Die heilige Anna

In den Schriften des Alten und Neuen Testamentes ist nichts über die Eltern der Gottesmutter Maria zu erfahren. Das sogenannte Protoevangelium des Jakobus, eine Schrift aus dem zweiten christlichen Jahrhundert, will da mehr wissen. In den kurzen fünfundzwanzig Kapiteln dieses Evangeliums wird von den Eltern Marias bis hin zur Geburt Christi berichtet. Das Ganze wirkt wie eine Verherrlichung der Gottesmutter. So beweist das Protoevangelium des Jakobus, obwohl nie von der Kirche anerkannt, daß die Marienverehrung in der frühen Kirche schon vorhanden war.

In diesem Evangelium werden die Eltern Marias mit den Namen Joachim und Anna bezeichnet. Als kinderloses Ehepaar vertrauten sie auf Gott, doch noch ein Kind zu bekommen, was dann auch auf Gottes Verheißung hin geschah. Anna gab dem Kind den Namen Maria.

Als jüdische Frau steht Anna in der langen Kette der Ahnen Israels. So steht sie in der Reihe der Wartenden und Hoffenden auf den Verheißenen, den Messias. Sie ahnte wohl nicht, wie nahe sie ihrem Wunsch war. Ging doch aus ihrem Schoß die Frau hervor, durch die Gott Mensch werden wollte: Maria. So wundert es nicht, dass Anna schon bald hohe Verehrung genoß. Im Orient ist diese Verehrung seit dem 6. und im Abendland seit dem 8. Jahrhundert nachweisbar. Gegen Ende des Mittelalters erfuhr die Annaverehrung in Verbindung mit der Marienverehrung eine Hochblüte. Besonders die Orden der Karmeliten und Kapuziner förderten die Verehrung der Heiligen Joachim und Anna.

Die Verehrung der heiligen Anna zeigt sich in Kirchbauten zu ihrer Ehre, den Anna-Selbdritt-Darstellungen (Anna, Maria und das Jesuskind), der sogenannten "heiligen Sippe“ und den zahlreichen Wallfahrtsorten, die ihren Namen tragen.

Die heilige Anna gilt als Patronin der Ehe, der Mütter und Witwen. Sie wird auch sonst in vielerlei Not angerufen. Die Anna-Kapelle in Nordwald ist ein bescheidener Beitrag zu ihrer Verehrung.

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   Relief der Heiligen Anna

   und Maria aus dem frühen

   18. Jahrhundert über dem

   Eingang im Innern der Kapelle.


   Zustand 1974
 

   Foto: Privat