Bau- und Kunstdenkmäler in Westfalen / Kreis Soest

Hovestadt

Der Flecken Hovestadt mit dem Schlosse gleichen Namens, welcher auf den ursprünglich Neustadt genannten Ort erst später übergegangen ist, liegt im Amte Oestinghausen. Als feste Landesburg der Kölner Erzbischöfe ist Hovestadt urkundlich nachweisbar seit der Mitte des 13. Jahrhunderts.1

Während des ganzen Mittelalters spielte es in Folge seiner strategisch wichtigen Lage an dem aus dem Erzstifte Köln in das Stift Münster führenden Lippeübergange in allen größeren Fehden der näheren Umgegend eine bedeutende Rolle. Sehr häufig begegnen uns in den Urkunden die Erzbischöflichen Burgmänner, die castrensens oder castellani zur Hovestadt, welche in den innerhalb des Burgbezirks erbauten 7 Burgmannswohnungen hausten und mit ihren Mannen die ständige Besatzung der Burg ausmachten. Ob zu diesen Burgmännern auch die Herren von Hovestadt oder von der Hovestadt gehörten, welche wir seit 1231 mehrfach in Urkunden des 13. Jahrhunderts antreffen, geht aus diesen nicht hervor.

Als Inhaber von Hovestädter Burgmannssitzen werden uns genannt die von Plettenberg, von Wrede zu Willinghausen, von Eickelborn, von dem Rodenberge, von Warstein, von Kettler, von Hoberg, von Berninghausen, von Meschede, von Schüngel, von Hanxleden, Wolff von Lüdinghausen u.a.

1292 verspricht der Graf Ludwig von Arnsberg den Soestern, allen Schaden, der ihnen bei seiner Fehde mit den Hovestädter Burgmännern von seiner Partei zugefügt sei, zu ersetzen. 1301 wird Hunold von Plettenberg, Droste zu Hovestadt, vom Grafen Engelbert von der Mark und dessen Lehnsmann, Berthold von Lünen, Drosten zum Hamm, bei Hovestadt in einem Treffen belegt.

1303 wird Hovestadt von den Markanern nach längerer Belagerung eingenommen und zerstört, aber schon kurz nachher von dem Kölner Erzbischof Wigbold von Holte mit besonderer Festigkeit wieder aufgebaut. 1309 geben die Soester zum Bau einer neuen Brücke bei Hovestadt eine ansehnliche Summe Geldes, wogegen sich die Burgmänner verpflichten, von keinem Soester Angelt (Weggeld) zu nehmen, noch den Feinden der Stadt Soest den Paß zu verstatten, andernfalls sollten die Soester das Recht haben, die Brücke niederzureißen.



                Siegel der Hovestädter Burgmannschaft von 1310.
                Im Stadtarchiv von Minden 24. Umschrift.



 

1346 ist die Hovestadt schon wieder vollständig zerstört, weshalb der Erzbischof Walram von Köln dem Hermann von Plettenberg, damaligen Amtmann zur Hovestadt, aufträgt, „ein new steinin hus“ mit Wällen und anderen Befestigungen zu erbauen.

Zeitweise war die Burg auch zum Theile im Besitz des Bischofs Otto von Münster, der der unterstützt von dem Edelherrn Simon von der Lippe Hovestadt belagerte und den Erzbischof von Köln zwang, ihm die Hälfte der Burgmannssitze abzutreten.

Ein besonders wichtiger Waffenplatz wurde Hovestadt zur Zeit der Soester Fehde, wo die in demselben liegende erzbischöfliche Besatzung der Stadt Soest großen Schaden zufügte. 1560 ist die Burg wieder vollständig verfallen und wird deshalb 1563-1572 von Goswin Kettler, dem damaligen Inhaber des erzbischhöflichen  Burglehens wieder aufgebaut.2 Die zu dem Schloß gehörenden Vorgebäude sind im 18. Jahrhundert erbaut worden. Die von Kettler, vor denen die von Spiegel zum Desenberge, die von Plettenberg und die von Oldendorp als Inhaber des erzbischöflichen Burglehens genannt werden, blieben im Besitze des Gutes, bis 1649 die Hovestädt’sche Linie der Kettler im Mannesstamme erlosch. Ottilie, die Erbtochter des Geschlechts, brachte Hovestadt nebst Assen und Heidemühlen an ihren Mann, den Obristlieutenant Gottfried Freiherrn von Heiden, Herrn von Schönrad und Boke. Von der Familie von Heiden wurde Hovestadt 1710 an den Grafen Friedrich Bernhard von Plettenberg-Lennhausen verkauft, jedoch der Besitz des Gutes erst 1733 von der Witwe dieses, der Gräfin Agnes Sophia, angetreten, weil nach dem Kaufvertrage die Witwe von Heiden noch auf Lebzeit die Nutznießung des Gutes hatte. Seitdem befindet sich Schloß Hovestadt im Besitze der Grafen von Plettenberg-Lennhausen.


1)   Der allerdings urkundlich nicht belegbaren Tradition zu Folge hat schon der Graf Eckbert, der Stammvater des sächsischen Kaiserhauses, hier eine Burg gebaut und mit seiner dem Geschlechte der Karolinger entsprossenen Gemahlin Ida in derselben gewohnt. Diese älteste Burg soll östlich von dem heutigen Schlosse an der Stelle des sogenannten Altenhofes gelegen haben. Als Egbert und Ida ihre Herzfelder Besitzungen 898 dem Kloster Werden schenkten, sind vielleicht auch ihre südlippischen Güter Eigentum dieser geworden, wenn auch erst die Ausübung der Belehnung mit dem Althofe durch das Kloster sich um 1330 an urkundlich nachweisen läßt. 1352 werden die von Kettler von dem Abte von Werden damit belehnt.
In Folge der Säkularisation von Werden wurde 1803 der König von Preußen Lehnsherr des Althofes.

2)   Der Baumeister war ein gewisser Laurenz von Brachum, dessen sich auch die Soester als Festungsbaumeister
bedienten.
 (Siehe auch:  Hovestast - Mein Elternhaus von Graf Bernhard v. Plettenberg-Lennhausen)      
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In: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen - Kreis Soest  bearbeitet von A. Ludorff.  Münster 1905