Chronik des Kirchenbaus

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Im Kartenvorverkauf, Preis 50 Pfg., waren allein 446 Mark eingekommen, an Einnahmen beim Konzert 3087,98 Mark, sodass der Reinerlös nach Abzug der Unkosten für Musik, Zelte und Getränke sich auf etwa 2500 Mark belief. Aber nicht allein dieser finanzielle Gewinn war erfreulich, auch der Auftrieb der Dorfgemeinschaft, von groß und klein, alt und jung, alles machte mit, war ein Gewinn für die Zukunft.

Das Jahr 1908 brachte aus der Theateraufführung einen Reingewinn von 155 Mark, aus den Waldkonzert 1655 Marke Das Freikonzert 1909 unter Mitwirkung der Oestinghauser Musiker brachte einen Reingewinn von 827 Mark.

Theateraufführung 1910            Reingewinn   201 Mark
Konzert                          Reingewinn  1.115 Mark
Abendunterhaltung 1911            Reingewinn   333 Mark
Konzert                          Reingewinn  1.717 Mark
Abendunterhaltung 1912            Reingewinn   308 Mark
nebst Verlosung
Konzert                          Reingewinn  1.073 Mark
Abendunterhaltung 1913            Reingewinn   157 Mark
Konzert                          Reingewinn  1.200 Mark
Abendunterhaltung 1914            Reingewinn   199 Mark

Aus dem Kartenvorverkauf 247 Mark für das infolge Kriegsausbruchs nicht stattgefundene Konzert. Im ganzen brachte der Verein Frohsinn bis 1914 11.360 Goldmark zusammen.

Aber diese Geldansammlung war dem Rentmeister Keimer ein Dorn im Auge. Anfangs führten wir die Abendunterhaltungen im großen Saal bei Rodehüser auf. Aber alsbald erwies sich dieser als zu klein. Als nach dem Wegzug der Familie Anton Dieckmann dessen Kornhaus leer stand, verzogen wir auf das große Kornlager. Auf Betreiben Keimers wurde uns die beantragte Wirtschaftskonzession verweigert. Auf Anraten des stellvertretenden Gemeindevorstehers und Vereinsmitgliedes Murdfield betrieben wir die Schankwirtschaft auch ohne Erlaubnis. Als Ausführender bekam ich vom Amtsgericht Soest einen Strafbefehl über 20 Mark und 10 Mark Schankwirtschaftssteuer nebst Gerichtskosten. Der Strafbefehl hing am nächsten Morgen am Kastanienbaum an der Schlossbrücke, an meiner Haustür ein Blatt:

Annahme von Geldbeträgen zur Bezahlung des Strafbefehls.

Ergebnis: bis mittags 44,05 Mark, dazu von Vikar Ruhrmann gesammelt 11,30 Mark, ergab 23 Mark Überschuss für den Kirchenbau. Jeder Widerstand brachte neuen Auftrieb.

Der Erste Weltkrieg brachte alles zum Stillstand. 65.000 Mark lagen auf der Sparkasse. Notgedrungen mussten wir zwei Mal 20.000 Mark Kriegsanleihe nehmen. Der Rest auf der Sparkasse ging mit der Inflation verloren.

1922 fassten wir neuen Mut. Das Waldkonzert brachte eine Einnahme von 153.196 Mark, es blieb ein Reingewinn von 80.571 Mark. Ein Glas Bier, ein Schnaps, eine Zigarre kosteten einheitlich je 5 Mark. Glücklicherweise konnten wir aber 80.000 Mark für einen neuen Traghimmel verwenden, die dadurch nicht verfielen und unsere Arbeit nicht ganz umsonst war. Nichts konnte unseren Willen erschüttern, auch nicht der Totalverlust auch des letzten Pfennigs bei der Geldumstellung im November 1923.

Erneut wurde die Büchsensammlung wieder eingeführt.

Die Waldkonzerte brachten einen Reingewinn von:

     1925 - 2765 Mark
     1926 - 2013 Mark
     1927 - 1276 Mark.

Inzwischen hatte es Fortschritte und Rückschläge gegeben. 1914 hatte uns Casimir Brinkhof, schwererkrankt, sein Besitztum, das jetzige Kirchengrundstück, 63 Ar groß, durch Testament vermacht. Aber Brinkhof starb nicht, die Schenkung ging zurück. Auch eine Stiftung von Adolf Lötte von 5.000 Mark nach dessen Tod wurde auf Betreiben Keimers in eine Stiftung zur Entschädigung des Geistlichen für eine zweite Messe an Sonntagen umgewandelt. Paderborn erklärte die Stiftung für völlig zwecklos. Ob diese Stiftung Graf Plettenberg zugute gekommen ist, ist unbekannt. Bis zur Errichtung der selbständigen Filialgemeinde im Jahre 1917 setzte sich das Gehalt des Geistlichen wie folgt zusammen:

1. Aus den Zinsen der bei der Errichtung der Missionsstelle in Hovestadt durch die Franziskaner von den Grundbesitzern aus Hovestadt, Nordwald und Schoneberg eingetragenen Abgaben in Naturalien, die später in Geld umgewandelt wurden.

2. Aus den Zinsen eines Kapitals, das aus Messstiftungen gebildet war.

Den restlichen ungedeckten Teil des Gehaltes für den Geistlichen musste Graf Plettenberg zuschießen. Dafür waren aber die gestifteten Messen für die gräfliche Familie nicht fundiert. Es sollen ca. 80 gewesen sein. Diese Stiftungen gingen durch die Inflation restlos verloren. Das war ein schwerer Schlag für die junge Gemeinde. Die Zinsen sollen ca. 1.100 Mark gebracht haben. Es waren 20 bis 40% Kirchensteuern zur Einkommensteuer notwendig, um den Etat auszugleichen.

Der größte Fortschritt aber war der Kauf des Brinkhofschen Grundstückes von dessen Erben im Jahre 1918 für ca. 20.000 Mark einschließlich Unkosten. Pfarrer Schulte, Oestinghausen, Josef Biele und Dr. med. Hiltermann waren die Ankäufer. In 1 1/2 Tagen war die Kaufsumme sichergestellt. Josef Biele und Heinrich Rodehüser gingen von Haus zu Haus und holten Zeichnungsbeträge ein. Biele, Rodehüser und Hiltermann gingen mit guten Beispiel voran und zeichneten je 1.500 Mark. Frau Ww. Kleine und Kleeschulte aus Nordwald schlossen sich diesen an. Eine Reihe bessergestellter Einwohner zeichnete 1.000 Mark, durchweg 500 Mark zeichneten wir Handwerker, außerdem noch weitere 300, 200 und 100 Mark.

Als am Zeichnungstag bei einer engeren Zusammenkunft festgestellt wurde, dass an der Kaufsumme von 18.500 Mark noch 500 Mark fehlten, sagte ich zu meinem Freund Onkel Tönne: "Zeichne noch 500 Mark dabei". Es geschah. Ob er diese Summe allein hergegeben hat oder sie mit seinem Bruder Fritz geteilt hat, ist mir unbekannt. Beide hatten vorher schon 1000 Mark gezeichnet.

Die gezeichneten Beträge waren anfangs als Anleihe gedacht. Franz Adrian hatte aber später bei der Einholung der Unterschriften zur Umwandlung in Geschenksummen kaum Schwierigkeiten. Dem Dr. Hiltermann, der ihm sagte, er habe gehört, dass er auch die 500 Mark schenken wolle, obwohl er so viele Kinder habe, konnte er erklären, dass er 10 Kinder habe und dass durch seine Schenkung er damit diesen nur je 50 Mark weniger vererben könne. Hiltermann: "Wenn Sie so denken, dann allerdings."

Nur einzelne kleinere Zeichnungen wurden zurückgezogen oder etwas gekürzt. Die Hauptsache aber war, wir hatten das herrlichste Grundstück für den Kirchenbau, übergroß, die Kirche konnte frontal vor die 500 m lange gerade Schlossstraße und im Scheitelpunkt der Lippe- und Nordwalderstraße gebaut werden und mit der neuen Vikarie den Mittelpunkt der Gemeinde bilden. Die hinter der Kirche liegende Weide bietet noch Platz für etwaige erwünschte kirchliche Gebäude, etwa Kindergarten oder Jugendheim.

Ein weiterer Fortschritt war die großherzige Schenkung des Grafen Plettenberg anlässlich seiner Silberhochzeit von 2 Morgen Land für den Friedhof. 3 Grundstücke zur Auswahl stellte der Graf in seiner Schenkungsurkunde zur Verfügung. Vikar Leutfeld, beraten von Adrian und Herold, konnte den Grafen dazu bewegen, der Urkunde hinzuzufügen, dass er auch mit einem Tausch eines bessergelegenen Grundstückes einverstanden sei. Alle drei Grundstücke waren zu wasserreich. Auf dem Löttenkamp dazu schwerster kleiiger Boden. Auch führten ihre Abwässer in die Feldflut und damit durch die Gemeinde. Das würde die Aufsichtsbehörde niemals zugelassen haben. Das angebotene Grundstück Althof liegt außerdem in der zur Pfarrgemeinde Ostinghausen gehörenden Gemeinde Schoneberg. Das eingetauschte jetzige Friedhofsgelände war von drei Seiten durch eine Hecke abgegrenzt, leichter, trockener Boden, wurde von Hildenhagen gegen eine Entschädigung von 3.000 Mark eingebracht.

Herbst 1921 fand die erste Beerdigung statt. Die entstehenden Herrichtungskosten wurden durch Verkauf von Erbbegräbnissen gedeckt, sodass der Etat nicht belastet wurde.

Endlich waren wir befreit davon, unsere Toten nach Oestinghausen bringen zu müssen. Besonders im Winter war das eine Zumutung an die Teilnehmer, die über das Erträgliche hinausging. 7 Uhr 15 war die Beerdigung, also kurz nach 6 Uhr bei finsterer Nacht oder Mondschein begleiteten wir unsere Angehörigen zu Grabe. Die Teilnahme war bei schlechter Witterung naturgemäß gering. Auch die Instandhaltung und der Besuch der Gräber war zu umständlich. Unser Friedhof ist aber über gute Wege vom Ost- und Westteil und auch von Nordwald gut zu erreichen und erfreut sich eines regen Besuches und damit einer dauernden Instandhaltung der Gräber. Die Regelung und Einkassierung der Gelder für die Erbbegräbnisse übernahm Franz Adrian.

Aber das dicke Ende folgte. Rentmeister Keimer war zu dem Tausch der Grundstücke nicht gehört worden. Als Generalbevollmächtigter des Grafen fühlte er sich übergangen. Eine massige Anklage gegen den Kirchenvorstand, den Vorsteher und den Vikar Leutfeld war die Folge. Mit vier Mann vom Vorstand und dem Vikar folgten wir einer Vorladung zur persönlichen Verantwortung nach Paderborn. Wir wurden beschuldigt, jedes Angebot des Grafen, Schenkung eines Kirchengrundstückes, nicht einmal ein Grundstück für den Friedhof hätten wir annehmen wollen.

Volle Lautstärke mussten wir alle anwenden, um den Sachbearbeiter zu überzeugen, dass alle Darstellungen umgedreht und verdreht vorgebracht seien. Erst als er mich fragte, wer ich sei und ich ihm erwiderte, ich sei der Gemeindevorsteher von Hovestadt, gab er sich zufrieden.

Allerdings hatte auch Rentmeister Keimer und durch ihn auch Graf Plettenberg bei der Wahl des Kirchenvorstandes eine Niederlage hinnehmen müssen. Bei der ersten Wahl war selbstverständlich Graf Plettenberg als erster und mit ihm die drei Vorkämpfer Biele, Adrian und Herold, außerdem Apotheker Winterseel und ein Vertreter aus Nordwald gewählt worden. Keimer als Gemeindevorsteher war nicht berücksichtigt. Er focht die Gültigkeit der Wahl an. Grund: bei Wilhelm Schulte aus Nordwald fehlte die Bezeichnung Junior. Paderborn erklärte die Wahl für gültig. Vikar Leutfeld, eingeschüchtert, ordnete eine neue Wahl an.

Keimer stellte einen eigenen Wahlvorschlag auf, auf dem die drei Vorkämpfer fehlten, dafür aber zwei vom Schloss abhängige Einwohner von Hovestadt und einen zweiten Vertreter aus Nordwald. Dadurch hatte er sich die Nordwälder Wähler gesichert. Er hatte aber nicht mit den inzwischen aus dem ersten Weltkrieg heimgekehrten zahlreichen Soldaten gerechnet. Diese stellten einen dritten Wahlvorschlag auf, in dem sie an die Stelle des Grafen den ebenfalls heimgekehrten Amtssekretär Hoffmeier eingesetzt hatten. Ein Wahlkampf bis auf den letzten Mann! Wir hatten den Wahlvorschlag mit Graf Plettenberg an der Spitze wieder eingebracht. Er wurde nicht wiedergewählt, dafür aber Hoffmeier.