Fürsorge für die Gemeinde

Unerhörte Preissteigerung - Kriegswucher - setzte ein. Die Gemeindeverwaltung brachte zuwege, dass die Kriegsfrauen u. -witwen das Liter Milch zu 15 Pf erhielten. Ferkel sollten 70 bis 80 M das Stück kosten. Die Gemeinde bezog 50 Ferkel v. der Gutsverwaltung Eickelborn zu je 36 M. Die Kriegerfamilien zahlten 24 M, den Rest v. 12 M trug die Gemeindekasse.

Bücher und Zeitschriften wurden durch die Schulkinder gesammelt u. in 6 Kisten an die Sammelstelle Bonn für unsere Feldgrauen geschickt.

Für die IV. Kriegsanleihe wurden im Kreis Soest 649.737,33 M zusammengebracht.

Der Winter war mild. Juni und Juli brachten viel Regen. Die Ernte wurde jedoch trocken eingebracht. Neben gefangenen Franzosen halfen auch Deutsch - Russen bei derselben.

Am 7.7.1916 starb der Landwirt Georg Berens aus Nordwald nach schwerer Verwundung den Heldentod.

Da wir infolge der Sperre durch England keine Rohstoffe mehr bekamen, so wurden von den Schulkindern Brennesseln gesucht, entblättert u. in Bündel gebunden zur Sammelstelle nach Soest geschickt. 1 Centner 5 M.

Die Kartoffelernte ließ zu wünschen übrig; pro Kopf und Tag wurden anfangs 1,5 M, später 1 M festgesetzt, alle anderen mußten abgeliefert werden für die Städte.

Rumänien tritt in den Krieg ein, schon am 6.12 [1916] wurde seine Hauptstadt Bukarest erstürmt. Glockengeläut! Man hörte sagen: “Gott sei Dank, mal wieder ein Sieg.”


Weihnachtspakete 1916

Auch im dritten Kriegsjahre wurde unseren siegreichen Feldgrauen ein Weihnachtsgeschenk gemacht. Die allgem. Sammlung ergab 400 M. Da Lebensmittel nicht genügend beschafft werden konnten, so erhielten nur die Minderbemittelten ein Paket mit Wurst oder Schinken, Tabak, Cigarren, getrocknetem Obst (58 Pakete); den übrigen, beziehungsweise ihren Angehörigen, wurde 5 M zur Verwendung für ihre Krieger überreicht (63 x 5 M). Für die gefallenen Helden wurden als Weihnachtsgabe hl. Messen gelesen.

Die Kinder der Kriegerfamilien wurden nach einer allgem. Sammlung durch den “Frohsinn” beschenkt.

In diesem Jahr konnten die Kühe bis zum 20.12.16 auf den Weiden bleiben. Der Winter 1916/17 war sehr kalt - 12-23° Kälte, dazu hoher Schnee. Raben und Ringel- oder Hohltauben kamen bis in das Dorf.
Wegen Kohlenmangel wurde hier nur 1 Klassenzimmer geheizt. Morgens I. Kl., nachm. II. Kl.

1912
Mit Fuhrwerken aus Lippstadt u. Umgegend, ja von Paderborn holten die Leute Kohlen von Heehsen u. Radbod [Zeche]. In langen Reihen kamen die Fuhren nachts durch unser Dorf.

Am 24.3.[1917] starb in Wandsbeck b. Hamburg der Musketier Friedrich Sigge an einem Magenleiden, er wurde in Oestinghausen mit millit. Ehren begraben. Im April starb Gefreiter Bernhard Zinselmeier an der Westfront den Heldentod


Abgabe der Kirchenglocken

Gemäß Verordnung mussten die entbehrlichsten Kirchenglocken für Heereszwecke abgeliefert werden. Das Abschiedsläuten in der Kirche zu Herzfeld am 22.6.[1917] rief ein eigentümlich - wehmütiges Gefühl in den Zuhörern wach. Bald wird ihr eherne Mund an der Front eine andere Sprache sprechen. Die Glocke in der Schloßkapelle u. im Ida - Hospital bleiben vorläufig noch verschont.
In Hovestadt und Nordwald waren im Sommer 1917 31 Stadtkinder untergebracht. Die Ernte war in diesem Jahr vorzüglich, sie kam gut ein.

Sept.
Von den Schulkindern wurden Arzneipflanzen, sowie auch Kastanien (2 C.), Eicheln (1¼ C.) u. Mehlbeeren (2 C.) gesammelt und zur Sammelstelle nach Soest befördert.

6.12.
Heute traf hier die traurige Nachricht ein, dass der Kanonier August Bierhaus seinen schweren Verbrennungsverletzungen im Feldlazarett zu Iseghem erlegen sei.
Auch in diesem 4. Kriegsjahre wurden unseren Helden ein Weihnachtspaketchen gesandt, das Gebäck, Cigarren und Cigaretten enthielt.
15 Familien wurden zu Weihnachten beschenkt. Von den Kindern wurden Kuchen von Haus zu Haus gesammelt, 2 C.


1918
Die Lebensmittel steigen im Preis außerordentlich, in Schoneberg sollen für 1 Schinken 1000 M gezahlt sein. Die Lebensmittelnot steigt. Täglich kommen Männer und Frauen aus der Industriegegend (Hamsterer), um irgend welche Lebensmittel aufzukaufen. Ganze Säcke vol Kartoffeln schleppen sie zum Bahnhof, wo noch oft der Hilfsgendarm ihre so sauer u. teuer erstandenen Sachen beschlagnahmte.

Am 27.7. kam die traurige Nachricht, dass der Anstreichergeselle Peter Oeding aus Schoneberg (beschäftigt bei Herrn Streffing) am 10.4.1918 bei Pailly gefallen sei. Die gesamte deutsche Jugend muß Laub sammeln, dasselbe soll mit Zuckermelasse vermengt u. zu Futterkuchen für unsere Pferde an der Front bereitet werden. 31 C. getrocknet. An Bucheckern wurden im nahen Althof 125 kg zusammengebracht u. nach Soest geschickt. Die Gelder wurden an die Kinder nach ihrer Sammeltätigkeit verteilt.

Am 4.9. starb Kan. Josef Steinhoff den Heldentod infolge eines Fliegerangriffs.
Ende Sept. traf die Trauernachricht ein, dass auch der Sergant Anton Welter am 8.8. den Heldentod gestorben sei. Wieder ein schmerzlicher Verlust. Leutnant, Reichsgraf Friedr. August von Plettenberg - Lenhausen fiel am 22.10.1918 auf dem Felde der Ehre [bei Mecheln]

Im Herbst 1918 trat auch hier die “Spanische Grippe”, Lungenpest, auf, sie forderte manche Opfer, namentlich unter den jungen Leuten. Im Idaspital verstarben 4 franz. u. 3 russische Kriegsgefangene, die auf dem Friedhof in Oestinghausen mit militär. Ehren beerdigt wurden.