Maler und Dichter der Heide

Was Wunder, wenn von dieser Heide Künstlernaturen angezogen wurden, um hier ihren friedvollen, friedfertigen Neigungen nachzugehen, um — wie es der Arzt- Maler Dr. Ferdinand  H ü r t e n  tat — Duft und Charakter der Landschaft auf die Leinewand zu übertragen (vergl. Bilder).

Verwunderlich ist nur, daß sich hier keine Künstlerkolonie zusammengefunden hat wie in Worpswede, wo Dichter und Maler von hohem und höchstem Range schöpferisch leben. Weil ein echter Künstler kunstbesessen und kunstbeflissen gezwungen ist, sich ganz der Kunst hinzugeben, so wurde aus dem Arzt- Maler Hurten ein Maler- Arzt. Nach dem zweiten Weltkriege gab Dr. Hurten den Arztberuf auf und lebt seitdem ganz der Malerei an der Seite seiner als Internistin praktizierenden Frau in Münster, ebenda, wo er 1893 geboren wurde.


Aber sein Künstlerheim steht noch Immer in der Schoneberger Heide, und selbst die winterlich unbewohnten, kalten Räume sind vom Sommer her durchdrungen von dem lebensfreudigen Hauch des kunstbegabten naturliebenden Psychiaters, der auch als Bildnismaler  erdgebunden  ist  und  sich nicht in Gegenstandslosigkeit vom Irdischen loslöst. Das wird an seinen Frauen und Kinderbildnissen ganz deutlich.

Hier führt der Arzt dem Maler den Pinsel, der Seelenkundige dem Tafelbildner. Und statt nach neuen Formen und Malmethoden zu suchen, sucht dieser Heidemaler im Menschenantlitz mit dichterischer Eingebung und ärztlicher Einfühlung das Bessere seines Wesens. Man wird das überzeugend gewahr an vielen Landfrauen- Bildern die einem in den Bauernhöfen der Schoneberger Heide oft begegnen und dem Fremdling mit berechtigtem Stolz gezeigt werden. Es sind durchweg Bildnisse, die edles Menschentum zeigen und Achtung gebietende Vornehmheit ausströmen, die tief in der Lauterkeit des Heidecharakters wurzelt.


 

   Schoneberger Heidebild (oben)
   S-W- Aufnahme, Archiv Heihoff

   Ölgemälde von Ferdinand Hürten (Privatbesitz)

 

 


Der Arzt und Maler der Heide war aber auch ihr Dichter. Hier seine „Mondnacht":

Gegangen bin ich durch die Nacht / Ganz einsam, ein Verlangen sacht /
Steigt auf nach Ruhe. — Mich umschmiegt / Das weiche Moos, die Heide liegt /
Im Mondenschein. Mit schmalem Saum / Der Wald sich fern verliert, und kaum /
Bewegt von lauer Luft stehn stumm / Und groß vorm nahen Blick ringsum /
Die Gräser. Sonst Unendlichkeit / Von mattem Licht! Da tut sich weit /
Die Seele auf. Und angesichts / Des Himmels sinkt die Welt ins Nichts. /
Nach Sternen greifen meine Hände / Im Suchen, wo ein Halt sich fände..."


                                                                                                         (Zeitungs- Ausschnitte 1961 aus: Soester Anzeiger)