Jugendrückschau

Ein Dörfchen, das stets Stadt genannt
Es liegt am grünen Lippestrand
Als Börde ist der Kreis bekannt
Dies Örtchen ist mein Heimatland

Hier war mein erster Lebensraum
Ich habe dort geweint, gelacht
Mir war bekannt dort Zaun und Baum
Ich hab' die Jugend dort verbracht

Hier herrscht die flache Ebene
Das Blickfeld dehnt sich weit hinaus
Es mehrt sich das Gegebene
Die freie Sicht schweift weit voraus

Das landwirtschaftliche Gepräge
Es wird dort massig demonstriert
Durch Weizen und durch Rübenschläge
Meist noch mit Blumen bunt verziert

Es änderte sich viel im Ort
Doch die Natur, sie blieb besteh'n
Die alten Patte fielen fort
Dafür kann man auf Straßen geh'n

Ein alter Kamp wurd' Ruhestätte
Das Wasserschloß, mit seinen Gräften
Wo Frösche quaken um die Wette
Träumt noch von Fehde, — Streitgeschäften

Vom Grafenschloß ich kurz berichte
Weil es bekannt im weiten Raum
Es machte reichlich viel Geschichte
Ganz wunderbar, man glaubt es kaum

Es diente aus die Schloßkapelle
Für Liturgie und Mission
In dieser hehren Zitadelle
Sang ich so manche Passion

Man schuf ein neues Gotteshaus
Strenggläubig, an zentraler Stelle
Dort geh'n die Christen ein und aus
In dieser neuen Glaubensquelle

Die Kleinbahn wurde abmontiert
Das Bimmelbähnchen fahrt nicht mehr
Man hat auch hier streng kalkuliert
Und führte ein den Busverkehr

Den Nachbarort kann man erreichen
Heut’ ohne Zoll und ohne Kahn
Die Zollbrücke, sie mußte weichen
Im Kriege dem Zerstörungswahn

Es lebet dort noch manch Getier
Sie zu beachten wird sich lohnen
Die längst verschollen sind, allhier
Schön war's wenn sie noch lang dort wohnen

Den Menschen, Fluren und den Feldern
Den vielen Tieren allgemein
Den Gärten, Vögeln und den Wäldern
Ein Wohlbefinden und Gedeih'n

So seh' ich meinen Jugendort
Zwischen Lippe und der Ahse
Er lebe fruchtend weiter fort
Als schier blühende Oase

Witten, im Mai 1967                                                        Josef Zinselmeier