Das Spielmannsschemm

Schem(m) - verwandt mit Schemel - bezeichnet mundartlich einen hölzernen Steg über einen Graben oder auch eine kleine Bachbrücke aus Stein.

An einem solchen Rosenau-Übergang soll vor Zeiten ein allzu dreister Musikant untergegangen sein. Der mit der Gegend vertraute Landwirt Stephan Sander (1892-1980) konnte den Ort des Geschehens noch genau beschreiben, und die bruchstückhafte Überlieferung nimmt der Sage nichts von ihrer Merk-Würdigkeit.

Einst war ein Fiedler, der zu Dorffesten aufspielte, an einem Gewitterabend zwischen Weslarn und Brockhausen unterwegs. Das Unwetter, das sich über ihm zusammenbraute, hielt den forsch Dahinschreitenden nicht auf. Es wurde bald so finster, daß der Weg nur auszumachen war, wenn ein Blitz die Flur erhellte. Der einsame Wanderer aber wartete geradezu auf den nächsten Schlag. ,,Hohoho, blitsl" sagte er, so als stunde der Herr des Gewitters in seinen Diensten. ,,Blits mi!" forderte der Musikant die Mächte über sich auf, mit ihm zu spielen. Schließlich erreichte er den letzten Graben vor dem Dorf. Er wollte das Schemm überqueren, wähnte sich schon in Sicherheit und schrie: "Blits mi in'ne Kunte!" -Im gleichen Augenblick traf ihn der vernichtende Strahl.

Keiner hat den Unglückseligen je wieder gesehen. Wer zu nächtlicher Stunde an dem verrufenen Ort vorbeikam, beschleunigte seine Schritte. Manche wollten aus der Rosenau die Musik des Fiedlers, der keine Ruhe finden konnte, auch weiter gehört haben. Die Stelle hieß fortan das Spielmannsschemm.

Fritz-Otto Peters

 

Steinbruecke
 
Weiter östlich liegt im Renaturierungsgebiet der Rosenau - heute unzugänglich - eine kleine Bruchsteinbrücke, das Stüddingschemm.
                                                                                                 Aufn. des Verfassers von 1987

 

Vör hunnert Joahren un no miähr, do hiät se in Bettin no alle platt kuiert .. .

Na, lot us äuk no en bittken vertällen in user latwen, ollen Sprooke:

Anstruiker Becker was in Wiggerisen op diäm Schützenfeste wiäst. Hei har düftig fuiert un dobui kein Boierken un Schnäpsken iutloten, wat hei nit unbedingt betahlen mochte. Et was laate wuern un hei schutzkere säu sachte no Hoise hänne. En schwoar Gewitter däh sik an, un et flink all an ti blitzen un biusen. Bolle was hei bui Hiuse, do gaffl ne Schwierigkeit: Hei moch jo no öawert Schemm (kl. Steg). Un wat war dat duister!

Ower use Hiärrgoatt har en Inseihn mit iähm. Hei lau t ei blitzen, säu datt olle Becker en lück seihn konn. Alloin, dat Lächt was ti knapp; säu hännig konn hei jo nich ment läupen, dat hei mit oinem Rums üower dat Schemm komm un hei sägg:
“Hiärrgöttken, blitz no mol!”

Krach bumm, do laut use laiwe Hiärr no´n Blitz los un foots drop en Dunnerslag.

Säu kam hei glücklik üawer de Brügge un mente: “Niu Hiärrgöttken, niu kannste mi in de ... lecken.” Dat har usen laiwen Hiärrn woahl nich säu passet, düse Undankbarkeit un rumskedi siusere no en Blitz un en gewölligen Dunnersiag de ächterhiär.

“Hiärrgöttken, säu lääge har ik dat niu äuk wuier nit ment!”