Kulturelles Leben in der Gemeinde
1. Entwicklung des Hovestädter Schulwesens
Hovestadt hatte schon früh eine eigene Volksschule. Bereits im Jahre 1707 lehnte die Eigentümerin des Gutes Hovestadt, Freifrau von Heiden, einen Beitrag zu den Schullasten in Oestinghausen aus dem Grunde ab, »weil sie in der Neustadtschule einen Schulmeister halten täte«. Die Unterhaltung der Schule bestritt bis zu Anfang dieses Jahrhunderts großenteils die Gutsherrschaft, doch war schon damals für jedes Kind ein Schulgeld zu zahlen, welches im Jahre 1791 von der verwitweten Gräfin von Plettenberg auf einen halben Reichstaler festgesetzt wurde. Die Gutsherrschaft hatte auch die Lehrer anzustellen.
Im Jahre 1767 wurde in der späteren Vikarie eine Franziskanermission errichtet. Die beiden Patres, später einer, hatten außer der Seelsorge auch die Schule zu verwalten. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts waren die bisherigen Schulräume in der Lammert'schen Besitzung Bahnhofstraße für die wachsende Kinderzahl um 1820 über 100 schulpflichtige Kinder entschieden zu klein geworden. Es wurde deshalb im Jahre 1832 unter großen Schwierigkeiten an der Schlossstraße ein neues Schulhaus erbaut. Die jetzige »alte Schule«, ein stattlicher Fachwerkbau, zunächst allerdings einstöckig und mit einem Klassenraum.
Bis zum Jahre 1863 sind hier in Hovestadt übrigens auch die Kinder aus dem westlichen Teil von Schoneberg unterrichtet worden. 1878 wurde durch Ausbau des Schulgebäudes nach Süden das 2. Klassenzimmer geschaffen. Bei einer Kinderzahl von ca. 120 Köpfen konnte die Schule nunmehr zweiklassig gestaltet werden. Im Jahre 1906 wurde das Schulhaus, bisher einstöckig, durch Aufsetzen des 2. Stockwerkes ausgebaut und die Lehrerwohnung dadurch bedeutend vergrößert.
Frühjahr 1930 ward (zunächst behelfsmäßig) die dritte Klasse errichtet, durch Abtrennung von der Lehrerwohnung auch das dritte Klassenzimmer fertiggestellt. Gleichzeitig wurde auch ein Teil des Schulgartens als Spielplatz eingerichtet.
Da die Räume jedoch nicht mehr den modernsten Ansprüchen genügten, trug man sich schon länger mit dem Gedanken eines Schulneubaues. 1936/37 wurde dieser Plan in die Tat umgesetzt, nachdem man sich nach Überwindung einiger Schwierigkeiten auf das Grundstück im Löttenkamp geeinigt hatte. Der Neubau enthält drei geräumige, helle Klassenzimmer, Lehrer- und Lehrmittelräume, Brausebad und geräumige Lehrerwohnung, dazu ausgedehnten Kinderspielplatz. Am 23. April 1938 fand die kirchliche Weihe und die Übergabe statt. An der 3-klassigen Schule wirken drei Lehrpersonen. Das starke Anwachsen der Schülerzahl durch Evakuierte seit 1942 und Ostvertriebene seit 1945 machten Frühjahr 1947 die Einrichtung der 4. Klasse und Anstellung der 4. Lehrkraft notwendig. Erwähnt sei noch, dass Hovestadt von 1872-1881 eine Rektoratsschule (bei Grundhoff) besaß, dieselbe ging dann nach Herzfeld und später auch eine Töchterschule hatte.
Im vorigen Jahrhundert hatte auch die jüdische Gemeinde in Hovestadt (um 1855 95 Seelen) neben der Synagoge eine eigene jüdische Schule. Zur Weiterbildung der Handwerkslehrlinge bestand in Hovestadt eine gewerbliche Fortbildungsschule unter der tüchtigen Leitung des Lehrers Karl Hesse.
Bemerkt sei hier noch, dass das alte Schulhaus an der Schlossstraße nach Fertigstellung der neuen Schule 1938 vom Grafen der Gemeinde geschenkt als Kindergarten genutzt wurde, später als Mietwohnhaus, Bibliothek, Jugendheim u. a.
Nach der im Jahre 1969 erfolgten Zusammenlegung der restlichen 8 Gemeinden des bisherigen Amtes Oestinghausen mit Herzfeld, Lippborg und Brockhausen zur neuen Großgemeinde Lippetal wurde hier auch das Schulwesen grundlegend radikal geändert. Die bisherigen zahlreichen Dorf- und Kirchspielschulen wurden zu einer 23klassigen Zentralschule in Herzfeld zusammengefasst.
Lediglich in Oestinghausen und in Lippborg blieben Grundschulen für die unteren Jahrgänge bestehen.
Hovestadt hat seit 1972 keine eigene Schule mehr!
Die Kinder werden mit Schulbussen zu den Bildungsstätten gefahren. – Ob diese Umgestaltung ein echter Fortschritt ist, wird sich erst in einigen Jahren erweisen. Eine negative Seite ist jedenfalls klar. Das persönliche Verhältnis, welches bisher zwischen Elternhaus und Lehrpersonen bestand und nicht unwesentlich bei der Kindererziehung mitspielte, ist jetzt völlig ausgeschaltet!
Ende April 1977 wurde die alte Volksschule abgerissen, nachdem dieselbe als »baufällig« erklärt war. Eine Kulturschande für Hovestadt!
Verdienstvolle Lehrer(innen) in Hovestadt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Bernhard Schulte, geb. 20.9.1839 in Ostinghausen, Lehrer in Hovestadt von 1863-1894, gest. in Hovestadt 10.4.1894.
Josef Rieps, geb. 1.12.1853 in Metelen Kns. Burgsteinfurt, Lehrer in Hovestadt 1878-1911., II. Klasse, gest. 30.9.1927 in Metelen.
Karl Hesse, geb. 11.8.1870 zu Schmallenberg, Lehrer in Hovestadt von 1894 -1933, I. Klasse, gest. 5.6.1933 in Hovestadt
Heinrich Köller, geb. 14.01.1888 zu Börning, Krs. Dortmund, Lehrer in Hovestadt von 1911-1918, II. Klasse, gest. 29.5.1918 in Hovestadt
Fritz Böhmer, geb... zu Oestinghausen, Lehrer in Hovestadt von 1933-1950, I. Klasse, gest. ... in Bremen a. d. Haar.
Fritz Zyprian, geb. in Oestinghausen, Lehrer in Hovestadt von 1950
Namentlich erwähnt seien noch die nachstehend aufgeführten Lehrpersonen, welche in den letzten 30 Jahren segensreich hier wirkten: Lehrer Karl Steinbach, Lehrerin Frl. Lochowitz, Lehrerin Frl. Kruse, Lehrerin Frl. Elisabeth Jasper, Lehrer Friedrich Huckebrink.
2. Pflege des Gesanges in Hovestadt
Sangesfreudige Männer aus den Gemeinden Herzfeld und Hovestadt schlossen sich im Jahre 1857 in Hovestadt zusammen und riefen den heute noch bestehenden Männergesangverein Herzfeld-Hovestadt ins Leben. Das Vereinslokal war bei Biele, wo der junge Verein bereits 1860 mit einem Theaterspiel an die Öffentlichkeit trat. Erster Dirigent war der Musiker Korff aus Oestinghausen. Sein Nachfolger wurde 1870 der Lehrer Schulte aus Hovestadt.
Als im Jahre 1878 der Herzfelder Kaplan Vogt den Dirigentenposten übernahm, siedelte der Verein nach Herzfeld über. Das gute Verhältnis zwischen den beiden Gemeinden blieb aber auch weiterhin bestehen. Bei besonderen Anlässen (Hovestädter Waldfest, Erfreuung der Kranken im St.-Ida-Hospital, Einweihung unserer neuen Kirche usw.) hat der Verein auch in Hovestadt stets mitgewirkt. Umgekehrt haben bis auf den heutigen Tag Hovestädter Bürger den Verein aktiv und passiv unterstützt.
In den vergangenen Jahrzehnten hat es in Hovestadt indes nicht an Bemühungen gefehlt, wieder einen eigenen Chor zu begründen. Besonderen Aufschub erhielt dieser Gedanke durch die seit längerem geplante und 1932 endlich errichtete neue Pfarrkirche.
Bereits 1913 ward hier ein weltlicher Gesangverein gegründet, welcher der Pflege des mehrstimmigen Liedes besonderes Interesse entgegenbrachte, doch der Ausbruch des ersten Weltkrieges machte 1914 wieder ein Ende.
Im Jahre 1925 wurde auf vielfachen Wunsch ein Cäcilien-Kirchenchor ins Leben gerufen. Die gesangliche Leitung übernahm der erst vor kurzem nach hier versetzte Pfarrvikar Otto Wulf, ein feiner Musikkenner. Aus kirchlichen Anlässen sang er hier verschiedene Male in der Schlosskapelle. Weihnachten 1925 wurde ein Weihnachtsoratorium aufgeführt (auf Brachts Saal und 1927 auf dem Hovestädter Waldfest ein Freilichtspiel »Die Kirmes im Alpendorf« zum Besten gegeben. Natürlich kam auch das mehrstimmige deutsche Lied zu seinem Recht. Als Pfarrvikar Wulf Anfang 1928 versetzt wurde, ging auch dieser Chor wieder ein.
1931 ward von jungen Hovestädter Männern der Gesangverein »Eintracht« gegründet, dem auch mehrere junge Schoneberger angehörten. Unter Leitung des rührigen Dirigenten Josef Schnell, Herzfeld, trat dieser Chor am 10. Juli 1932 bei der Grundsteinlegung der neuen Hovestädter Kirche zum erstenmal vor die Öffentlichkeit. Bei der Einweihung der Kirche, am 29. November 1932, wurde eine vierstimmige Messe von Schubert vorgetragen, die allgemeinen Beifall fand und noch einige Male bei verschiedenen Anlässen wiederholt wurde. Auch die Pflege des Volksliedes lag dem Verein sehr am Herzen. Als Josef Schnell von hier verzog, übernahm Willi Wulf, Schoneberg, und später Gottfried Korff aus Oestinghausen die gesangliche Leitung, doch konnte sich auch dieser Verein auf die Dauer nicht halten (Vereinslokal war bei Ziegler).
Im Jahre 1938 wurde von dem damaligen Bürgermeister Liewer eine Neugründung vorgenommen. Vereinslokal war bei Bracht-Krippendorf. Dirigent war zunächst Lehrer Drebber aus Ostinghausen und dann Lehrer Karl Steinbach, Hovestadt. Beim Richtfest der Siedlung in Hovestadt, Feier des 1. Mai, dem Lippetaler Sängerfest in Ostinghausen und bei anderen Anlässen hatte der Verein Gelegenheit, die Umwelt durch seine Lieder zu erfreuen. Trotz aller Bemühungen des tüchtigen Dirigenten K. Steinbach war auch diesem Verein keine längere Lebensdauer beschieden, wozu besonders der Ausbruch des zweiten Weltkrieges beitrug.
Auf Anregung zahlreicher Gemeindemitglieder von Hovestadt und Nordwald wurde im November 1949 nochmals ein Gesangverein gegründet. Als einer der Hauptinitiatoren mag hier der Amtsangestellte Josef Schröder genannt sein, der leider viel zu früh von uns gegangen ist. Schwierig und für den Verein voll ausschlaggebend ist in unseren ländlichen Kreisen immer die Dirigentenfrage. Von befreundeter Seite wurde auf Lehrer Fritz Zyprian in Oestinghausen aufmerksam gemacht. Unverzüglich trat man mit demselben in Verbindung, der nach kurzer Überlegung sich bereit erklärte, den Dirigentenposten zu übernehmen.
Alsbald wurde mit den ersten Proben begonnen, wozu sich 45 Sänger und Sängerinnen einfanden. Schon in der Christmette konnte der Chor durch mehrere gut vorgetragene Weihnachtslieder wesentlich zur Verschönerung des Gottesdienstes beitragen. Am 10. Januar 1950 fand die offizielle Gründungsversammlung bei Biele statt. Fritz Zyprian wurde einstimmig als Dirigent bestätigt und Franz Giepen in Abwesenheit zum ersten Vorsitzenden gewählt, beide nahmen die Wahl an. Der Verein wurde auf den Namen »Gemischter Chor Frohsinn Hovestadt-Nordwald« getauft und der kleine Saal von Biele zum Vereinslokal bestimmt. In den nächsten Jahren nahm der Verein eine gute Entwicklung, wenn auch einige Rückschläge nicht ausblieben. Im kulturellen Leben der Gemeinde errang er bald eine beachtliche Stellung, gleich ob es sich hierbei um die Verschönerung des Gottesdienstes durch deutsche oder lateinische Vorträge handelt, Ehrung von Altersjubilaren und Brautleuten, Maisingen, Theateraufführungen u. a. m. Stiftungsfest (im Januar), Lippetaler Sängerfest und Ausflug sind Höhepunkte im Ablauf des Sängerjahres, wo auch die Gemütlichkeit zu ihrem Recht kommt.
1960 aus Anlass des 10-jährigen Bestehens des Vereins 1971 und 1975 zum 25jährigen Jubiläum wurde in Hovestadt das seit 1924 begangene Lippetaler Sängerfest ausgerichtet, welches stets von einem der angeschlossenen Vereine veranstaltet wird und die Mitglieder zu edlem Wettstreit zusammenführt. Dank schuldet unser Verein neben dem langjährigen Vorsitzenden Franz Giepen vor allem dem ausgezeichneten Dirigenten Fritz Zyprian, der leider 1968 einem Schlaganfall erlag. Sein Nachfolger wurde Karl-Josef Meinert aus Ostinghausen, der mit viel Geschick und jugendlicher Tatkraft den Verein leitet. Die in den letzten Jahren zahlreich zum Verein gekommenen jungen Mitglieder lassen eine gute Weiterentwicklung des Sängerchores erwarten. Möge die bereits 1960 geweihte Sängerfahne Symbol sein für weitere fruchtbare Zusammenarbeit der Sänger und Sängerinnen untereinander und mit ihrer Führung in den kommenden Jahren.
Am 28. April 1985 richtete der Gemischte Chor Frohsinn Hovestadt-Nordwald wieder das Lippetaler Sängerfest aus. Gefeiert wurde diesmal in der Schützenhalle zu Eickelborn.
3. Waldfest und Theater in Hovestadt – Der Verein Frohsinn und andere Vereine
Zwecks Förderung des geplanten Kirchenbaus in Hovestadt wurde Januar 1905 von hiesigen beherzten Bürgern der Verein »Frohsinn« gegründet. Im Sommer, am 1. Augustsonntag, wurde im vorderen Althof das schöne Waldfest veranstaltet, im Winter ward auf Dickmanns/Brachts Saal Theater gespielt. An der Ausrichtung des Waldfestes beteiligten sich die Hovestädter immer recht zahlreich. Der ganze Aufbau der Anlagen, Bedienung am Festtag und der Abbau von Zelten und Buden wurde unentgeltlich getätigt und darum immer ein recht ansehnlicher Reingewinn erzielt, der dem Kirchenbaufond zugeführt wurde. Bereits das erste Fest im Jahre 1905 erbrachte die Summe von ca. 2.000 Mark Wenn die Musikkapelle der Paderborner Husaren gegen Mittag von der Kleinbahn zum Festplatz marschierte, war das ganze Dorf auf den Beinen. Im Althof entwickelte sich ein fröhliches Leben und Treiben. Zahlreich fanden sich immer die Bewohner der Nachbarorte ein.
Die Musikdarbietungen der Paderborner Kapelle wechselten mit den schönen Gesangvorträgen des Gesangvereins Herzfeld-Hovestadt. Glücksräder, Ringbuden, »Runter mit dem Zylinder«, schöne Zigeunerinnen sorgten weiter für gute Unterhaltung. Eine gute Küche, Bier und Sektbuden sorgten für das leibliche Wohl der Besucher. 1927 wurde außerdem noch ein Freilichttheater von dem Gemischten Chor Hovestadt zum Besten gegeben: »Die Kirmes im Alpendorf«, das gut ankam. 1925 wurde ein Reingewinn von 2.750 Mark erzielt, 1926 waren es rund 2.000 Mark und 1927 rund 1.265 Mark Auch die schönen winterlichen Theaterabende des Vereins, verbunden mit viel Gesangdarbietungen auf Dickmanns/Brachts Saal fanden bei der Bevölkerung von Hovestadt und Nachbarorten immer guten Zuspruch und wurden gern besucht und bildeten eine echte kulturelle Bereicherung des hiesigen dörflichen Lebens.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Geselligkeitsabteilung des Vereins Frohsinn ins Leben gerufen, die unter Leitung von Wilhelm Lötte die gute Theatertradition fortsetzte. Schon 1919 wurde das erste Stück »Revolutionsgift« aufgeführt. 1920 folgte »Andreas Hofer«, 1921 »Zryni«. In den folgenden Jahren wurden die plattdeutschen Luststücke »Söffken von Giesenbeck«, »Frau Schulte Blaum« und »Hoppmarjannken« u. a. aufgeführt, welche durchweg gut ankamen.
Nach längerer Unterbrechung durch Hitlerzeit, II. Weltkrieg und Nachkriegsjahren wurde 1950 im Saal bei Biele erstmalig wieder Theater aufgeführt. Die Hovestädter Feuerwehr und der neugegründete Gesangverein wirkten zusammen und boten unter der Leitung von Josef Hegemann zwei Luststücke und einige Couplets und Lieder, welche allgemein guten Beifall fanden. Bemerkt sei hier noch, dass die ganze Bühnenausrüstung vollständig neu erstellt werden musste, meist in freiwilliger, unentgeltlicher Arbeitsleistung.
In den folgenden Jahren brachte der Gesangverein eine Reihe schöner Stücke zur Aufführung: »Wenn du noch eine Mutter hast«, »Ännchen von Tharau«, »Kein Auskommen mit dem Einkommen«, um nur einige zu nennen und viele andere. Die Regie führte jetzt Josef Buschhoff. Da der vom Heimatverein geschaffene Große Saal bei Biele seit 1952 als Flüchtlingsunterkunft und von 1960-1767 als Möbellager diente, musste man sich zeitweilig mit dem Kleinen Biele‘schen Saal behelfen. 1975 wurde nach einiger Unterbrechung unter Leitung von Heinrich Hille das Luststück »Der verkaufte Großvater« zum Besten gegeben.
Unter den zahlreichen weltlichen Hovestädter Vereinen, Sport- und Turnvereinen, Kegelklubs und Taubenzüchtern, den mehr kirchlichen Vereinigungen wie Jugendgruppen, Frauengemeinschaften u. a. sei hier besonders des 1954 gegründeten Kolpingwerkes gedacht, der sich in hervorragender Weise kulturell-sozial betätigt durch Veranstaltungen für ältere Leute, Vortrags- und Diskussionsabende. 1968 wurde als Dachorganisation der Hovestädter Vereine der Kulturring gegründet, der als erstes Ziel den Ausbau des Großen Saales bei Biele durchführte: Einbau der Decke, des Fußbodens und der Schenke, Toilette, Garderobe, Heizung.
4. Schützenverein Hovestadt-Nordwald
Das eigentliche Fest des Jahres war jedoch seit jeher das Hovestädter Schützenfest, und so wird es auch heute noch nach alter Tradition um Johanni-Mittsommer alljährlich begangen.
Offiziell wurde der Verein im Jahre 1860 gegründet. Mit Sicherheit ist jedoch anzunehmen, dass das Fest schon lange vorher gefeiert wurde (1823). 1961 wurde der Verein in eine Schützenbruderschaft umgewandelt und nennt sich jetzt »Schützenbruderschaft St. Albertus Magnus Hovestadt-Nordwald«. Im Jahre 1960 zum 100-jährigen Jubiläum wurde auch die neue, kunstvolle Fahne eingeweiht, die seitdem neben der alten schwarz-weiß-grünen Flagge im Zuge mitgeführt wird. Eingeleitet wird das Fest am Samstag-Abend mit dem Zapfenstreich und Zug durch die festlich geschmückten Straßen unseres Ortes. War die Schützenmesse früher am Montagmorgen, die Orgel war durch Blasmusik ersetzt, so findet die Messfeier seit einigen Jahren am Samstag-Abend zu Beginn des Festes statt. Anschließend wird nach Nordwald marschiert, wo an der St.-Anna-Kapelle, früher bei Schilling, eine Rast- und Erfrischungspause eingelegt wird und von hier zum Rott, wo ebenfalls eine Stärkung verabreicht wird, früher am Montagmorgen. Wieder auf dem Festplatz angelangt, verläuft der Abend bei froher Unterhaltung, Konzert und Tanz in echter Gemütlichkeit. Am Sonntag wird um 15.30 Uhr angetreten zum Festmarsch. In feierlichem Zuge unter Führung des Obersten mit seinen beiden Adjutanten zu Pferde, gefolgt von dem Trommler Korps und der Musikkapelle ziehen die Schützen mit dem Hauptmann an der Spitze zunächst zum alten König und dann zur Königin. Hier werden ihnen zunächst die königlichen Ehren erwiesen wie bereits am Samstag-Abend. Das Königspaar mit Königsoffizieren und Hofdamen defiliert anschließend am Zuge vorbei und ordnet sich dann zu Anfang der Schützengruppe ein. Nach einem stärkenden Umtrunk geht es in froher Stimmung weiter durch die Hauptstraßen des Ortes und zum kleinen Schlosshof, wo auch der Graf offiziell zum Fest eingeladen wird und es mit einem Fässchen Freibier quittiert. Wieder auf dem Festplatz angelangt, stärken sich die Teilnehmer zunächst (mit Kaffee und Kuchen am Königstisch). Der Auftakt zum Tanzvergnügen bildet der Königstanz, an weichem nur das Königspaar, Hofdamen und Offiziere teilnehmen. Es folgen Walzer, Rheinländer, Polka und moderne Tänze in bunter Folge. Auf dem Platz herrscht ein reger Betrieb. Alte Bekannte sehen sich bei einem gemütlichen Gläschen wieder. Auch die zahlreich anwesenden Kinder kommen auf ihre Kosten. Nach dem Kindertanz müssen sie gegen 9.00 Uhr den Festplatz verlassen. Bei froher Stimmung und in echter Gemütlichkeit verbringen die zahlreichen Teilnehmer noch einige schöne Stunden mit netter Geselligkeit, Musik, Tanz und Gesang, unterstützt durch eine gute Flasche Wein, eine süffige Bowle, einige herzhafte Körnchen oder Bierchen. Als gegen 24.00 Uhr die allgemeine Stimmung auf dem Höhepunkt ist, bringt die Musikkapelle dem Königspaar ein Ständchen. Der offizielle Teil des Festtages fand mit dem Nachhausebringen des Königspaares sein Ende, an dem früher auch die Musikkapelle teilnahm. Am Montagmorgen beginnt das Tambourkorps schon gegen 6.00 Uhr mit dem Wecken. Früher begann die Schützenmesse bereits um 7.00 Uhr, seit einigen Jahren ist dieselbe auf den Samstag-Abend verlegt und die Schützen brauchen jetzt erst um 8.15 Uhr anzutreten. Mit dem König geht es in flottem Marsch nach Herzfeld. An der Gaststätte Paul Willenbrink wird eine längere Frühstückspause eingelegt, dann wird unter dem Klang der Musik zur Vogelstange im Althof marschiert (bis zum Jahre 1932 war auf dem Bruch Vogelschießen). Hier beginnt alsbald ein fröhliches Treiben. Der im Zuge mitgeführte Vogel wird aufgerichtet und es beginnt ein eifriges Schießen um die Königswürde. Mit größter Spannung beobachten Alt und Jung den immer kleiner werdenden Vogel... Da, das letzte Stückchen fällt getroffen zu Boden. Unter dem Jubel aller Anwesenden und dem feurigen Tusch der Musikkapelle wird der neue König auf den Schultern zum alten Regenten getragen und ihm von diesem Königsschmuck und Schärpe überreicht. Der neue König gibt seine Königin bekannt, die beiden Adjutanten bringen derselben die freudige Nachricht und geben auch den erwähnten Hofdamen Bescheid. In froher Stimmung marschiert der Verein dann zurück zum Festplatz.
Erwähnt sei noch, dass seit 1930 auf einem 2. Schießstand neben dem Schützenkönig ein Hampelmann-König ermittelt wird. Am Nachmittag wird nach längerer Mittagspause wieder um 16.30 Uhr angetreten zum Festmarsch durchs Dorf und zur Huldigung des neuen Königspaares und des Hofstaates. Im übrigen verläuft die Feier wie am Vortage, mit einer Ausnahme. Gegen 8 Uhr (20 Uhr) treten die Paare zur Polonaise an, die beim feierlichen Abendgebet vor der Kirche ihren Höhepunkt erreicht.
Gar zu schnell verfliegen bei Sang und Tanz und gemütlicher Unterhaltung die frohen Stunden und mancher kann es einfach nicht glauben, dass das diesjährige Fest schon wieder zu Ende geht. Doch sind nicht alle Festteilnehmer so deprimiert wie jener Hovestädter Bürger, der im Morgengrauen des Dienstag im Fenster saß und bittere Tränen vergoss. Auf die Frage vorübergehender Spätheimkehrer: "Franz, warüm grins diu denn?" gab er zur Antwort: "Wui dat schäune, schäune Schützenfest vorbui iss".
Mit dem Katerfrühstück und dem Ausspülen der leeren Portemonaies an der Lippe am Dienstag fanden die Festtage ihren Abschluss.
N.B. Am Samstagnachmittag vorm Fest und am Totensonntag gedenkt die Schützenbruderschaft ihrer Gefallenen und Toten durch Kranzniederlegung in der Friedhofskapelle (seit dem Jahr 1949). In Verbindung mit dem Hovestädter Schützenverein feierte der Hovestädter Spielmannszug am 29. Juni 1980 sein 60jähriges Bestehen. Von den Gründern Fritz Hüntemann und Franz Giepen weilt Letzterer noch unter den Lebenden und wurde derselbe mit mehreren Anwesenden der ersten Stunde entsprechend geehrt. Die zahlreich erschienenen Trommlerkorps aus der Nachbarschaft trugen wesentlich zur Verschönerung des Festes bei.
5. Vom Werden der Freiwilligen Feuerwehr Hovestadt
Zu den vornehmsten aber auch selbstverständlichsten Pflichten der nachbarlichen und dörflichen Gemeinschaft gehörte von jeher die gegenseitige Hilfe in größeren Not- und Unglücksfällen.
Ganz besonders trat diese Verbundenheit in Erscheinung bei Überschwemmungskatastrophen und bei Feuersbrünsten.
Mögen die Feuerbekämpfungsmittel in früheren Zeiten auch recht primitiv gewesen sein, so lässt sich doch immerhin bis in die 70-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts für die Gemeinde Hovestadt eine eigene Feuerlöschspritze nachweisen. Es handelte sich um eine Druckspritze; das Wasser musste mittels Ledereimern durch eine von Personen gebildete Kette zum Gerät geschafft werden. Zum Löschdienst war jeder taugliche, männliche Einwohner verpflichtet. Nach einem größeren Brande im Jahre 1902 wurde hier eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen, welche zunächst Vereinscharakter hatte. Gleichzeitig wurde auch eine neue Saug-Druckspritze angeschafft, welche gegenüber der alten Spritze eine wesentliche Verbesserung darstellte.
Folgende Kameraden traten bei der Gründung der Wehr als Mitglieder bei:
Fritz Herold,
Josef Bierhaus,
August Murdfield,
Albert Stratbücker,
Heinrich Streffing,
Franz Adrian,
Anton Elbracht,
Josef Lammert,
Heinrich Hokenbecker,
Fritz Westhues,
Clemens Knierbein,
Josef Remmert,
Gerhard Horstknepper ,
Karl Hesse, sämtlich von Hovestadt und
Heinrich Leier, Schoneberg.
Erster Brandmeister wurde:
August Murdfield, es folgten:
Albert Stratbücker,
Graf Josef von Plettenberg,
Franz Kleeschulte,
Paul Dröllner, seit 1934,
Franz Dreyer, seit 1943,
Paul Piepenbreier, seit 1948.
Große Brände seit 1900
- 1901 Kleeschulte, Nordwald, Brennerei
- 1902 Knierbein – Hüntemann, Hovestadt
- 1906 Kleeschulte, Nordwald
- 1908 Micheel – Stratbücker, Hovestadt
- 1910 Rentei – v. Plettenberg, Hovestadt
- 1911 Koerdt – Hemmis
- 1913 Schwartze, Johann, Hovestadt
- 1914 Hokenbecker, Heinrich, Hovestadt
- 1929 Gödde, Franz, Hovestadt
- 1945 Wiengarn, Hovestadt, Hunecke, Nordwald
Schilling – Kleeschulte, Nordwald
Bei den zahlreichen Bränden (bes. von 1900 bis 1914) hat die Wehr ihre uneigennützige Hilfsbereitschaft im Dienste des Mitmenschen sowohl in Hovestadt als auch in den Nachbargemeinden recht häufig unter Beweis gestellt.
Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens wurde im Jahre 1927 bei Biele ein großes Feuerwehrfest veranstaltet, woran auch die Wehren der Nachbargemeinden teilnahmen.
Im Jahre 1933 wurde auch die Feuerwehr gleichgeschaltet und der Polizei unterstellt. Auf Anordnung musste jetzt auch regelmäßig Fußdienst durchgeführt werden.
Nach Beendigung des 2ten Weltkrieges wurde die Feuerwehr neugegründet mit dem Brandmeister Paul Piepenbreier.
Da die handbetriebene Spritze von 1902 den jetzigen Anforderungen nicht mehr entsprach, befasste man sich schon des längeren mit dem Gedanken, eine Motorspritze anzuschaffen. Inzwischen war auch das alte Spritzenhaus am Althof baufällig geworden. Ein günstig gelegenes Nebengebäude des ehemaligen Block'schen Besitztums konnte indes günstig erworben werden. Von den Feuerwehrkameraden ward dasselbe in Eigenleistung renoviert und dem neuen Zweck entsprechend umgebaut und verändert. Eine Motorspritze konnte ebenfalls angeschafft werden. Die Finanzierung erfolgte teils durch freiwillige Beiträge der Hovestädter und Nordwalder Bürger, welche 1.200 Mark spendeten; Kegelveranstaltung erbrachte ca. 600 Mark Den Restbetrag gaben Gemeinde und Amt. Die feierliche Einweihung der neuen Motorspritze und des neuerstellten Gerätehauses wurde am 1. Mai 1949 in würdiger Weise vorgenommen, wozu auch die nachbarschaftlichen Löschgruppen geladen waren.
1957 erhielt die Hovestädter Löschgruppe, die nunmehr außer Nordwald auch Schoneberg umfasst, den neuen modernen Löschwagen und erzielte damit wieder eine bedeutende Verbesserung des hiesigen Feuerlöschschutzes.
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