Wegekreuze


Erbarmen mit einem Kruzifix
Korpus morsch, Arm ab: Paul Bock machte maroden Jesus wieder heil

Lippetal-Bünninghausen. (dümi) Das mochte Paul Bock nicht länger mit Ansehen. Das Kruzifix am Wegesrand der Bünninghauser Straße drohte immer mehr zu verfallen. Der Anstreicher vom Alten Hellweg griff daher zu Spachtel, Mörtel, Pinsel und Farbe und machte sich daran, ein hundertjähriges Religionssymbol wieder auf Vordermann zu bringen. Kurz vor Ostern wurde erst einmal der abgebrochene Arm des hölzernen Heilands wieder angebracht.

 Doch damit war es dem 77jährigen Anstreicher noch lange nicht genug. Für Paul Bock war der Verfall des Wegkreuzes inzwischen eine ganz persönliche Angelegenheit geworden. Unmittelbar in der Nähe des Kruzifix stand schließlich sein Elternhaus und schon in seiner Jugend hatte der gläubige Junge dort regelmäßig Blumen gepflanzt. Bereits vor 25 Jahren hatte sich Paul Bock einmal um den Erhalt des Kreuzes gekümmert.

 Also ließ sich der Mann auch diesmal nicht lange bitten. Bei der Gemeinde Lippetal fand er schnell Zustimmung zu seinem Projekt und so machte er sich mit viel Idealismus daran, das gesamte Wegekreuz zu erneuern, Allerdings war sich Paul Bock dabei seiner begrenzten Möglichkeiten bewußt, denn einerseits ist er kein Restaurator, andererseits war das Holz des Kruzifix schon derart angegriffen, daß eine solide Arbeit hier kaum mehr zu leisten war.
Mit viel Liebe zum Detail und zu seiner Erinnerung an die Jugend, machte sich der rüstige Rentner an die Arbeit.
Der Sockel wurde an den gebrochenen Fugen neu verputzt: Das Kreuz wurde gereinigt, der Korpus wurde instand gesetzt. Schließlich griff der Anstreicher zu Pinsel und Farbe und verschaffte dem gealterten Glaubenssymbol einen neuen dunkelbraunen Anstrich. Zuletzt wurde dann auch noch die besinnliche Inschrift auf der Tafel mit weißer Schrift erneuert und lesbar gemacht.
„Steh, Wanderer still, auf Deinen Pilgerpfade, es grüßt Dich hier des Kreuzes hehres Bild. Laß nicht vergebens Dich zum beten laden, schau an das Antlitz, schmerzvoll und doch mild. Gottes Sohn am Kreuz trägt fremde Schuld, trage Mensch auch Du, Dein Kreuzlein mit Geduld."
Geduld hat Paul Bock übrigens genug bewiesen, denn viele Stunden verbrachte er bei seinem Herrn Jesus unter der prächtigen Linde und erweckte das sterbende Kleinod zu neuem Leben. Sein fester Wille: das Monument in Bünninghausen soll ihn selbst noch überleben. Da bleibt ihm vorerst einmal zu wünschen, daß ihm sein Werk persönlich noch lange Freude und Lebensmut machen wird.

                                                                                                 Soester Anzeiger vom 02.10.1998

Erbarmen mit einem Kruzifix-SA-02-10-1998

Das 100jährige Wegekreuz in Bünninghausen erstrahlt in neuem Glanz. Paul Bock hat keine Mühen gescheut, diese Erinnerung an seine frühe Jugend lebendig zu erhalten.
                        Foto: Jennifer Holtschulte