Der Name Nordwald dürfte sich ableiten lassen von einem Wald nördlich von Soest. Die ersten Höfe in dieser Gegend waren Unterhöfe des Königshofs in Herzfeld und des Klosters in Liesborn. Bald bildete sich die Bauerschaft Nordwald. Gegenseitige Hilfe und die gemeinsame Nutzung von Landflächen, Weiden und Wäldern kennzeichnen eine solche Bauerschaft zur damaligen Zeit.2 Die Ansiedlung der Hagenhöfe vergrösserte später die Bauerschaft.
Die Bauerschaft Nordwald gehörte kirchlich zur Pfarrei Oestinghausen, diese zur Erzdiözese Köln und verwaltungsmässig zum Amt Hovestadt, das 1333 erstmals genannt wird.3
Diese Verhältnisse blieben bis zum Jahre 1803 unverändert. In diesem Jahr fiel das kurkölnische Herzogtum Westfalen an das Großherzogtum Hessen Darmstadt und 1816 an Preußen. Das ehemalige kurkölnische Amt Oestinghausen - mit ihm die Bauerschaft Nordwald - wurde 1817 dem neugegliederten Kreis Soest einverleibt. Durch die Landgemeindeordnung in Preußen im Jahre 1841 kam es in der Bauerschaft Nordwald zur Gründung der Gemeinde Nordwald. Die Gemeinde wählte jetzt nach dem Dreiklassenwahlsystem in freier Wahl ihren Gemeindevorsteher und trug die völlige Verantwortung für die gemeindliche Verwaltung.4 Ein Dokument aus dem Jahre 1845 bestätigt für Nordwald die eigengemeindliche Verwaltung. Beim Bau eines neuen Spritzenhauses werden als Handlungsberechtigte die sieben Meistbeerbten der Gemeinde genannt: Dreymann (als Vorsteher), Hagenkamp, Klocke, Niehaus, Franke, Kersting und Cree.
Nach Einführung des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts am 9. November 1919 bekam die Gemeinde einen Bürgermeister. Nacheinander versahen dieses Amt:
1919-1925 Wilhelm Schulte 1925 1946 Ferdinand Berens 1946-1949 Georg Brede 1949-1958 Hubert Schulte 1958-1961 Christoph Huneeke 1961-1969 Hubert Schulte.
Seit der Neuordnung des Gemeindewesens im Jahre 1969 gehört die Gemeinde Nordwald als Ortsteil zur Grossgemeinde Lippetal.
Nachfolgend sind in chronologischer Folge Texte aus Akten und Urkunden aufgeführt, in denen Nordwald genannt wird:
In den Akten der Abtei Liesborn ist zu lesen: “1173 wurde der Zehnte des ,kölner Hofes zu Nordwald käuflich erworben.” 5
Am 18. November 1292 "verkaufen Hunoldus de Plettenbracht miles und sein Sohn Johannes dem Soester Bürger Johann v. Medebach die curtis in Witinchusen mit dem Bauern, der Mühle und einer Hufe in Nortwolde (Wietis b. Soest. Nordwalde)." 6 Nordwald hatte früher einmal eine grössere Ausdehnung nach Süden. Der Hof Wietis gehört heute zu Brockhausen.
Im Lehnsregister des Abtes Heinrich von Liesborn steht unter dem 23. Februar 1360: "Hunoldus de Plettenbracht filius Hermanni de Plettenbracht infendatus est cum curia in Twentrope prope Howestadt." Über denselben Vorgang gibt es eine Urkunde vom 1. März 1360. In dieser heisst es: "verpfändet Hermann Torck mit Einwilligung des Abtes von Liesborn als Lehnsherrn dem Franke von Warstein für 44 Mark eine Rente vom je 4 Malt Roggen und Gerste aus seinem Lande zu Hovestadt und Zehnten zu dem Haghene." 7 Der Hof Twentrop lag südlich des Friedhofs von Hovestadt.
In den Akten des Schlosses Hovestadt ist unter dem 29. Juni 138..(?) zu lesen: ,,Reynold v. Osterndorpe verpfändete ein Gut zu Nortwalde an Dyderik den Keteler." 8
Ebenso ist unter dem 19. März 1423 zu lesen: "Frederich der Keteler verpfändete seinem Vetter Cord dem Keteler, Rotgers Sohn, für 30 rhein. Gulden seinen Anteil an den Höfen zu Poppensel, Eykenbern und Nortwalde, den sein Vater von dem Dietrich dem Keteler geerbt hat." 9
In den Akten der Abtei Liesborn ist unter dem 7. Oktober 1432 zu lesen: "belehnt Abt Lubert von Liesborn den Fredericus Keteler cum curte in Twentrope." 10
Ebenso ist dort unter dem 7. Oktober 1467 zu lesen: "belehnt Abt Heinrich von Liesborn den Rötger Kettler alias Morckinck mit dem Hoff to Twentrope.” 11
Sodann in den Jahren 1467/94: "ist Wilhelm Kettler vom Abt von Liesborn mit dem Hof zu Twentrope belehnt." 12
Und am 11. September 1494: "belehnt Abt Johannes von Liesborn den Wilhelmus Ketteler mit dem Hofe zu Twentrope." 13
In den Akten des Schlosses Hovestadt ist unter dem 1. Februar 1502 zu lesen: "Johan Hoiberch verschreibt dem R. Godert Ketteler eine Rente aus dem Gut des Thonies Funcke zu Nortwolde.” 14 Das Gut Funcke ist der heutige Hof Heinz Brede.
Ebenso ist in den Schlossakten unter dem 17. September 1507 zu lesen: "Abt Johann von Liesborn verpachtet Hof und Land tom Hagen bei der Hovestad auf 12 Jahre an Johann Hoeberghe." 15 Unter "tom Hagen” sind die heutigen Hagenhöfe zu verstehen.
Unter den Gütern der Schweckhauser Drosten wird "Jost Droste Gut Nordwalde im Amte Hovestadt 1547" erwähnt. 16
Im Hebebuch der Abtei Liesborn von 1589 ist verzeichnet, dass “domus in Ragen iuxta Hovestat (Haus im Hagen - Hagenhof nahe Hovestadt) mit 2 molt siliginis, 2 molt ordei (2 Malter Gerste),1 molt avene (1 Malter Hafer) Susaciensis mensure (Soester Maße) abgabepflichtig ist. Ebenso dort ist abgabepflichtig curia in Nortwolde 9 molt ? Susaciensis mensure verzeichnet." 17
In den Urkunden des Hohen Hospitals von Soest ist aufgeschrieben: "1605 Februar 23 up Fastavent. Stephan Velthaus und Anna, dessen Ehefrau, bekunden, dass ihnen der erber und bescheidener Mester Johan auf dem Kley zu Nortwalde und Anna, dessen Frau, 11 Reichstaler geliehen haben. An Stelle von Zinsen entrichten sie ihnen jährlich eine Mütte Gerste zwischen Allerheiligen und Martini, wofür sie ihre sämtlichen Güter als Pfand einsetzen. Abgelöst bei halbjährlicher Kündigung bleibt vorbehalten. Zeugen: der erbar und bescheidene Johannes Mölner, Koster zu Ostinghausen." 18
In den Akten der Abtei Liesborn ist zu lesen: "1725 wird Hagemann in Nordwald angekauft, 1726 erfolgte der Ankauf verschiedener Vogteirechte von Liesborner Erben vom Hause Hovestadt." 19
______________ 2 Clemens Wischermann, An der Schwelle zur Industrialisierung (1800-1850). In: Wilhelm Kohl, Westfälische Geschichte, Bd.3. Dusseldorf 1984, 5. 62. 3 Klaus Scholz, Das Spätmittelalter. In: Wilhelm Kohl, Westfälische Geschichte. Bd.l. Dusseldorf 1984, S.416. 4 Hans Joachim Behr. Die Provinz Westfalen und das Land Lippe 1813-1933. In: Wilhelm Kohl, Westtälische Geschichte. Bd 2. Düsseldorf 1984, 5. 97. 5 Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv Münster (StAMs): Akten des Reg. Bez. Münster: Register und Bücher der Abtei Liesborn; Besitzungen und Einkünfte. 6 Hömberg, Albert K., Geschichtliche Nachrichten über Adelssitze und Ritter- güter im Herzogtum Westfalen und ihre Besitzer. Aus dein Nachlaß veröffent- licht. Heft 3: Kirchspiel Oestinghausen und Ostinghausen. Münster 1972, S. III 33 (WUB VII 2246). 7 Ebenda, 5. 111/42 u. 111/74 (Kloster Liesborn Akte 186 u. Depos. Plettenberg Urk. 48a im StAMs). 8 Ebenda, S. 111/87 (Depos. Plettenberg Urk. 83 im StAMs). 9 Ebenda, S. 111/91 (Depos. Plettenberg Urk. 194 im StAMs). 10 Ebenda, S. 111/91 (Kloster Liesborn Akte 186). 11 Ebenda, S. 111/94 (Kloster Liesborn Akte 186). 12 Ebenda, S. 111/95 (Kloster Liesborn Akte 186). 13 Ebenda. 14 Ebenda, S. 111/26 (Depos. Plettenberg Urk. 635). 15 Ebenda, S. 111/26 (Depos. Plettenberg Urk. 663). 16 Zeitschrift des Vereins für die Geschichte von Soest und der Börde. 20. Heft (1902/03). Soest 1904, S. 96. 17 StAMs Akten des Reg. Bez. Münster. Register und Bücher der Abtei Lies- born; Besitzungen und Einkünfte; Hebebuch von 1589 Fol. 5a (S. 325, 331, 352 u. 419) 18 Friedrich Klocke, Urkundenregesten der Soester Wohlfahrtsanstalten, Bd. 2.: Urkunden des Hohen Hospitals von 1601-1807. Soest 1963, Nr. 560. 19 StAMs Akten des Reg. Bez. Münster. Register und Bücher der Abtei Lies- born. Besitzungen und Einkünfte (S. 352 ff.)..
|