Die Restaurierungsarbeiten am Haus Biele waren so gut wie abgeschlossen. Nach dem Festakt zur Einweihung am 2. Oktober 2003 und dem Tag der offenen Tür am Freitag, 3. Oktober 2003, wurden die Räume der ehemaligen Gaststätte ihrer neuen Bestimmung übergeben. Ein Teil der Gemeindeverwaltung Lippetal und die Musikschule werden in Zukunft hier untergebracht sein und einige örtliche Gruppen und Vereine dürften Haus Biele wieder zu einem Treffpunkt machen.
So wird erneut Leben einziehen in das Haus, das vielen noch als Gasthaus mit Fritz-Carl Biele als Wirt in guter Erinnerung geblieben ist. An dieser Stelle, wurde „auf dem Saal" viele Jahre lang gefeiert, gesungen, getanzt und auch Theater gespielt. Im Schankraum trafen sich Schwamelclub, Skat- und Doppelkopfclub zu gemütlichen Abenden und jeder der hier „tagte", wusste so manche Anekdote über Fritz - Carl und seine „Kneipe" zu erzählen. Vor geraumer Zeit war hier auch „Vetter Christian" anzutreffen. Vetter Christian war nicht etwa ein guter Verwandter, sondern ein sehr geschätztes traditionsreiches Getränk des Hauses Biele und wie das Flaschenetikett verriet: „Bester Ersatz für Cognac." Auch der Hovestädter „Alter Kümmel" kam aus der Brennerei, die 1804 entstand und der wenig später ein kleiner Schankbetrieb folgte. Die Alteingesessenen trafen sich regelmäßig in den gemütlichen Räumen. Der Schnaps „Vetter Christian" kostete damals 40 Pfennige.
In einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1982 heißt es auszugsweise: „Josefine und Fritz-Carl Biele haben die Tradition der Familie weitergetragen, sie sind Gastwirtsehepaar durch und durch.“
Hier in der Gastwirtschaft schenkt „FC“, wie er liebevoll von seinen Stammgästen genannt wird, noch jeden Abend selbst ein und trinkt auch gern einmal einen kühlen Klaren mit.
Der Holländer Friedrich-Karl in de Bile hatte das Haus um 1770 erbaut. Besonders schön präsentierte sich damals der Saal des Hauses, dessen Wände mit malerischen, edlen Landschaftstapeten ausgeschlagen waren. Diese Tapeten sind heute noch im Tapetenmuseum Kassel zu bewundern. Zum stattlichen Anwesen gehörte ein ländwirtschaftlicher Betrieb mit über 140 Morgen Land. Der Kuhstall des Hauses Biele hat sich in den Jahren „gemausert" und ist heute als schmucker Albertussaal im Besitz des Zweckverbandes der örtlichen Vereine.
„1898 feierte die Bevölkerung Hovestadts die Jungfernfahrt der Kleinbahn, die von Neheim kam und über Soest nach Hovestadt fuhr und vor dem Haus Biele hielt", weiß Felix Bierhaus zu berichten, in dessen heimatkundlicher Sammlung auch die Geschichte dieser alten Gaststätte nicht fehlt. „Im Jahr 1928", so berichtet er, „war Biele noch ein Gräftenhof und somit rundherum von Wassergräben umgeben."
Das Haus mit der Nummer 33 war immer von viel Grün umgeben, Bäume und Büsche schlössen es ein. Die Außenanlage, wie sie sich jetzt dem Vorübergehenden präsentiert, ist an diese alten Vorbilder angelehnt. Früher saßen dort die Leute und genossen an heißen Sommertagen die kühlen Getränke. Eine Hainbuchenhecke fasst jetzt den Vorplatz ein, in dessen Mitte eine Linde steht. „Dort stand früher schon eine Linde", erinnert sich eine ältere Anwohnerin, „um die Linde herum war eine Bank, auf der man sich nach dem Sonntagsspaziergang im Schatten herrlich erholen konnte."
Einen Gaststättenbetrieb, wie er einst zu Bieles Zeiten existiert hat wird es wohl nie wieder geben. Allgemein herrscht aber dennoch Freude darüber, dass dieses schmucke Haus der Bevölkerung erhalten bleibt.
SA 20.09.2003
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