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Der große römische Staatsmann, Feldherr und Schriftsteller Julius Cäsar, hatte in den Jahren 58 bis 51 v. Chr. Gallien, das heutige Frankreich, erobert, die Grenze des Römischen Reiches bis an den Rhein vorgeschoben und damit auch die linksrheinisch wohnenden Germanenstämme unterworfen. Dann hatte der römische Heerführer Drusus, ein Stiefsohn des Kaisers Augustus, das Gebiet der Alpen, das heutige Österreich und Süddeutschland dem Römischen Reiche einverleibt. Nun beschloß Kaiser Augustus, auch dem rechtsrheinischen Germanien, von den Römern als Groß-Germanien bezeichnet, dasselbe Schicksal zu bereiten und beauftragte den bewährten Heerführer Drusus mit dieser Aufgabe. Drusus löste die gestellte Aufgabe in vier Feldzügen, die er in den Jahren 12 bis 9 v. Chr. führte. Schon der erste Feldzug führte ihn in unsere Gegend.
Drusus zog vom Standlager Castra vetera (Birten bei Xanten) die Lippe aufwärts, die als Transportweg für Lebensmittel und Nachschub benutzt wurde. Aus den Berichten der römischen Schriftsteller und den aufgefundenen Lagern läßt sich der Marschweg der Legionen feststellen. Solche Lager sind in Holsterhausen bei Dorsten (erst 1950 entdeckt), bei Haltern auf dem Annaberg und bei Oberaden freigelegt worden. Weiter ostwärts ziehend, kamen dann die Römer auch durch unsere Gegend, von Hamm kommend durch Hultrop-Pockes/Ecke - Hovestadt - Eickelborn - Benninghausen - Hellinghausen - Lippstadt und weiter nach Osten bis zum Teutoburger Wald und bis zur Elbe. Einzelfunde bestätigen diesen Weg.
Etwa alle 1000 Doppelschritt legten die Römer einen Wachtturm an, eine Warte, die mit einigen Legionären besetzt war und zur Sicherung der Marschstraße diente. Wie eine solche Warte ausgesehen hat, wissen wir aus einer Abbildung auf dem Titusbogen in Rom. Die oberirdischen Teile der Warten sind verständlicherweise verschwunden; die Erdreste aber einer solchen Warte haben sich in der Benninghauser Heide, östlich des Dorfes Benninghausen, bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges erhalten; 1915/16 sind die Sandhügel, auf denen der Wartturm gestanden hat, von französischen Kriegsgefangenen abgetragen und ist das Gelände eingeebnet worden. Diese Parzelle, 41,56 ar groß, hochwasserfrei, ist bei der Aufteilung der “Gemeinheit Heidegrund" im Jahre 1864 wegen seiner Unfruchtbarkeit nicht wie die anderen Parzellen an die umwohnenden Bauern verkauft worden; die Parzelle befindet sich noch heute im Besitz der Gemeinde Benninghausen, ein Beispiel dafür, wie Ereignisse vergangener Jahrtausende bis in die Gegenwart nachwirken.
Nachbau eines römischen Wachturms.
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Auf dieser Heerstraße sind wahrscheinlich auch jene Legionen des Varus gezogen, denen der Cheruskerfürst Hermann, von den Römern Arminius genannt, in der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 n. Chr. ein furchtbares Ende bereitete. Weitere Feldzüge der Römer, Siege und Niederlagen! Im Jahre 16 n. Chr. gaben die Römer endgültig ihre Eroberungsabsichten auf Groß-Germanien auf. Ob in diesen Feldzügen auch schon der Hellweg eine Rolle gespielt hat, ist nicht sicher zu sagen. Ob die Heerstraße an der Lippe in den Jahrhunderten der Völkerwanderungszeit eine Rolle gespielt hat, ist ebenso ungewiß.
Von Dr. Wilhelm Kemper Quelle: Heimatkalender des Kreises Soest, 36. Jahrgang, 1963
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