In der Wiese" zur Grösse von 1 Morgen 109 Ruthen und 50 Fuß und in der Flur "op de Feld" eine Fläche von 3 Morgen 13 Ruthen und 10 Fuß sein eigen nennt. Es ist der Sohn des Johan Henricus Beerhues, der am 19. Mai 1789 die Erbtochter des Eikmanns-Hofes Elisabeth Margarethe Velthus heiratet. Die Truhe in Hovestadt erinnert daran, daß vor 200 Jahren der Hochzeitswagen des Bräutigams mit der Ausstattung und dem Deckelkoffer über die bewegliche Schiffsbrücke zwischen Herzfeld und Hovestadt kam und diese Hochzeit die Bierhaus-Sippe in Hovestadt begründete.
Zu dem Hof Eikmann (auch Eickmann) gehörten wahrscheinlich noch weitere Grundstücke, die in den umliegenden Fluren der Gemeinden Schoneberg, Nordwald und Niederbauer gelegen haben, denn der Landwirt August Bierhaus gehört um 1845 zu den 10 (bzw. 11) Meistbeerbten der Gemeinde Hovestadt. In diesem Jahre wird in Hovestadt über den besten Standort eines neuen Spritzenhauses für die Ortsfeuerwehr gestritten. Die Sitzungen des Gemeinderates werden von dem in Weslarn wohnenden Amtmann Pilger, dem Vorsteher Diekmann geleitet, Mitglieder sind die Meistbeerbten, die auch jeweils das Protokoll unterzeichnen.
Offensichtlich löst ein Brand die Diskussion um die Anschaffung einer neuen Spritze und den Bau eines Spritzenhauses aus. "Seit unvordenklichen Zeiten habe Hovestadt mit Nordwald einen Spritzenverband gebildet", auch Schoneberg meldet seine Ansprüche an. Weil zunächst keine Einigung zwischen den Gemeinden erreichbar ist, geht die Angelegenheit an den Landrat in Soest und sogar an die Regierung in Arnsberg. Schließlich verzichtet Schoneberg auf seine Forderungen, Nordwald wird die "alte" Spritze angeboten und kann einen eigenen Spritzen-Verband bilden. - Die Hovestädter Bürger protestieren in einem Schreiben vom 15. Juli 1845 gegen den Beschluß der Meistbeerbten, das neue Spritzenhaus außerhalb des Dorfes -an der Straße nach Schoneberg- zu bauen und erklären, ein geeigneter Platz sei in der Höhe des Biele'schen Hauses. Es bleibt bei dem Beschluß des Gemeinderates und am 23. Oktober 1845 wird das Spritzenhaus von der Gemeindevertretung besichtigt.
Noch ein Wort zum Urkataster der Commune Hovestadt von 1828: Unter den Eigentümern wird Seligmann Speier genannt, der an der Schloßstraße die Hausbesitzung Nr. 11 mit Garten sein eigen nennt. Dessen Sohn Simon Speier verkauft am 24. März 1868 die "beim Hause" (gemeint ist das Schloß) gelegenen Parzellen Nr. 197 und 198 zur Größe von 55 Ruten und 90 Fuß mit Wohnhaus und Nebengebäude für 1000 Thaler an den damals in Dortmund wohnenden Böttcher Joseph Bierhaus. Eingeschlossen in den Kaufpreis sind "der in der Wand der Wohnstube befindliche Ofen und der in der Küche eingemauerte eiserne Topf", ausgeschlossen jedoch das Windseilrad mit Kette und die Ladengestelle im Hause. Joseph Bierhaus muß die auf dem Besitz lastende Rente von 7 Thalern und 7 Sgr. übernehmen.
Die Urkatasterkarte von 1828 zeigt, daß damals zu Hovestadt auch die sogen. "Waldemey" und das "Örtken" im heutigen Nordwald gehörte. In der Karte ist die alte Wegeführung von Niederbauer durch die Kleestraße, südlich vom Örtken in fast gerader Richtung bis zur heutigen Weslarner Straße, zu erkennen. Auch der alte Weg von Hovestadt nach Nordwald ist eingezeichnet, er führte am Hause des Landwirts Schröder gnt. Kleyschult vorbei und mündete dort auf den Weg nach Niederbauer. Diesen Hausbesitz kaufte Giselas Vater Theodor Hunecke (geb. am 13.8.1894 in Oestinghausen, gest. am 5. Juli 1956 in Nordwald) im Jahre 1941 von den Erben des verstorbenen Pfarrers Drees, der es nur wenige Jahre vorher von der Familie Zinselmeyer erworben und es aufwendig ausgebaut hatte.
Am Ostermorgen des Jahres 1945 schossen die am Nordufer der Lippe -die Lippebrücke war von deutschen Truppen gesprengt worden- liegenden amerikanischen Truppen das Haus in Brand, nur wenige Teile der Einrichtung konnten gerettet werden. Auf den alten Grundmauern wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, die ganze Familie Hunecke hat viele Wochen und Monate "Steine geklopft" und harte Arbeit geleistet. Im wahrsten Sinne des Wortes wurden die im Schwarzhandel begehrten Lebensmittel -Eier, Fleisch, Kartoffeln und Speck- "vom Munde abgespart" und gegen Baumaterialien eingetauscht...
Der Gang durch die Geschichte der Familien und des Heimatortes ist zu Ende...
Das Familienfest 1989 im Hause der Familie August und Gisela Bierhaus in Ahaus soll allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben. Möge diese Familienschrift dazu beitragen, uns unserer Eltern und Voreltern in Dankbarkeit zu erinnern.
Ahaus, im Frühjahr 1989
Gisela Bierhaus
August Bierhaus
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