Schoneberger Heide - Oase der Ruhe
Die Landschaft prägt hier das Wesen der menschlichen Gemeinschaft beispielhaft
Geselligkeitsmüde Menschen, die mit sich und der Natur möglichst allein sein möchten, denen der Autoverkehr die Nerven zerrädert, meiden die Zusammenballungen von Ausflüglern und wenden sich Gebieten zu, die vom motorisierten Menschen weniger erschlossen sind. Zu einem solchen Gebiet gehört noch die Schoneberger Heide im Kreisgebiet, eines jener stillen Fleckchen Erde, entlang der Lippe zwischen Hovestadt und Eickelborn, die von Jahr zu Jahr weniger werden. Der hier die Heide in ihrer ganzen Länge durchschneidende alte, mit Birken bestandene Postweg Hamm-Lippstadt läßt noch etwas von jener geruhsamen Romantik ahnen, die vor einem halben Jahrhundert von den Lippewiesen mit sonnigen Morgennebeln aufstieg und über die mit Weiden und Baumgruppen bestandenen Heideflächen hinweg sich in den schattigen angrenzenden Waldungen mit dem Abendnebeln verlor.
Zwar hat der Erwerbssinn des Menschen auch vor der Heide nicht haltgemacht. Südlich des Postweges schweift das Auge ungehindert weit über Ackerland und. Felder, auf denen heute Dieselschlepper das Pferd verdrängten und Amselsang, Lerchenlied und Finkenschlag mit monotonem Rhythmus überdonnern. Doch nördlich des Postweges, zur Lippeniederung blieb die Heide erhalten. Hier verwehren ursprüngliche Feldwege gummibereiften Rädern die Zufahrt. Der Mensch darf sich dieses Stückchen Heide noch aus eigener Kraft erwandern.
Dann aber umfängt ihn für die kleine Mühe erholsamer Lohn, natürliche Ruhe — geruhsame Natur. Grünende Viehweiden sind gleichermaßen auch beruhigende Augenweiden. Auf den viereckigen Fehlern der Koppeln wandern Kühe; Pferde und Federvieh lautlos und gemessen durcheinander wie Figuren des königlichen, lärmlosen Schachspiels. Windbrechende Gehölze, Baumgruppen, Weiden und Pappeln verbinden die Heide mit dem Himmel, der sich wie eine Glocke über die Lippeniederung weit in den nach Beckum zu ansteigenden Nachbarkreis wölbt und auf einer schmalen ansteigenden Nachbarkreis wölbt und auf einer schmalen ansteigenden Waldkante aufliegt. Weit jenseits des Flusses leuchten aus staubfreiem, saftig duftendem Wiesengrün einzelne blaßrote Tupfen der Ziegeldächer, die mit den weißen Wattebäuschen am blauen Himmel ein munteres, harmonisches, dem Wanderer wohltuendes Farbenspiel bieten.
Heide-Aufteilung 1820
Bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein war die Schoneberger Heide noch Gemeineigentum. 1820 wurde sie, nachdem sie bis dahin hudemäßig genutzt worden war, aufgeteilt. Es gibt aus dieser Zeit in Gemeindebesitz noch eine Aufteilungskarte. In ihrer linken unteren Ecke sind die an der Aufteilung Beteiligten aufgeführt. Im Hinweis darauf heißt es wörtlich: “Charte der im Amt Oestinghausen belegenen Schoneberger Gemeinheiten, aufgenommen im August 1819 und getheilt im April 1820." Es werden dann die Namen der 44 Berechtigten mit ihren Anteilen (in Klammern) aufgeführt:
1 Wortmann (1 + 13); 2. Peters (2+15); 3. Berens (3+14); 4. Buecker (4+11); 5. Hehse (5+12); 6. Stricker (6+10); 7. Löher (9+7); 8. Dahlmann (8+28); 9. Th. Luhmann (16); 10. Cyprian (17); 11. Buries (18); 12. Cord (19); 13. Georg Luhmann (20); 14. Forstmann (21); 15. Llnhof (22); 16. Frerich (23); 17. Noelle (24); 18. Humbrechting (25); 19. Bielefeld (26); 20. Gemeinheits-Kamp; 21. Obersterath (27); 22. Tochtrop (29); 23. Berse (30); 24. Reinecke (31); 25. Frische (32); 26. Boehmer (33); 27. Fuestker-Pöpser (34); 28. Junghans (35); 29. Vohs (36); 30. Niederstrath (37); 31. Westholt (38); 32. Ostfeld (39); 33. Stroetker (40); 34. Poeline (41); 35. Cree, heute Karl Bergler (42); 36. Schulte (43); 37. Becher (44); 38. Rinsche (45); 39. Wallmann (46); 40. Buschert (47); 41. Lammert (48); 42. Mertln (49); 43. Flecke (50); 44. Jocus (51).
Das also war die Uraufteilung von 1820. Inzwischen hat sich mancher Besitzwechsel eingestellt, so daß viele der ursprünglichen Besitzernamen verschwanden, andere hinzukamen, über hundert Jahre später wurde der alte Postweg Hamm- Lippstadt zur Kreisstraße ausgebaut (1927). Wo also einst schwere Postkutschen, mit zwei oder gar vier Pferden bespannt, Reisende und Postgut den einstigen Sandweg entlang befördern mußten, huschen heute Kraftwagen über die Hauptverkehrsader durch die Heide, an derem Rande jetzt kleine gepflegte Gehöfte beiderseits der Straße stehen. Sie alle gehören zur politischen Gemeinde Schoneberg, einem Dörfchen, das in südlicher Richtung, halbwegs zwischen Hovestadt und Ostinghausen, inmitten weiter Ackerflächen liegt. Etwa 530-540 Einwohner zählt das Dorf jetzt, von denen 323 wahlberechtigt sind.
(Zeitungs- Ausschnitte 1961 aus: Soester Anzeiger)
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