Markus Hunecke, OFM:

Die Schloßkapelle

Auf dem langgestreckten Hof vor dem Schloß befinden sich die in den Jahren zwischen 1730 bis 1740 errichteten vier Vorgebäude, zwei an der Ost- und zwei an der Westseite. Sie sind äußerlich gleich, einstöckig, mit Mansardendach und den bekannten, bei Schlaun oft vorkommenden abgerundeten Ecken mit Nischenbildung.



Das südöstliche Vorgebäude enthält in seiner nördlichen Hälfte die der Gottesmutter geweihte Schloßkapelle (Ausmaß: 10,80 x 6,10 m).

Die Kapelle hat in ihrer Längsachse von West nach Ost, in der Querrichtung des Gebäudes, ein Spiegelgewölbe, das in das Dachgeschoß hineinragt, in welches stichkappenartig die in der inneren Südseite als Blindfenster ausgebildeten Dachgaubenfenster hineinschneiden. Über einem umlaufenden profilierten Gesims beginnt das Spiegelgewölbe mit seiner illusionistischen Freskenmalerei aus der Erbauungszeit.


Grundriß der Schlosskapelle, Zustand 1988


Oberhalb der farbigen Balustrade spannt sich ein wolkenbesetzter Himmel, in dem sich Putten tummeln. Das Zentrum bildet ein gemaltes Stuckornament. Daran schließen sich in Richtung Altar Darstellungen der Heiligen Dreifaltigkeit und einer Immaculata in Wolken an.

Bei der gründlichen Renovierung der Kapelle im Jahre 1914 wurde die Deckenbemalung, die bei einer Neugestaltung im 19. Jahrhundert überstrichen worden war, wieder freigelegt.

Über die Arbeiten berichtet eine Akte, die sich im Schloßarchiv befindet:

"Es wurde ein Gerüst durch die ganze Kapelle gebaut und mit dem Abkratzen der Decke begonnen. Die alten Gemälde und Verzierungen kamen, zum Teil noch guterhalten, wieder zu Tage, und war es nicht der Fall, waren die Formen gut zu erkennen. Beim Abkratzen hat die ganze Familie, Herr Maler Luitpold Adam und die zwei Fräuleins Philomena Lang und Therese Steinmann geholfen. Die Malerei an der Decke wurde durch die Frau Gräfin selbst und Herrn Maler L. Adam wiederhergestellt... Die Seitenwände wurden weiß gehalten... Die Dekorationen über den Bögen sind von der Frau Gräfin hergestellt. Der um die Kapelle laufende Sockel wurde purpurroth gehalten."

Schlosskapelle, Innenansicht, 1988
Der Kapellenraum empfängt seine Beleuchtung in zwei Zonen durch je zwei Fenster auf der West-, Nord- und Ostseite im Erdgeschoß und durch je drei Fenster auf denselben Seiten im Dachgeschoß. Über dem Eingang an der Nordseite der Kapelle ist in einem über die untere Dachhälfte reichenden Mittelrisalit ein weiteres Fenster.
Alle Fenster, ausgenommen die beiden neben dem Hauptaltar - diese dürften erst im Jahre 1914 eingesetzt worden sein - bekamen ihre jetzige Bleiverglasung bei der Renovierung der Kapelle in den Jahren 1882/83. Die Fenster im Obergeschoß sind vierflügelig mit hochliegenden Kämpfern und einem Segmentbogenabschluß angelegt. Die Fenster im Erdgeschoß haben eine Sandsteinrahmung. Die Rahmungen sämtlicher Fenster des Erdgeschosses und der Durchgänge im Innern der Kapelle sind mit einem rosaroten Begleitstreifen und einem bekrönenden Rocailleornament versehen.

Auf dem Halbierungspunkt des Dachfirstes des Gebäudes sitzt ein kupfergedeckter Dachreiter, der im Jahre 1912/13 aufgesetzt wurde, Den Entwurf für diesen Dachreiter erstellte Engelbert Freiherr von Kerckerinck zur Borg, Haus Borg bei Rinkerode. Im Dachreiter befindet sich eine Glocke mit der Aufschrift: „Reichsgraf Josef Franz von Plettenberg-Lenhausen / gegossen 1834 / Durch Feuer beschädigt 2. Oktober 1910 / wurde ich im Auftrage des Reichsgrafen Josef von Plettenberg-Lenhausen umgegossen durch C. Edelbrock, Gescher / 15. Januar 1912."

Das Entstehungsdatum der Glocke wirft die Frage nach einem früheren Dachreiter auf. Eine Fotografie aus der Zeit um 1900 zeigt das Kapellengebäude ohne einen Dachreiter. Wo könnte die Glocke von 1834 ursprünglich ihren Platz gehabt haben? Der auf der Glocke vermerkte Brand vom 2. Oktober 1910 erfaßte das nördlich der Kapelle liegende Renteigebäude. Es brannte damals völlig ab. Die durch den Brand beschädigte Glocke muß sich zu diesem Zeitpunkt im Renteigebäude befunden haben. Wo hatte sie ihren Platz? Diese Frage bedarf noch der Klärung.

An der Ostwand der Kapelle steht zwischen zwei Fenstern ein barocker Altar mit einem Ölgemälde der Kapellenpatronin, der Gottesmutter Maria, dargestellt als Immaculata bei ihrer Himmelfahrt. Links neben dem Bild steht eine Statue des heiligen Joachim und rechts eine der heiligen Anna. Beide werden nach dem Protoevangelium des Apostels Jakobus als Eltern Mariens genannt. Das Altarbild und die beiden Figuren erheben sich über einer hohen Predella, in deren Mitte der Tabernakel und daneben je ein Reliquienkasten eingebaut sind.

Über diesen Altar heißt es in einer Akte des Schloßarchivs:

"Im Jahre 1914 war die Kapelle im Innern recht erneuerungsbedürftig, und Frau Gräfin Plettenberg geb. Gräfin zu Stolberg-Stolberg übernahm, nachdem der frühere Altar, der in der kleinen Kapelle zu Schoneberg stand, von der Gemeinde bzw. der Pfarrei Ostinghausen zurückerworben, die Leitung der Renovation im alten Style."

                                                           Lorettoaltar in der Schlosskapelle, Zustand 1988

Nach dieser Notiz hat der Altar schon früher in der Kapelle gestanden, ist bei einer Renovierung entfernt worden und kam nach Schoneberg.

In der zitierten Akte des Schloßarchivs steht weiter:

"Im Jahre 1882 war die Schloßkapelle zu Hovestadt einer Renovation unterzogen. Durch dieselbe wurde der Styl, bis dahin Renaissance, durch den Romanischen ersetzt."

Über die Renovierung der Kapelle im Jahre 1914 berichtet die Akte weiter:

"Der romanische Altar wurde abgebrochen und kam nach Wambeln, der alte Renaissance-(Barock-)Altar wurde an seine Stelle gesetzt, renoviert und vollständig, genau in den alten Farben, wie sie durch Abkratzen zum Vorschein kamen, neudekoriert."

In einer anderen Akte des Schloßarchivs wird im Jahre 1882 ausführlich über die Anschaffung eines neuen Altars berichtet, der durch die Firma Josef Hellweg in Paderborn angefertigt und in der Kapelle aufgestellt wurde.

Links neben dem Altar ist an der Nordwand die barocke Kanzel errichtet. Nach einer Aktennotiz im Schloßarchiv verblieb sie bei der Renovierung im Jahre 1882 "in der alten Form und an ihrem alten Platz".

Schlosskapelle, Ansicht von Nordwesten, Zustand 1988
Eine geschweifte Kommunionbank mit eleganten, zierlichen viereckigen Balusterstäben, im Stil der gemalten Deckenbalustrade, schließt den Chorraum ab, der nicht ganz die Hälfte der Kapelle ausmacht. Diese Kommunionbank wurde 1933, nachdem das Grab des 1918 gefallenen Grafen Friedrich August von Plettenberg-Lenhausen im Chor der Kapelle angelegt war, installiert.

Dem Altar gegenüber zwischen den beiden Fenstern der Westwand ruht auf zwei Säulen eine Holzempore, auf der ein Harmonium steht. Die Empore wurde 1841 errichtet. Sie war zunächst größer geplant. Nach einer Zeichnung im Schloßarchiv Hovestadt sollte sie die ganze westliche Rückwand der Kapelle einnehmen, um einer Orgel aus der katholischen Kirche in Iserlohn Platz zu bieten. Die Verhandlungen zu diesem Orgelankauf liefen seit 1838. Der Kauf kam aber wohl nicht zustande.

Unter der Empore steht das wertvollste Stück der Kapellenausstattung, ein reichgeschnitzter fünfsitziger Kirchenstuhl aus dem 16. Jahrhundert, wohl der alte Herrschaftssitz aus der früheren Kapelle. Die Vorderseite des Kirchenstuhls zeigt in fünf Feldern reiche Rollenschnitzerei. Die hochgezogene Rückwand hat Fünf Relieffüllungen, in ihnen je eine von Aldegrever-Ornamenten umgebene wappentragende Figur von Adelsgeschlechtern des Grafenhauses.

Die Südwand der Kapelle wirft einige Probleme auf. An ihr steht in einer Nische der Lorettoaltar, der ehemalige Hauptaltar. Wie Frau Kristin Püttmann-Engel in ihrer Untersuchung „Schloßkapellen im Raum Westfalen" darlegt, war der Kapellenraum ursprünglich nach Süden zu dem in einer Nische aufgestellten Lorettoaltar ausgerichtet. Vermutlich gab es an der westlichen Seite der Nische schon eine kleine Sakristei.

Orangerie mit Schlosskapelle ohne Dachreiter um 1900
Die Errichtung der Empore im Jahre 1841 läßt den Schluß zu, daß zu dieser Zeit die Querrichtung des Raumes mit dem Lorettoaltar in der Nische an der Südwand aufgegeben wurde. Der neue barocke Hauptaltar wurde an der Ostwand aufgestellt. Zu diesem Zeitpunkt muß auch der Gottesdienstraum für die gräfliche Familie in einem Teil der ehemaligen Orangerie in der halben Größe der heutigen Grundfläche mit dem breiten Schiebefenster angelegt worden sein. Vermutlich ist wegen der optischen Gestaltung der Südwand auch ein Durchbruch zum Sakristeiraum -hier ohne Fenster- und die Öffnung der Blindfenster an der Südseite des Dachgeschosses für die im Volksmund bekannte „Männerbühne" erfolgt. Eine Erweiterung des gräflichen Betraumes und der Sakristei erfolgte im Jahre 1929, wie Veränderungen des Mauerwerks in der alten Wandbemalung des Orangerieraumes erkennen lassen.

Der heutige östliche Nebenraum, der der gräflichen Familie als Gottesdienstraum dient, ist zur Kapelle hin logenartig durch ein breites Schiebefenster geöffnet. Das Fenster hat einen gefälligen Rahmen mit dem reichgeschmückten, von einer Krone und zwei Putten eingerahmten gräflichen Wappen von Plettenberg-Lenhausen
                                    

 

Den Platz vor dem Schiebefenster in der Kapelle nimmt die liegende Grabfigur des im Jahre 1918 im Alter von 22 Jahren gefallenen Grafen Friedrich August von Plettenberg-Lenhausen ein, der hier 1922 seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Das Grabmal ist ein Werk seines Bruders, des Grafen Bernhard von Plettenberg-Lenhausen (V1987) und wurde im Dezember 1932 errichtet.
 

 






     Im westlichen Nebenraum, der durch eine
     Maueröffnung mit der Kapelle verbunden
     ist und als Sakristei dient, steht ein alter
     Ankleidetisch mit einer großen, bis an
     die Decke reichenden Kreuzigungsgruppe.