Die Lippe als Transportweg
Zusammengestellt von August Bierhaus, Ahaus (Dezember 2005)
Schon im frühen Mittelalter wurde die Lippe als Transportweg genutzt. So mußte der Schulte von Herzfeld die Abgaben der dem Kloster zu Werden an der Ruhr eigenhörigen Höfe in Herzfeld bis Duisburg dem Schulten von Stochern an der Lippe übergeben. Nach einer Kaiserurkunde stellten die Schulten Herzfeld, Gundelshagen, Wenden und Sconenholte ein Schiff mit Ruderwerk und vier Ruderern um die Abgaben -Schweine, Schafe, Gänse, Fische, Getreide, Braumalz, Salz und Eier- zu transportieren.
Aus dem 17. Jahrhundert ist der Schiffstransport durch das Ziehen, Treideln genannt, nachweisbar. An den Ufern der Lippe wurden Treidelpfade angelegt. Mit Pferden, aber auch durch Menschenkraft wurden die Schiffe gezogen, wobei Schiffsknechte auf dem Schiff mit Staken für den notwendigen Abstand des Bootes vom Ufer sorgten und der Schiffsführer am Steuer mit lauten Rufen die Kommandos gab. Aus dem Jahre 1486 ist ein Plan des Herzogs von Kleve bekannt, der die Lippe in einen schifffahrtsgerechten Zustand mit Treidelpfaden zwischen den Territorien Kleve und Mark bringen wollte. 1649 und 1660 versuchte der Kurfürst von Brandenburg als Herr von Kleve und Mark, den Ausbau der Lippe mit einem Leinenpfad: Die märkische Stadt Hamm machte jedoch Bedenken gegen die hohen Unterhaltungskosten geltend.
Die Zeichnung ist von einem sogenannten “Schneckenberg” auf- genommen, einem künstlichen Hügel, von dem aus man einen guten Überblick über die völlig ebenen Gartenteile hatte.
Nachdem 1815 der gesamte Flußlauf der Lippe durch Kongreßbeschluß von Wien preußisches Staatsgebiet geworden war, regelte seit 1817 eine Strom- und Uferordnung die Ufer- und Leinpfadnutzung. In einer Breite von 10 Fuß (=3,15 m) musste das Ufer von Bäumen und Sträuchern befreit werden. Im Jahre 1818 wurde die Treidelstrecke von Lippstadt bis Lünen-Beckinghausen festgelegt. So führte die Treidelstrecke von Lippstadt bis zur Middelburg auf dem linken Ufer und von der Middelburg bis Haaren bei Heesen auf dem rechten Ufer.
Am 4. September 1818 befuhr der preußische Oberpräsident von Westfalen, Ludwig Freiherr von Vincke zur Inspizierung die Lippe. Das erste Frachtschiff, von Wesel kommend, passierte am 28. März 1818 die neue Schleuse bei Kessler und fuhr über Hovestadt-Herzfeld nach Lippstadt. Eine Lithographie aus dem Jahre 1853 (Bild oben) zeigt ein solches Frachtschiff, das mit einem Pferd flußaufwärts getreidelt wird. Im Hintergrund das Schloß Hovestadt und das Dorf Herzfeld mit dem Turm der alten Kirche.
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