Rückblick auf den Weg von Hovestadt und Nordwald bis 1960.

Die Geschichte Hovestadts war somit im Verlaufe der Jahrhunderte einem großen Wechsel unterworfen. Der beherrschenden Stellung Hovestadts von 800 bis 900 folgten mehrere Jahrhunderte, in denen es als Festung nahe einem wichtigen Lippeübergang für den Erzbischof von Köln große Bedeutung hatte.

Seit der Reformationszeit war der Ort im wesentlichen nur eine Durchgangsstation auf einer der wichtigsten Heeresstrassen vom Rhein nach Mitteldeutschland.

Durch die Einverleibung Hovestadts in den preußischen Staat kam es zum Kreise Soest und damit in eine für seine weitere Entwicklung ausgesprochen ungünstige Randlage. Dies zeigt sich am deutlichsten darin, dass die im 19. und 20. Jahrhundert geschaffenen Verkehrswege von überörtlicher Bedeutung Hovestadt unberührt gelassen haben, und zwar sowohl Eisenbahnen, Strassen, Autobahnen wie auch der LippeSeitenkanal, der zwar von Hamm aus in der Richtung nach Hovestadt und Lippstadt vorgestreckt wurde, jedoch 15 km westlich von Hovestadt sein Ende fand.

Die verkehrsmäßige Abgeschiedenheit schuf keinen Anreiz für die Errichtung industrieller Anlagen in Hovestadt. Die dadurch bedingte geringe Verkehrsdichte im Raum von Hovestadt/Nordwald hatte weiterhin zur Folge, dass auch das örtliche Verkehrsnetz Im wesentlichen nur aus Strassen niederer Ordnung besteht.

Erst im Jahre 1926 erhielt Hovestadt durch die Anlage von 2 Brücken und eines Straßendammes, mit denen die Lippe und das benachbarte Überschwemmungsgelände überquert wurden, eine leistungsfähige direkte Verbindung mit dem gegenüber liegenden Herzfeld und dem Münstereschen Hinterland.

Der einzige nach Hovestadt führende Schienenweg, welcher seit 1898 den Ort mit Soest und NeheimHüsten verband, wurde wegen Unwirtschaftlichkeit in den Jahren nach 1945 wieder aufgehoben.

Der reine ländliche Charakter ist somit Hovestadt und Nordwald in vollem Umfange erhalten geblieben. Hieraus hat sich ergeben, dass beide Gemeinden mehr als andere Dörfer den Kreisen Soest ihren eigenen geschichtlich begründeten Charakter im äußeren Aussehen und auch im inneren Leben behalten haben, gewiss eine große Seltenheit in dem durch zunehmende Industrialisierung gekennzeichneten 20. Jahrhundert.


Bis hierhin der Artikel von Karl Goebel. Der folgende Abschnitt ist von Felix Bierhaus abgefasst.
Er wurde entnommen der Schrift: 
140 Jahre "Schützenbruderschaft St. Albertus-Magnus Hovestadt-Nordwald e.V., 2000


Hovestadt und Nordwald von 1960 bis zum Beginn
des 21. Jahrhunderts

Die Entwicklung von Hovestadt und Nordwald hat jedoch im Jahre 1960 nicht halt gemacht.

Die Trinkwasserversorgung durch das Wasserwerk Lippe-Glenne war 1962 bis 1964 fertiggestellt, als im Juli 1965 die schwerste Lippe-Hochwasser-Katastrophe nach 1890 und 1946 eintrat. Zwei Drittel von Hovestadt stand im Wasser, viele Häuser erlitten Dauerschäden. In den nächsten Jahren errichtete man den Hochwasserschutzdamm, der bis heute allen Hochwassern standgehalten hat.

1966 bis 1970 erfolgte ein großzügiger Ausbau der Straßen und danach der Ortskanalisation.

Die kommunale Neuordnung im Jahre 1969 führte zur Bildung der Großgemeinde Lippetal. Hovestadt blieb Sitz der Verwaltung. Erster Bürgermeister der neuen Gemeinde war Elmar Graf von Plettenberg. Die Sparkasse zog in ihren Neubau in der Dorfmitte, das Rathaus wurde ausgebaut.

Die Vereine gründeten 1968 den »Kulturring«, später in »Zweckverband der örtlichen Vereine« umgenannt. Er mietete den Saal bei Biele an. Um- und Anbauten erfolgten. Viele Veranstaltungen wie Karnevalssitzungen, Theateraufführungen usw. nahmen großen Aufschwung. 1995 ging das Haus Biele in den Besitz der Gemeinde über, der Zweckverband erwarb den Saal, baute ihn an und aus, investierte rd. 1,2 Millionen DM. Im Januar 2000 konnte der neue schöne Saal eingeweiht werden.

Hovestadt verlor 1972 die eigene Schule, Herzfeld und Oestinghausen wurden Schulzentren. Das St.-Ida-Hospital musste 1980 als Krankenhaus schließen. Es gelang, das Haus als Altenpflegeheim weiter zu führen. An- und Umbauten sorgten für die neuen Erfordernisse. In den Jahren von 2001 bis 2004 wurde der Bau abgerissen und durch Neubauten ersetzt.

Ende der 80er Jahre entstanden viele neue Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Mietshäuser in den neu ausgewiesenen Baugebieten Albertusstraße, Auf dem Felde, Piwittskamp, In der Waldemey und Steinweg. Die Einwohnerzahlen stiegen in Hovestadt von 975 Einwohnern im Jahre 1970 auf rd. 1.300 Einwohner in 1999 und in Nordwald von 275 Einwohnern im Jahre 1970 auf rd. 500 Einwohner Ende 1999.

Die Ortsteile Hovestadt und Nordwald rückten aneinander. An der Straße zwischen Hovestadt und Nordwald entstand 1992 der Sportpark von SV Germania mit Fußballplätzen, Sportlerheim und Tennisanlagen, 1994 erhielten wir den »Drei-Finger-Kindergarten« mit 75 Plätzen. Die Freiwillige Feuerwehr konnte 1990 das neue Gerätehaus im Löttenkamp beziehen, das alte Gebäude an der Bahnhofstraße wurde abgerissen und machte einer modernen Zahnarztpraxis Platz.

Die Anna-Kapelle in Nordwald erhielt 1980 ein neues Dach, 1987 erfolgten umfangreiche Renovierungsmaßnahmen. Es muss hier festgestellt werden, dass bei allen Baumaßnahmen der Einsatz freiwilliger Helfer, der Zusammenhalt der Vereine und ein großer Opfergeist in Hovestadt und Nordwald hervorgehoben werden muss, welches diese Projekte vielfach erst möglich machten.

Als besonderes Ereignis ist die Renovierung des Schlossparkes zu verzeichnen. Graf von Plettenberg stellte für 25 Jahre den Park der Allgemeinheit zur Verfügung. Die gesamte Schlossanlage ist im Rahmen der UNESCO-Konvention zu einem Baudenkmal mit internationaler Bedeutung erklärt worden. Im Juni 1997 erlebten rd. 30.000 Besucher die Eröffnung des Parkes. Die jährlichen Musiktage und das Maibaumfest sind inzwischen feste Veranstaltungshöhepunkte und sprechen weit über die Grenzen des Kreises Soest hinaus viele Menschen an, Hovestadt und Nordwald zu besuchen und kennen zu lernen.