Spukgeschichten und Anekdoten

...wie unsere Großeltern und Ahnen sie erzählten

Über das Unwesen des “weißen Gespenstes”

Welche dunkelen Mächte früher am Tochtroper Wegekreuz ihr Unwesen trieben, wie junge Burschen diesen Spuk für ihre Scherze ausnutzten und wer diesem Treiben ein Ende bereitete, das erzählt Theresia Herting aus Eickelborn.

Ein Wegekreuz steht an der Straße von Bad Sassendorf- Ostinghausen über die Schoneberger Ortsmitte weiter nach Lippetal- Hovestadt. Umgeben von zwei hohen Winterlinden erinnert es an die frühere Bauernschaft Tochtrop und seine Kapelle, In den letzen Monaten wurden die im Laufe der Jahre morsch gewordenen Kreuzbalken gegen ein Holzkreuz ausgetauscht.
Zuvor entwendeten unbekannte Diebe außerdem vor einiger Zeit den wertvollen Kreuzkorpus. Alte Leute aus Lippetal- Schoneberg wissen noch, daß vor zirka 80 Jahren anstellte eines damals altersschwachen Kreuzes das jetzt entfernte feierlich errichtet wurde.

 

 

Tochtrops Kreuz

 

 

In den alten Heberegistern des Klosters Essen- Werden taucht der Name „Thokthorpe", die frühere Schreibweise von Tochtrop als Unterhofbesitz des Schulten Haupthofes in Lippetal-Herzfeld  bereits auf. Der Herzfelder Schultenhof soll ein Geschenk Karls des Großen an die Heilige St. Ida von Herzfeld sein. Sie lebte von 792 bis 825 dort. Bereits 898 gelangte dieser große Hofverband - der Haupthof von Herzfeld - in den Besitz des Klosters Essen- Werden.

Eine Karte von 1758 verzeichnete noch an dieser Wegeecke, dem Kreuzstandort in Lippetal- Schoneberg, eine Kapelle. Kapellen- Patron war mit größter Wahrscheinlichkeit St. Antonius, der Einsiedler. Zusätzlich auf der Geländekarte von 1758 gibt es die St-Johannes-Kapelle in Schoneberg- Ortsmitte. Der uralte Postweg durch die Schonebergerheide verlief von Lippstadt kommend nach alten Karten - insbesondere bei Hochwasser - hier an der Wegekreuzung vorbei durch das „Krimperland" in Richtung des heutigen St.- Ida- Altersheims Lippetal- Hovestadt  und  führte weiter nach Hultrop. Im 18. Jahrhundert fand wohl die gewaltsame Zerstörung des kleinen Gotteshauses in Tochtrop statt.

Ruhelose Geister kommen an die Stätte der Schande zurück

Die mündliche Überlieferung berichtet: „Seit Jahrhunderten diente diese Kapelle den Reisenden auf der alten Straße als Gebetsstätte zum kurzen Verweilen und der Bauerschaft Tochtrop als Hof- Kapelle. Die Bewohner der Bauerschaft läuteten täglich zum Engel des Herrn das Glöckchen im Turm. Auch erklang sie beim Tode der Menschen von Tochtrop."
Als Alarmglocke diente sie bei Feuer, Unwetter und Überfällen von Banditen und umherstreunenden fremden Soldaten. Geheimnisvoll erzählten alte Frauen aus Lippetal- Schoneberg in der Zeit von schlimmen Räubern und bunt gekleideten fremdländischen Personen, die die Kapelle zerstörten.
Als ruhelose Spukgeister kehrten die Unholde, so glaubten die Ahnen, in den Vollmondnächten, besonders in den dunklen Monatsnächten des Jahres, an die Stätte ihrer Schandtat zurück.

Das kleine Glöckchen glaubte man noch während der Herbststürme klagen zu hören. Die nächtlichen Wanderer erschreckten diese bösen Geister mit ihrem lauten fremden Geschrei und Gegröle. Um Mitternacht jedoch verschwanden sie wieder.

Verschiedentlich trieben gegen Ende des 19. Jahrhunderts einige junge Burschen aus Schoneberg als   „Gespenst"  verkleidet  mit weißen Bettlaken in der Nähe des Wegekreuzes in den Vollmondnächten ihr Unwesen. Sie verängstigten hiermit hauptsächlich junge Schoneberger Frauen.
Einen Bauern von einem Schoneberger Hof ärgerte dieses Treiben. Während der Nacht legte er sich mit einer geladenen Schrotflinte auf die Lauer. Beim Erscheinen des sogenannten „weißen Gespenstes" schoß er nach Anruf hinter der flüchtenden Gestalt her, ohne aber zu treffen.

Seither hörte die Spukerei am Tochtrops- Kreuz auf, Doch die heutige Generation interessiert sich wieder für die alten Spukgeschichten, und so leben diese alten Geschichten weiter.

(Quelle: Soester Anzeiger vom 15.10.1988)