Straßen, Wege, Wegebilder und Kreuze in und um Nordwald

Die wichtigste Verkehrverbindung in Nordwald war und ist die im Urkataster von 1828 als „Soester Landstraße“ eingezeichnete heutige K 36. An dieser Straße stand in früheren Zeiten, nur wenige Meter hinter dem Garten des damaligen St.-Ida-Krankenhauses, das sogenannte „Brandstätter Bildken“, so benannt nach dem Grundstückseigentümer Raabe genannt Brandstätter in Hovestadt. Von dieser Straße zweigt ein alter Weg zu den Hagenhöfen ab, eine Gruppe von Höfen, die als „Drubbel“ Siedlung bezeichnet wird. Auf der Hofstätte des Hofes Hagemann, später Ostermann-Kleine, heute Schulze, stand bis in die zwanziger Jahre ein Natursteinkreuz mit einem Korpus.

Ältere Bürger können sich noch an die Flurbezeichnung "Örtchen" erinnern. Hinter dem „Örtchen“ zwischen der Soester Landstraße und dem Weg zu den Hagenhöfen, entlang dem Hausgrundstück von Paul Gernhold, verläuft die „Hexenstraße“. Auf dem angrenzenden Grundstück der Familie Stratmann genannt Koene aus Hovestadt (heute Kleeschulte an der Lippebrücke) befand sich nach der Urkatasterkarte von 1828 das „Koenen Bild“, plattdeutsch „Könen Bille“, dessen Aussehen und genauer Standort nicht überliefert ist.

Re-Anna

 

 

 

Auf einem Foto von der Rückseite der St. Anna Kapelle aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges steht rechts unter alten Lindenbäumen ein schlichtes Holzkreuz, dessen Bedeutung und Stifter nicht mehr bekannt sind.

 

 

 

Dort, wo die Soester Landstraße in einer scharfen Kurve nach Süden abbiegt, stand vor dem Giebel der alten Scheune des Hofes Kleeschulte (heute Schilling) ein Wegebild aus Anröchter Sandstein mit dem Bildnis der Schutzpatronin gegen Feuersgefahr St. Agatha. Als die Scheune im Jahre 1936 abbrannte, soll der Bildstock zerstört worden sein. Die unversehrte Statue wurde in die Giebelmauer der neuen Scheune eingelassen. Als im Jahre 1951 ein weiterer Brand die Scheune zerstörte, blieb das Bildnis wiederum unversehrt. Beim Wiederaufbau erhielt es seinen heutigen Platz hoch oben im Scheunengiebel.

Der heute südlich an der Scheune vorbeiführende Weg verlief früher nördlich derselben. Über diesen Weg kommt man zu der zweiten „Drubbel“ Siedlung in Nordwald mit den auf der Urkatasterkarte von 1828 eingezeichneten Höfen Cree, Klocke, Strumann, Fust und Funke. Die Höfe Cree und Fust sind verschwunden. An sie erinnern die „Creen-Kapelle“ und die alte Linde, die heute noch westlich vom Hof Brede in der baumlosen Flur steht. Unter dieser Linde stand ehemals „Fusts Kreuz“, plattdeutsch „am Fiust Kruis“. Noch bis in die fünfziger Jahre stand unmittelbar an der Hofstätte Brede (früher Funke) ein weiteres Kreuz.

Während die Soester Landstraße dem Fuhrverkehr zwischen Herzfeld/Hovestadt und Soest diente, benutzten die Hovestädter einen Fußweg (auch Schippkarrenweg genannt). Dieser verlief durch den Segenkamp, am Hofe Hemmis-Röttger vorbei, durch das „Bielen Gässchen“ zu dem um die Mitte des 19. Jahrhunderts untergegangenen Hof Twentrup (dem heutigen Friedhof) und dem Kotten Schroder genannt Kleyschult (heute Bierhaus-Hunecke) gerade hin zur St.-Anna-Kapelle. Weiter führte der Fußweg an der Kapelle vorbei über die Höhe, kreuzte dort den „Deilweg“ und stieß etwa einen Kilometer vor der Mühle des Gutes Brockhausen auf die Soester Landstraße.

An diesem Fußweg, am „Bielen Gässchen“, etwa 100 Meter nördlich vom Friedhof, steht heute ein aus Ziegeln erbautes Wegebild. Ursprünglich stand hier ein Bildstock aus Naturstein, dessen Form aus der Urkatasterkarte von 1828 bekannt ist. Vermutlich trug er ein Bild der Gottesmutter, da das westlich davon gelegene Grundstück aus dein Besitz des Hofes Twentrup heute noch den Namen „Muttergotteskamp“ trägt.

Ein sehr alter Weg in West-Ost-Richtung ist der „Deilweg“, plattdeutsch „Dailwiäg“, der vom Gut Große Hundorf in Niederbauer über den Höhenrücken bis zu den Hagenhöfen führt, um dann an der östlichen Gemarkungsgrenze von Nordwald die Sassendorfer Straße zu kreuzen. Dieser alte Höhenweg verlief weiter bis zur Straße Hovestadt-Ostinghausen über Schoneberg in östlicher Richtung bis nach Benninghausen

Bis zur Errichtung der Filialkirchengemeinde Hovestadt war Oestinghausen der Kirchort für die Katholiken aus Hovestadt und Nordwald. Die Hovestädter Kirchgänger gingen seit alter Zeit den Fußweg durch das „Bielen Gäßchen“, welches zur St.-Anna-Kapelle führte. Mit den Nordwalder Kirchgängern benutzten sie dann den Weg, der an den Höfen Kleeschulte (Schilling), Klocke (Berens) und Funke (Brede) vorbeiführte. Weiter gingen sie in südwestlicher Richtung an Fusts Linde und am ehemaligen Gut Weichmann vorbei in das Kirchdorf Oestinghausen. Der alte Kirchweg „über den Hach“ ist im Zuge der Flurbereinigung verschwunden.

Die heutige Bundesstraße 475 von Oestinghausen nach Hovestadt bestand damals noch nicht; sie wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts als sogenannte Kunststraße angelegt.

Wie schlecht die Straßenverbindungen im 18. Jahrhundert waren, belegt ein Bittbrief der Hovestädter aus dem Jahre 1766 an den Kurfürsten von Köln als ihren zuständigen Bischof und Landesherrn. Sie bitten darum, zum Sonntagsgottesdienst in die Schloßkapelle in Hovestadt gehen zu dürfen. Als Begründung führen sie an: „Hiesiger Orth ist von der ordentlichen Kirche (gemeint ist die Pfarrkirche von Oestinghausen) eine gute Stunde entlegen, die dahin gehende Wege sind schier die gantze Winterszeit zu Fuß ohnbrauchbar...“

Eine besondere Bedeutung hatte und hat heute noch der Weg der Fronleichnamsprozession. Am frühen Morgen ging man von der Schlosskapelle, ab 1934 von der neu erbauten Kirche St. Albertus Magnus über die Schloßstraße zur 1. Segensstation an der Ida-Statue im kleinen Althof. Von dort zog die Prozession zurück durch die Schlossstrasse, später über den Löttenkamp, zur 2. Station am St. Ida-Hospital. Der weitere Weg verlief über die Soester Landstraße zur 3. Station an der St.-Anna-Kapelle. Die längste Teilstrecke führte über den Hof Schilling, die Kämpe, durch die ein frisch gemähter Weg angelegt und deren Hecktore geöffnet waren; weiter verlief sie durch die von Dornenhecken gesäumte Kleestraße bis zum Hause Zinselmeyer (heute Bierhaus-Hunecke). Der weitere Weg ging wie der durch Kämpe (heute verläuft hier der Fußweg nach Hovestadt) zum Schlopheck. Vor dem Hause Kleinekordt (heute Buschhoff) war die 4. Station. Durch die Bahnhofstraße ging man zurück zur Schloßkapelle bezw. zur Kirche.

urkataster

          Ausschnitt aus der Urkatasterkarte von Nordwald von 1828