2. Die Pfarrkirche in Oestinghausen

Gegen 1100 wurde die Pfarrkirche in Oestinghausen errichtet. Sie ist dem heiligen Stephanus geweiht. 1180, als unser Gebiet an Köln kam, wurde dieselbe durch das Querschiff erweitert. Der Bau hatte zunächst eine flache Decke, doch gegen 1400 erhielt er das jetzige Kreuzgewölbe. Nachdem die Turmspitze durch einen Blitzschlag zerstört war, wurde dieselbe im Jahr 1715 durch den eleganten Barockhelm ersetzt. Aus dieser Zeit stammt auch die schöne Barockausstattung der kunstgeschichtlich interessanten Kirche. Sehr ansprechend ist der Hochaltar, aber auch das schöne Außenportal ist sehenswert. Der stimmungsvolle Kirchplatz ist eine würdige Umrahmung des altehrwürdigen Gotteshauses. 1973 wurde die Kirche innen und außen grundlegend renoviert. Auch Hovestadt gehörte seit Jahrhunderten zur Pfarrei Oestinghausen, der kleinere östliche Teil unserer Gemeinde war nach Ostinghausen eingepfarrt. Taufe, Erst- und Osterkommunion empfingen unsere Einwohner ebenso wie Firmung und Ehesakrament bis Anfang dieses Jahrhunderts in ihren Pfarrkirchen. Die Beerdigungen unserer Verstorbenen fanden ebenfalls bis zum Jahre 1922 auf den dortigen Friedhöfen statt.

Bei der Neuordnung der deutschen Diözesen im Jahre 1821 kam auch die Pfarrei Oestinghausen, die jahrhundertelang zu Köln gehört hatte, zum Bistum Paderborn.

 

3. Die Schlosskapelle in Hovestadt

Zum erstenmal ist im Jahre 1252 in Hovestadt von einem Burgkaplan die Rede. – Bei der Neuaufführung des Schlossbaues 1563-1572 ist hier nachweislich auch eine Kapelle errichtet worden. Seit ca. 1600 wird von einem periodischen Gottesdienst von der Pfarrei Oestinghausen aus berichtet. Seit 1649, als der Freiherr von Heiden (Kalvinist) Schlossherr war, wurden keine kirchlichen Veranstaltungen hier abgehalten.

1735-1740 lässt der neue Besitzer des Gutshofes Hovestadt u. a. auch die 4 Hauptgebäude des Schlossvorhofes durch den großen Baumeister Johann Conrad Schlaun neu erbauen. In einer der vier gelben Putzbauten mit Mansardendächern wird neben Stallungen, Rentei u. a. auch die neue Kapelle errichtet. Im Äußeren recht einfach, zeigt dieselbe im Innern eine geschmackvolle wenn auch schlichte Barockausstattung. Besonders der Hauptaltar mit dem schönen Marienbild ist recht ansprechend. Zur Rechten schließt sich hier an die gräfliche Loge. Der älteste Grafensohn, Friedrich August von Plettenberg, im 1. Weltkrieg gefallen, liegt auf dem Chor der Kapelle begraben, darüber erhebt sich sein Grabdenkmal: sein Bild in Stein gehauen, von seinem Bruder Graf Bernhard. Im Jahre 1910 wurde der Kapelle noch das Barocktürmchen aufgesetzt. Erwähnt sei hier noch der künstlerisch wertvolle, reichgeschnitzte, gotische Kirchenstuhl.

Nach Fertigstellung des Gotteshauses 1741 wurde durch die Bemühungen des Grafen Josef Clemens von Plettenberg wieder hier Gottesdienst gehalten: Zunächst für die gräfliche Familie, dann aber auch für die Bewohner der Hofstadt und Neustadt. Hovestadt zählte damals schon 60 Häuser. 1767 wird in unserm Ort eine Franziskanermission errichtet für Seelsorge und Schule. Die 2 Patres nahmen Wohnung im späteren Vikariegebäude.

An die Stelle der Franziskaner trat im Jahre 1838 der erste Vikar Bolzau, der 40 Jahre segensreich in der Gemeinde waltete. Unter ihm wurde 1855-1859 das St.-Ida-Hospital erbaut und 1875 die Rektoratsschule errichtet. Als Vikar Bolzau 1878 starb, hatte bereits in Deutschland der Kulturkampf begonnen, der bis l885 dauerte. Auch für das hiesige kirchliche Leben brachte derselbe manche Beeinträchtigungen und Schikanen, durfte hier doch zu dieser Zeit kein neuer Geistlicher eingestellt werden. Die Seelsorge wurde notdürftig von dem gräflichen Hausgeistlichen versehen.

Erst im Jahre 1885 erhielt die Gemeinde Hovestadt wieder einen eigenen Seelsorger in der Person des Vikars Alexander Aust, dessen Wirken unserm Ort nicht minder zum Segen gereichte.

Aus dem Anstellungsdekret von Oktober 1885 geht hervor, dass die bischöfliche Behörde in Paderborn die ehemalige Franziskanermission jetzt als Filiale von Oestinghausen ansieht, da sie den Vikar Aust anweist, als Hilfsgeistlicher in der Pfarrei Oestinghausen zu funktionieren, in Hovestadt seinen Wohnsitz zu nehmen und die dortige Vikarie zu verwalten. – Die gräfliche Familie, die auch den Geistlichen unterhielt, betrachtete die Hovestädter Filiale aber auch jetzt als ihre Privatstiftung, wodurch sie manche Sonderrechte für sich beansprucht. In verschiedenen Eingaben versucht die gräfliche Verwaltung Paderborn von der Rechtlichkeit ihres Standpunktes zu überzeugen, doch die bischöfliche Verwaltung bleibt bei ihrer ersten Entscheidung. Aus dieser recht schwierigen Sachlage entstanden in der Folge zahlreiche Differenzen zwischen den hiesigen Geistlichen und der gräflichen Familie. – Auf Vikar Aust folgte im Jahr 1901 Vikar Theodor Dane. Während er in der Gemeinde allgemein sehr beliebt war, hatte er mit der gräflichen Familie des öfteren unliebsame Auseinandersetzungen. Auf die gräflichen Beschwerden in Paderborn entschied die bischöfliche Verwaltung mehrmals zugunsten ihres Vikars. Eine grundsätzliche Änderung dieser unerfreulichen Verhältnisse brachte der im Jahre 1932 erfolgte Kirchenneubau in Hovestadt.

Kurz sei hier noch der frevelhafte Einbruch in der Schlosskapelle im Jahr 1921 durch einen ehemaligen Schoneberger Bürger erwähnt, wobei der Tabernakel erbrochen und die Monstranz und der Mess- und der Speisekelch geraubt wurden. Die heiligen Geräte konnten jedoch vor den Grenzübergängen sichergestellt werden und kamen nach 9 Tagen zurück.