Als Märtyrer verehrt

Rita Johannleweling stellt auf den Philippinen Nachforschungen über die
Missionstätigkeit des verwandten Bischofs Wilhelm Finnemann an.


HULTROP In der Gemeinde Lippetal hat er den Menschen viele schöne Erinnerungen hinterlassen, in den Philippinen wird er heute sogar als Märtyrer verehrt. Die Rede ist von Bischof Wilhelm Finnemann, dessen Großnichte nun - knapp 60 Jahre nach dessen Tod - eine Reise in die Vergangenheit antrat.

Sieben Wochen auf den Philippinen

Vor rund zwölf Monaten verbrachte Rita Johannleweling sieben Wochen auf den Philippinen - hauptsächlich auf der Insel Mindoro, und dort in der Stadt Calapan City, Wo Wilhelm Finnemann zwischen 1912 und 1942 mit vierjähriger Unterbrechung insgesamt 26 Jahre gewirkt hatte.

Am vergangenen Mittwoch weckte die Kölnerin im St.-Barbara-Pfarrhaus in Hultrop mit einem Diavortrag über ihre Reise die bei vielen noch schlummernden Erinnerungen an die Geschichten über den großen Sohn  der Gemeinde.

Rund 50 alteingesessene Lippetaler, aber auch einige auswärtige Gäste, füllten den Seminarraum und lauschten mit Freude den interessanten Erzählungen Rita Johannlewelings. Mit des Bischofs Neffen Bernhard Finnemann und seiner Ehefrau Anneliese waren auch zwei weitere Verwandte aus dem Elternhaus des Priesters zugegen, die bei aufkommenden Nachfragen gerne mit präzisen Auskünften weiterhalfen. Viel mussten sie aber gar nicht verraten, denn den meisten Lippetalern ist der Werdegang Finnemanns ohnehin bestens bekannt. Seine Frömmigkeit, sein Einsatz für die Armen, aber auch seine exzellenten Fremdsprachenkenntnisse haben ihn im Gedächtnis bleiben lassen. 1942 wurde der Bischof, den die Japaner für einen amerikanischen Spion gehalten hatten, ermordet, seither hat er auf der anderen Seite des Globus den Status eines Märtyrers inne

Die Neugier habe sie gepackt, erzählt Rita Johannleweling, über einen Studenten der Steyler Missionare sei die Beziehung zu den Philippinen zustande gekommen, wo die Heilpädagogin Nachforschungen über das Leben des ersten dortigen Weihbischofs angestellt hat.

Märtyrer-Diavortrag02
  
  Rita Johannleweling (Mitte) weckte mit ihrem Diavortrag
  so manche schlummernde Erinnerung.
  Mit von der Partie war auch Bernhard Finnemann,
  ein Neffe des Bischofs, mit Ehefrau Anneliese
                                Foto: Soester Anzeiger, Haag



“Habe ganz viel für mich gelernt"

Was sie gesehen hat, wird sie für immer in Erinnerung behalten. „Ich habe ganz viel für mich persönlich gelernt, bin mit offenen Armen empfangen worden und habe jede Menge über den Bischof in Erfahrung bringen können", sagt Rita Johannleweling.

Heute seien im fernen Osten Kirchen nach dem Lippetaler Priester benannt, auch eine christliche Organisation auf Mindoro trage seinen Namen. Der Bischof-Finnemann-Center setze sich für Menschenrechte ein, halte die Kultur aufrecht und unterstütze die armen Mangyaneh, die Ureinwohner der Philippinen. Die Missionarstätigkeit Wilhelm Finnemanns stößt in Rom nicht auf verschlossene Augen und Ohren. Die philippinische Bischofskonferenz hat vor einigen Jahren den Antrag auf Seligsprechung des Bischofs gestellt, der zurzeit noch läuft.

Jede Menge Fotos hat Rita Johannleweling auf ihrer Reise geschossen, rund 100 Dias präsentierte sie am Mittwoch den Lippetaler Zuhörern. Auch zwei Zeitzeugen, die sich noch bestens an Wilhelm Finnemann erinnern können, hat sie auf den Philippinen getroffen. Einer von ihnen war als Sechsjähriger vor Ort, als der Bischof in Gefangenschaft genommen wurde. In den Köpfen der meisten Lippetaler wird dieser genauso gegenwärtig bleiben, wie in denen der Mangyarien, die ihn als Heiligen verehren. Auf Wilhelm Finnemann kann die Gemeinde Hultrop stolz sein, «hg
                                                             Aus: Soester Anzeiger vom 10.08.2001