Hovestadt hatte schon früh eine eigene Volksschule. Bereits im Jahre 1707 lehnte die Besitzerin des Gutes Hovestadt, Freifrau von Heiden, einen Beitrag zu den Schullasten in Oestinghausen aus dem Grunde ab, »weil sie in der Neustadtschule einen Schulmeister halten täte«.
Die Unterhaltung der Schule bestritt bis zu Anfang dieses Jahrhunderts großenteils die Gutsherrschaft, doch war schon damals für jedes Kind ein Schulgeld zu zahlen, welches im Jahre 1791 von der verwitweten Gräfin von Plettenberg auf einen halben Reichstaler festgesetzt wurde. Die Gutsherrschaft hatte auch die Lehrer anzustellen.
Im Jahre 1767 wurde in der späteren Vikarie eine Franziskanermission errichtet. Die beiden Patres, später einer, hatten außer der Seelsorge auch die Schule zu verwalten. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts waren die bisherigen Schulräume in der Lammert’schen Besitzung Bahnhofstraße für die wachsende Kinderzahl um 1820 über 100 schulpflichtige Kinder entschieden zu klein geworden. Es wurde deshalb im Jahre 1832 unter großen Schwierigkeiten an der Schloßstraße ein neues Schulhaus erbaut .
. Die jetzige »alte Schule«, ein stattlicher Fachwerkbau, zunächst allerdings einstöckig und mit einem Klassenraum.
Bis zum Jahre 1863 sind hier in Hovestadt übrigens auch die Kinder aus dem westlichen Teil von Schoneberg unterrichtet worden. 1878 wurde durch Ausbau des Schulgebäudes nach Süden das 2. Klassenzimmer geschaffen. Bei einer Kinderzahl von ca. 120 Köpfen konnte die Schule nunmehr zweiklassig gestaltet werden. Im Jahre 1906 wurde das Schulhaus, bisher einstöckig, durch Aufsetzen des 2. Stockwerkes ausgebaut und die Lehrerwohnung dadurch bedeutend vergrößert.
Frühjahr 1930 ward (zunächst behelfsmässig) die dritte Klasse errichtet, durch Abtrennung von der Lehrerwohnung auch das dritte Klassenzimmer fertiggestellt. Gleichzeitig wurde auch ein Teil des Schulgartens als Spielplatz eingerichtet.
Da die Räume jedoch nicht mehr den modernsten Ansprüchen genügten, trug man sich schon länger mit dem Gedanken eines Schulneubaues. 1936/37 wurde dieser Plan in die Tat umgesetzt, nachdem man sich nach Überwindung einiger Schwierig- keiten auf den Löttenkamp-Platz geeinigt hatte. Der Neubau enthält drei geräumige, helle Klassenzimmer, Lehrer- und Lehrmittelräume, Brausebad und eine geräumige Lehrerwohnung, dazu einen aus- gedehnten Kinderspielplatz. Am 23. April 1938 fand die kirchliche Weihe und die Übergabe statt. An der 3- klassigen Schule wirken drei Lehrpersonen. Das starke Anwachsen der Schülerzahl durch Evakuierte seit 1942 und Ostvertriebene seit 1945 machten Frühjahr 1947 die Einrichtung der 4. Klasse und Anstellung der 4. Lehrkraft notwendig. Erwähnt sei noch, daß Hovestadt von 1872-1881 eine Rektoratsschule (b. Grundhoffs) besaß, dieselbe ging dann nach Herzfeld und später auch eine Töchterschule hatte.
Im vorigen Jahrhundert hatte auch die jüdische Gemeinde in Hovestadt (um 1855 95 Seelen) neben der Synagoge eine eigene jüdische Schule. Zur Weiterbildung der Handwerkslehrlinge bestand in Hovestadt eine gewerbliche Fortbildungsschule unter der tüchtigen Leitung des Lehrers Karl Hesse.
Bemerkt sei hier noch, daß das alte Schulhaus an der Schlossstraße nach Fertigstellung der neuen Schule 1938 vom Grafen der Gemeinde geschenkt und als Kindergarten genutzt wurde, später als Mietwohnhaus, Bibliothek, Jugendheim u. a.
Nach der im Jahre 1969 erfolgten Zusammenlegung der restlichen 8 Gemeinden des bisherigen Amtes Oestinghausen mit Herzfeld, Lippborg und Brockhausen zur neuen Großgemeinde Lippetal wurde hier auch das Schulwesen grundlegend radikal geändert. Die bisherigen zahlreichen Dorf- und Kirchspielschulen wurden zu einer 23klassigen Zentralschule in Herzfeld zusammengefaßt.
Lediglich in Oestinghausen und in Lippborg blieben Grundschulen für die unteren Jahrgänge bestehen. Ende April 1977 wurde die alte Volksschule abgerissen, nachdem dieselbe als »baufällig« erklärt war.
Eine Kulturschande für Hovestadt! (Chronik A. Adrian)
Hovestadt hat seit 1972 keine eigene Schule mehr!
Die Kinder werden mit Schulbussen zu den Bildungsstätten gefahren. - Ob diese Umgestaltung ein echter Fortschritt ist, wird sich erst in einigen Jahren erweisen. Eine negative Seite ist jedenfalls klar. Das persönliche Verhältnis, welches bisher zwischen Elternhaus und Lehrpersonen bestand und nicht unwesentlich bei der Kindererziehung mitspielte, ist jetzt völlig ausgeschaltet!
Die alte Rektoratschule von Hovestadt-Herzfeld
Sie wurde um das Jahr 1872 unter dem damaligen Rektor Kleffner gegründet und war damals gut besucht. Später (1889) ging sie dann wieder ein, und es wurde um 1910 die Rektoratschule in Herzfeld gegründet. Diese alte Rektoratschule stand auf dem Kirchplatz in Hovestadt und wurde wegen des Kirchenneubaus 1932 abgebrochen. Sie war Eigentum des Fotografen Franz Dreyer.
Verdienstvolle Lehrer-/innen in Hovestadt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Bernhard Schulte, geb. 20.9.1839 in Ostinghausen, Lehrer in Hovestadt von 1863-1894, gest. in Hovestadt 10.4.1894.
Josef Rieps, geb. 1.12.1853 in Metelen Krs. Burgsteinfurt, Lehrer in Hovestadt 1878-1911, II. Klasse, gest. 30.9.1927 in Metelen.
Karl Hesse, geb. 11.8.1870 zu Schmallenberg, Lehrer in Hovestadt von 1894 -1932, 1. Klasse, gest. 5.6.1932 in Hovestadt.
Heinrich Köller, geb. 14.01.1888 zu Börning, Krs. Dortmund, Lehrer in Hovestadt von 1911-1918, II. Klasse, gest. 29.5.1918 in Hovestadt.
Fritz Böhmer, geb. 02.03.1899 zu Oestinghausen, Lehrer in Hovestadt von 1933-1956, 1. Klasse, gest. 13.05.1973 in Bremen a. d. Haar.
Fritz Zyprian, geb. 19.11.1899 in Qestinghausen, Lehrer in Hovestadt von 1950 - ? gest. 07.07.1968.
Namentlich erwähnt seien noch die nachstehend aufgeführten Lehrpersonen, welche in den letzten 30 Jahren segensreich hier wirkten: Lehrer Karl Steinbach, Lehrerin Frl. Lochowitz, Lehrerin Frl. Kruse, Lehrerin Frl. Elisabeth Jasper, Lehrer Friedrich Huckebrink.
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