Das "Lusthaus" der adeligen Familie von Plettenberg im Althof in Hovestadt
In der Karte des Urkatasters von Hovestadt aus dem Jahre 1828 ist im östlichen Bereich der "Althoff" (Karte) abgebildet. Ein stattliches quadratisches Gebäude mit der Bezeichnung "Lusthauß" ist an der Grenze zwischen der Wiese und dem Hochwald des Althoff eingezeichnet und liegt genau in der Verlängerung der damaligen Schloss-Allee, die bis zu der nach Norden -zur Lippebrücke- abknickenden Straße führt.
Die unter Johann Conrad Schlaun nach 1733 durchgeführten Baumaßnahmen im Schloss, auf der Vorburg dürften sich auch auf die Wegeführung im Bereich des Althofs erstreckt haben. Die mit Roßkastanien bestandene Allee südlich der Schloss- und Gartenanlage, der ebenfalls mit acht Kastanien bepflanzten Weges zwischen dem Sternbusch und dem Hausgrundstück Bispinck, später: Dieckmann-Bracht-Krippendorf usw, sodann die Eichenalle zwischen dem Hausgrundstück des Clemens Buhse und dem Althof bis zum großen Areal des Gutes Althoff sind bis heute noch zu erkennen. Eichen-Faellen
Die mächtigen Kastanien vor der Gastwirtschaft Lange/Ziegler standen bis zum 2. Weltkrieg, die letzten Eichen aus der Zeit wurden von der gräflichen Familie geschont. Im Jahre 1942 fällte mein Vater mit seinem auf Urlaub weilenden Sohn Josef eine mächtige Eiche gegenüber dem Schneckenberg, deren unterer Stamm bis auf eine ca. 15 cm breite Schicht hohl war.
Die Anlage der Alleen wurde von Johann Conrad Schlaun so gestaltet, das bei der Ausfahrt über die äußere Zugbrücke nach rechts ein Blick auf das Haus des Rentmeisters und Postexediteurs Joesph Grundhoff (heute: Kirchplatz) mit seinem Walmdach und giebelbekrönten Dachfenster möglich war.
Bei der Ausfahrt in den Althoff bot das "Lusthauß" den gewollten "Point de vue", Auch der Ritt bzw. die Fahrt zum Schneckenberg bot als "Ausblick" die freie Sicht auf das Schloss bzw. nach Osten in den geraden Spazierweg des Althofes bis zur Steinernen Brücke. Ein barockes Lusthaus diente als Raum für festliche Zusammenkünfte, jedoch auch als Einkehr nach einer Ausfahrt bzw. einem Ausritt. Dort wurden Speise und Getränke gereicht und Spiele veranstaltet.
In der Dokumentation "ALT-WESTFALEN - Die Bauentwicklung Westfalens seit der Renaissance" von Engelbert Frhr. von Kerckerinck zur Borg und Richard Klapheck aus dem Jahre 1912 beschreibt er Schloss Hovestadt.
Ein "Situationsplan mit Gärten" zeigt die Anlage. Dieser Plan ist der Flurkarte des Landmesser Joh. Heinrich Jung von 1775 nachgebildet, die leider bisher nur in einem Ausschnitt bekannt ist. Auf den Karten von 1775, 1828 und 1912 ist die Kastanienallee entlang der Schlossanlage mit Garten erkennbar; das Lusthaus im Althoff ist in dem Plan von 1912 von einer um das Gebäude gepflanzten Allee umgeben.
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Schloß Hovestadt, Situationsplan mit Gärten
Da E. Frhr. von Kerckerinck zur Borg im Jahre 1912 in Hovestadt war, kann von einer authentischen Zeichnung mit allen Einzelheiten des Zustandes von 1912 ausgegangen werden.
Leider ist nicht bekannt, wann das Lusthaus abgebrochen wurde; möglicherweise wurde es noch bei den ersten Waldfesten des 1902 gegründeten Kirchenbauvereins Hovestadt genutzt.
Urkatasterkarte von 1828, berichtigt 1871.
Der Schneckenberg
Hier stand früher ein Pavillon “Lusthaus”. (Urkataster 1828)
Text: August Bierhaus, Ahaus, 2009 Fotos und Karten: Archiv Felix Bierhaus
Standort siehe auch Flurnamen Hovestadt. Ziffer 3, “Auf’m Althoff”
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