Das ehemals adelige Haus Brockhausen

Nur noch die Glocke von 1608 vorhanden

Wenige Meter vom Ufer der Ahse entfernt liegt das ehemalige Rittergut Haus Brockhausen in der heutigen Gemeinde Lippetal.

In frühen Zeiten gehörte das Gut der ritterbürtigen Familie von Brockhausen und kam dann an die von Plettenberg. Im Jahre 1412 verkauften Heidenreich von Plettenberg und seine Kinder das Gut dem Johann von Oldenbreckerfeld (= Altenbreckerfeld). 1511 erwarb der Soester Bürgermeister Johann von Esbeck Brockhausen von den Brüdern Heinrich und Gerwin von Oldenbreckerfeld. Im Jahre 1668 bestimmte Goswin von Esbach (= Esbeck) durch Testament, daß Brockhausen zum Fideikommißgut (= unveräußerliches Erbgut) wurde.
Als die vier Söhne Goswin von Esbachs gestorben waren, erbte die Tochter Anna Maria Elisabeth (geb. 1708) den Rittersitz an der Ahse. Sie war mit Johann Florenz von Krane zu Matena (1653 bis 1717) verheiratet. Ihre ältere Schwester hatte 1679 auf ihr Erbrecht verzichtet. Als diese 1680 Johann Goswin von Dolffs heiratete, erklärte der Ehemann den Verzicht seiner Frau für unwirksam und erhob Ansprüche auf Brockhausen. Der langwierige Rechtsstreit wurde erst 1692 durch einen Vergleich beigelegt.

                 Das barocke Herrenhaus von 1752 mußte im Jahr 1970 wegen Baufälligkeit abgerissen werden.


Familie v. Krane Besitzer

Der im Jahre 1692 geborene Franz Dietrich Florenz von Krane erbte Brockhausen  und  heiratete   1723 Katharina Maria von Menge. Der älteste Sohn aus dieser Ehe, Dietrich Johann Franz (geb. 1725), wurde Eigentümer des Rittergutes. Er war mit Luise Vrintz von Treuenfels verheiratet und vererbte das Gut seinem Sohn Alexander, der in erster Ehe mit Auguste von Ganzer und nach deren Tod mit der Reichsgräfin Maria Anna von Plettenberg- Lenhausen (geb. 1769) verheiratet war. Der Sohn aus der zweiten Ehe, Joseph, trat die Nachfolge seines Vaters auf Brockhausen an. Er war seit 1832 mit Agnes von Lilien aus Werl verheiratet.










          Adolf von Kleinsorgen mit seiner
          Frau Charlotte, geb. Eickholt.












Das Ehepaar hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Da beide Söhne früh starben, erbte Tochter Auguste (geb. 1838) das Rittergut Brockhausen. Sie heiratete 1863 Maximilian von Kleinsorgen (1832 bis 1898) aus Schüren. Der Name von Kleinsorgen blieb nun auf Brockhausen bis zum Jahre 1958, als Karl-Sturm von Kleinsorgen (geb. 1910) sein Gut dem Friedrich Hautkapp (1900 bis 1963) aus Bochum-Querenburg verkaufte. Die Familie von Kleinsorgen zog nach Münster.


Aussiedlerhof

Friedrich Hautkapp erwarb das Gut, da der Hof seiner Familie dem Universitäts-Neubau in Bochum weichen mußte. Brockhausen hat elfte Größe von 107 Hektar, darunter 5 Hektar Wald. Der Sohn von Friedrichskoog in Dithmarschen. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Friedrich (1963), Bernd (1966), Birgit (1968) und Silke (1973). Sohn Bernd wird Nachfolger seines Vaters auf Brockhausen. Der Schwerpunkt der Landwirtschaft liegt zur Zeit auf Getreide- und Zuckerrübenanbau. Der Kuhstall wurde 1969/70 abgeschafft, und das Dauergrünland wurde umgebrochen und drainiert. Die Wirtschaftszweige Schweinezucht und Schweinemast wurden 1990 aufgegeben, und im Januar 1991 stellte man auf Hähnchenmast um.


Barockhaus abgerissen

Das barocke Herrenhaus aus dem Jahre 1752 wurde 1970 wegen Baufälligkeit abgerissen. Große Teile der Rokokoausstattung wurden im Erbdrostenhof (Westf. Amt für Denkmalpflege) eingebaut. Das bedeutende Kaminbild des Hauptsaales (Ölmalerei auf Leinen, 179 x 108 cm) stellt das unglückliche babylonische Liebespaar Pyramus und Thisbe dar (Ovid, Metamorphosen 4,55-166). Es befindet sich heute in Paderborner Privatbesitz. Der unbekannte Maler hatte - entsprechend der Mode der Zeit - auf eine französische Vorlage zurückgegriffen.
Das Herrenhaus war ein Fachwerkgebäude. Die dem Hof zugewandte Ostseite war verputzt, während die Westseite aus Sichtfachwerk bestand. Die umfangreichen Gräften wurden nach und nach zugeschüttet.

Als letztes Relikt aus der alten Zeit befindet sich am Wohnhaus-Neubau (1962) der Familie Hautkapp eine alte Glocke aus dem Jahre 1608. Sie gehörte zur Uhr des alten Herrenhauses, die ihren Platz am Giebeldreieck hatte und stammt vermutlich vom Vorgängerbau. Der obere Teil der Glocke ist verziert mit fünf Engelsköpfen und fünf lippischen (?) Rosen. Ihr unterer Durchmesser beträgt 38 Zentimeter und der obere 22 Zentimeter. Die Glocke weist eine Gesamthöhe von 32 Zentimetern (ohne Krone) auf und wurde von außen angeschlagen.
Zum Gut gehören noch eine Scheune mit Wohnteil, die nach 1875 auf älteren Fundamenten errichtet wurde, ein neuerer Stall an der Südseite des Hofes, das Mühlengebäude und eine große Gerätescheune nordwestlich des Hofkomplexes. Das alte Mühlengebäude wurde um 1950 abgerissen.

Zum Gut Brockhausen gehört eine Eigenjagd. Friedrich Hautkapp und sein Sohn Bernd sind passionierte Jäger. Auch der Pferdesport (Reit- und Fahrsport) wird auf Gut Brockhausen gepflegt.
                                                                                                                                                           Helmut Platte


Aus: Soester Anzeiger März 1991.
Quellenangaben:
Paul Stein: Ein Heimatbuch für das Kirchspiel Dinker, Unterabschnitt Rittergut Brockhausen, 1934; Gothaisches Genealogisches Handbuch des Adels, Teil B, 91. Jahrgang 1941; Westfalen, 67. Band, 1989; Archiv Otto Peters, Brockhausen, und freundliche Auskunft von Frau Frauke Hautkapp und Herrn Otto Peters, Lippetal- Brockhausen.
Fotos: Archiv Otto Peters