Kirchengeschichtliches aus Hovestadt

und Nachbarorten


1. Die St.-Ida-Kirche zu Herzfeld

Um 800 wurde durch die hl. lda im nahen Herzfeld die erste Kirche unserer engeren Heimat erbaut.

Aus dem 30-jährigen erbitterten Kampf zwischen Sachsen und Franken, dem alten Götterglauben unserer Vorfahren und der neuen Lehre ging das Christentum Anfang des 9. Jahrhunderts als Sieger hervor.

lda war die Gemahlin des sächsischen Grafen Egbert, der südlich der Lippe im späteren Hovestadt seinen Wohnsitz hatte. Drei Linden in der Idawiese bezeichnen noch heute die Stelle, wo die Burg gestanden hat. Egbert, der ein getreuer Gefolgsmann Karls des Großen war, begleitete Letzteren einst auf einem Kriegszuge, wobei er schwer erkrankte. Er kam in das Haus des fränkischen Edlen Theoderich in Ripuarien (Land zwischen Ahr und Ruhr) der ein Verwandter Karls des Großen war. lda, die Tochter des Hauses, übernahm die Pflege des kranken Egbert. Nach seiner Gesundung hielt er um ihre Hand an, sie willigte ein und Egbert nahm mit seiner jungen Gemahlin Wohnsitz auf der Burg Hovestadt inmitten seiner sächsischen Besitzungen.

Ida hatte hier einst ein Traumgesicht, welches sie aufforderte, an der bezeichneten Stelle im heutigen Herzfeld (damals Hirutfeld) eine Kirche zu errichten. Schon bald ging es ans Werk. Ida selbst brachte mit ihrem zahmen Hirsch Steine und anderes Material zur Baustelle, ihr Weg führte durch die damals noch flache Lippe. Allmählich nahm das neue Gotteshaus Gestalt an: ein schlichter Basiliken-Bau, mir getäfelter Holzdecke und Glockenstuhl. Sie wurde konsekriert zu Ehren der Gottesmutter und des heiligen Bischofs Germanus.

Nach Egberts Tode, im Jahre 811, siedelte Ida von der Burg Hovestadt ganz nach Herzfeld über. Sie bewohnte einen kleinen bescheidenen Anbau an der Südseite der Kirche. Unter Leitung des frommen Priesters Berethger, des ersten Pfarrers von Herzfeld, führte sie ein echt christliches Leben und stellte sich ganz in den Dienst der Armen, Kranken und Alten. Einen Steinsarg, ihre spätere Grabstätte, ließ sie täglich mit Lebensmitteln und Kleidung füllen und an die Bedürftigen verteilen. Durch ihre Frömmigkeit, ihre selbstlose Nächstliebe wird sie wesentlich zur Vertiefung des jungen Christentums in unserer Heimat beigetragen haben. lda starb heiligmäßig am 4. September 825 im 50. Lebensjahre. An ihrem Grabe ereigneten sich bald eine Reihe wunderbarer Heilungen. Im Jahre 980 ward sie von Bischof Dodo von Münster zur Ehre der Altäre erhoben.

St. lda ist noch heute, wie vor 1000 Jahren die Patronin des Lippelandes. An ihrem Todestage bzw. dem folgenden Sonntag ziehen heute noch die Gläubigen der Nachbargemeinden (Ostinghausen, Schoneberg, Hovestadt) in feierlicher Prozession zum Idadom, um die große Heilige zu preisen und um ihre Fürbitte anzurufen. Wohl aus Anlass ihrer Heiligsprechung im Jahre 980 schrieb der Benediktinermönch Uffing im gleichen Jahr eine Biographie über das Leben der heiligen Ida, welche sich noch im Herzfelder Pfarrarchiv befindet.

Zu Anfang des 10. Jahrhunderts wurde Herzfeld von den gefürchteten Ungarn heimgesucht. Sie raubten die Kultgegenstände und Einrichtungsstücke der Kirche und legten Feuer an den Bau, doch ohne Erfolg.

Im 13. Jahrhundert wurde die 1. lda-Kirche durch einen Neubau im romanisch-gotischen Übergangsstil ersetzt, der zum Teil auf den alten Grundmauern errichtet wurde. Durch Restauration und Vergrößerung im Jahre 1506 bekam dann dieser Bau wieder eine bedeutende Veränderung. Die Kirche ward um ein Gewölbefeld nach Osten verlängert, ein Chor mit 5/8 Abschluss errichtet, auch der alte Teil des Bauwerks erhielt Spitzbogengewölbe, Spitzbogenfenster und außen Strebefeiler. – 1900-1903 musste auch dieser Bau dem neuen prächtigen St.-Ida-Dom weichen. – An der Südseite der Kirche befindet sich noch heute, wie vor Jahrhunderten die Grabkapelle der heiligen Frau. In den langen Jahrhunderten hat der Raum manche Veränderungen und Umbauten erfahren, seine bevorzugte Bedeutung als Andachtsstätte der gläubigen Bevölkerung von Herzfeld und den Nachbarorten zu unserer großen Landesheiligen hat er aber bis heute nicht eingebüßt.

Nach dem II. Weltkrieg und nochmals in den Jahren 1974-1976 wurden an der Herzfelder St.-Ida-Kirche größere Instandsetzungsarbeiten (Dach, Turm u. a.) und auch Veränderungen im Inneren vorgenommen. Bei Gelegenheit der letzten Renovierung 1974-1976 wurden auch umfangreiche Bodengrabungen im Kircheninnern durchgeführt. Hierbei sind mit ziemlicher Sicherheit die ursprünglichen, ersten Grabstellen Egberts und St. Idas ermittelt worden.

Zweifellos haben in unsern ersten christlichen Jahrhunderten die Bewohner von Hovestadt die Kirche der hl. lda auch als ihr Gotteshaus betrachtet, ja sogar bis in unsere Tage (bis zum Hovestädter Kirchen-Neubau 1932) erledigte ein beträchtlicher Teil der Hovestädter und Schoneberger Bürger im nahen Herzfeld seine religiösen Verpflichtungen.

1980 wurde das tausendjährige Jubiläum von St. Idas Heiligsprechung feierlich begangen. Bischof Johannes Degenhardt von Paderborn und Bischof Reinhardt Lettmann von Münster weilten in Herzfeld, letzterer weihte die neuerrichtete St.-Ida-Krypta ein. Unter Leitung von Johannes Tusch ward ein musikalisches Oratorium aufgeführt, Ausstellung im Hovestädter Schloss.