5. Kirchen-Neubau in Hovestadt

Im August d. J. 1931 hatte sich die Bürgerversammlung in Hovestadt für einen baldigen Beginn des Kirchenneubaus mit überwältigender Mehrheit ausgesprochen. Eine größere Minderheit im Kirchenvorstand machte indes noch Bedenken gegen den baldigen Baubeginn geltend und brachte diese mit einigem Erfolg auch vor die bischöfliche Behörde, doch gelang es Pfarrvikar Henkel mit Unterstützung des Probstes Drehmann, Soest, diese Schwierigkeiten seitens der kirchlichen Verwaltung zu zerstreuen.

Oktober 1931 fand die satzungsgemäße Neuwahl für die 5 ausscheidenden Mitglieder des Kirchenvorstandes statt, welche ganz im Zeichen des Kirchenbaus stand. Von beiden Parteien, den Förderern und den Gegnern des Kirchenbaus wurden Flugblätter und Stimmzettel verteilt. Das Ergebnis dieses heftigen Wahlkampfes war: 90 % aller Wähler hatten die alten Kirchenvorstandsmitglieder wiedergewählt, die schon lange Zeit für den Kirchenbau gearbeitet hatten.

Recht schwierig gestaltete sich noch die Wahl des Architekten. Bereits seit Jahren hatte eine Reihe von Architekten für den Kirchenbau projektiert. Schon im Februar 1931 hatte der Kirchenvorstand unter Pf. Holthaus den Entschluss gefasst, die Architekten Kötter, Soest und Sonnen, Paderborn in die engere Wahl zu ziehen, wozu sich im August d. J. noch der Architekt Wibbe aus Hamm gesellte. Während der größte Teil des Kirchenvorstandes glaubte, nur Kötter könne die Kirche bauen, setzte der andere Teil auf Wibbe, der für 55.000 Mark eine schöne geräumige Kirche erbauen wollte. Gutachten von Prof. Fuchs, Paderborn und von Baurat Humpert Soest führten ebenso wenig zur Einigung und zum Ziel, wie die Besichtigungen der neuerbauten Kirchen in Waldliesborn und Ebbenrode. Am 11.11.31 beschloss der Kirchenvorstand mit 6 zu 4 Stimmen Frühjahr 1932 mit den Bauarbeiten zu beginnen. In der Wahl des Architekten konnte jedoch keine Einigung erzielt werden. Januar 1932 wurde über diese Frage noch einmal abgestimmt, das Ergebnis: 5 Stimmen für Kötter, 4 für Wibbe. Auf Antrag der unterlegenen Minderheit und des verhindert gewesenen Grafen wurde die Architektenfrage indes noch einmal vor den Kirchenvorstand gebracht, und jetzt ging Wibbe mit 7 zu 4 Stimmen als Sieger hervor. Nach dieser stürmischen Sitzung erklärte Jos. Bierhaus, einer der eifrigsten Kirchenbauförderer, der sich jedoch ganz auf Kötter festgelegt hatte, alsbald seinen Austritt aus dem Kirchenvorstand.

Die nächsten Sitzungen verliefen durchweg in gutem Einvernehmen, nachdem nunmehr die endgültige Entscheidung gefallen war. Indes war noch manches zu überlegen. Der Kirchbauplan musste noch mehrfach überarbeitet und auf Wunsch teilweise geändert werden, bis dann auch die kirchliche Behörde ihre Zustimmung gab. Schon war inzwischen mit den Vorarbeiten begonnen worden. Die Gebäude auf dem Kirchplatz waren bereits im November 1931 abgebrochen bis auf die ehemalige Rektoratsschule, die damals noch bewohnt war. Mai 1932 konnte dann auch dieses Gebäude beseitigt werden, 8 Tage vor Beginn des Kirchenneubaues. Beim Abbruch der Gebäude fanden sich eine Menge Schriftstücke und Dokumente aus der Zeit, als hier die Post untergebracht war. In der Karwoche konnte durch Entgegenkommen des Wasserbauamtes Hamm mit den Sandbaggerungen auf der Lippe begonnen werden. Bei Kleeschulte wurden alsbald ca. 500 cbm. Sand angelandet, die von den Landwirten und Fuhrleuten unentgeltlich zum Kirchplatz geschafft wurden, ca. 100 cbm Bruchsteine von Altengeseke, von einem alten Kämpfer für den Kirchenbau gestiftet, waren ebenfalls schon angefahren.

Bereits Anfang Dezember 1931 hatte Pf. Henkel das gesamte Baukapital, ca. 62.000 Mark, bei der hiesigen Sparkasse gekündigt. Diese Kündigung nahmen die Kirchenbaugegner, mit Keimer an der Spitze zum Anlass, nunmehr ihrerseits auch den kleinen Hovestädter Kreditnehmern eine Kündigung zuzustellen, weil es sonst angeblich nicht möglich sei, das Baukapital flüssig zu machen. Doch auch dieser üble Versuch, wieder neue Schwierigkeiten zu schaffen, konnten die Gemeinde und ihren Pfarrvikar in ihrem einmal gefassten Entschluss nicht im mindesten erschüttern.

Inzwischen waren die Ausschreibungen der Hauptarbeiten erfolgt. Die Erd-, Maurer-, und Betonarbeiten wurden der Firma Anton Bach aus Beckum erteilt, die einen guten Ruf besaß. Die Zimmerarbeiten wurden Gerh. Buschhoff, die Dachdeckerarbeiten Cl. Müller, Niederbauer und die Klempnerarbeiten einschließlich Turmbedachung in Kupfer Gerh. Stüttgen in Hovestadt übertragen. Alle Firmen mussten lt. Vertrag, soweit möglich, nur Hovestädter Handwerker und Arbeiter beschäftigen. Am 28. Mai wurde in Anwesenheit von Pf. Henkel, KV., Bürgermeister, Vorsteher, Architekten und Unternehmer die genaue Lage der Kirche bestimmt, und zwar so, dass der Turm in den Blickpunkt der sich hier kreuzenden 3 Straßen nach Ostinghausen, Herzfeld und Nordwald zu liegen kommt.

Nachdem Pf. Henkel am folgenden Sonntag in seiner Predigt noch einmal auf die Bedeutung des kommenden Kirchenbaus hingewiesen hatte und die ganze Gemeinde ermahnte, einig und geschlossen weiter mitzuarbeiten zum Gelingen des ganzen Werkes, wurde am folgenden Tag, dem 30. Mai gegen 8.00 Uhr der erste Spatenstich von ihm getan. Nun ging es emsig an die Arbeit. Die Baugerüste waren bereits angefahren, 2 Baubuden errichtet, die elektrische Anlage für den Aufzug angelegt. Am 2. Juni wurde von Graf von Plettenberg der erste Stein gelegt unter dem Hochaltar, mit den Worten: »Unserm lieben Herrgott zu Ehren, faste saste suin«. – Auf dem Bauplatz herrschte ein reges Leben und schon bald erhoben sich die Grundmauern aus der Erde. Trecker und Pferdefuhrwerke schaff- ten pausenlos das Baumaterial heran.

Beim Ausschachten des Turmes stießen die Bauarbeiter auf Fließsand. Statt der Bruchstein-Fundamentierung musste hier deshalb eine Betonplatte von 9,9 m im Quadrat und 60 cm Stärke geschaffen werden. Rüstig schritt der Bau bei günstigem Wetter voran. Die Mauern aus Bruchstein errichtet und mit Backsteinen hintermauert, wuchsen allmählich in die Höhe.

Bei schönstem Wetter wurde am 10. Juli auf dem festlich geschmückten Bauplatz die Grundsteinlegung feierlich begangen. Nach der Nachmittagsandacht in der Schlosskapelle ging es in froher Prozession zum Bauplatz, wo innerhalb der halbfertigen Mauern Aufstellung genommen wurde. Nachdem der Gesangverein Eintracht die Feierstunde mit dem »Heilig von Schubert« eingeleitet hatte, verlas Pf. Henkel die kunstvoll auf Pergament geschriebene Urkunde. Berichtet ward darin über die Kirchenraumnot in Hovestadt, die Opfer und Kämpfe um den Neubau, Inflation der Baugelder und der nunmehrigen Krönung der Bestrebungen in einer Zeit der Massenarbeitslosigkeit und drohenden Terrors von rechts und links in unserm Vaterlande. Es folgte noch eine Aufzählung der zur Zeit residierenden weltlichen und kirchlichen Persönlichkeiten. Unterzeichnet von Pfarrvikar und Kirchenvorstand und mit Kirchensiegel versehen, wurde das Dokument zusammen mit einer Tageszeitung und kursierenden Münzen in eine Kupferbüchse verschlossen in den kunstvoll gearbeiteten Grundstein eingelassen auf der linken Seite der Chorwand. Darauf nahm Definitor Goeckler, Welver, als Vertreter des Dechanten, die eigentliche Weihe des Grundsteins vor. Die Festpredigt hielt anschließend Dr. Adrian, Erfurt, ein Sohn unserer Gemeinde. Er legte seinen Ausführungen das Pauluswort zugrunde: »Einen anderen Grundstein kann niemand legen, als den, der bereits gelegt ist: Christus!« Mit dem Tedeum , welches begeistert von dem Chor der Gläubigen aufgenommen wurde, ging die denkwürdige Feier zu Ende.

Unermüdlich wurde an dem Bauwerk gearbeitet. Immer klarer traten die Formen und Bogen hervor. Ende Juli rollten auch die Gitterträger heran, welche in Längsrichtung der Kirche auf den Pfeilern zwischen Turm und Chor angebracht wurden. Unter sich und mit den Seitenwänden durch Querbänder und Streben verbunden bilden dieselben das Kernstück der ganzen Deckenkonstruktion: ein Werk moderner Bautechnik, geliefert von den Vereinigten Kesselwerken in Düsseldorf. Inzwischen war auch das Bauholz vom Oberrhein per Schiff und Achse zum Bauplatz geschafft, wo es von den Hovestädter Zimmerleuten G. Buschhoff, W. Rüpping und Viktor Oeding verarbeitet wurde. Bis Ende August waren die Arbeiten so weit gediehen, dass nach alter Weise am 31. August das Richtfest begangen werden konnte. Zur feierlichen Richtmesse waren die Bauhandwerker vollzählig erschienen. Bis 5 Uhr nachmittags war das schwierige Werk der Richtung des Turmes beendet. Kirche und Sakristei waren schon vorher gerichtet. Das Werk wurde gekrönt durch einen schönen Kranz. Zum frohen Richtschmaus fanden sich am Abend alle Bauhandwerker, Arbeiter, Architekt und Unternehmer, Kirchenvorsteher und Pfarrvikar auf Hildenhagen Deale zusammen, wo sie bei Butterbroten, Bier und Zigarren (die hierfür reichlich gespendet waren) in froher Runde ein paar gemütliche Stunden verbrachten.

In den nächsten Wochen und Monaten wurde noch emsig geschafft an der Fertigstellung des Gotteshauses. Das Kirchendach wurde mit Dachziegeln eingedeckt, die Dachrinnen angebracht, der Turm mit Kupferplatten belegt und der Hahn aufgesetzt. Im Kircheninnern wurden Putz und Stuck angebracht, die Platten verlegt, Altar und Kanzel aufgebaut. Schon war als Tag der Einweihung der 27. November vorgesehen. Zum Kirchenpatron war Alberts-Magnus erwählt, der große, deutsche Mann, dem in diesem Jahre aus Anlass seines 750-jährigen Todestages die Ehre der Altäre zuteil wurde.

Noch blieb manches zu tun. Die schönen lichten Fenster wurden eingesetzt, die Türen angebracht, die Wände und Decken gekälkt und die Bänke und sonstigen Ausstattungsstücke aufgestellt. Das Bruchstein-Mauer- werk ward ausgefugt, das Stück Feldflut verrohrt und der ganze Platz hergerichtet. Ein Harmonium als Notbehelf lieferte die Firma Stockmann, Werl und einige behelfsmäßige Glocken wurden auch beschafft. So rückte der große Tag heran. Nachdem am Sonntag, dem 29. November, zum letzten Mal der sonntägliche Gottesdienst in der Schlosskapelle gefeiert war, versammelten sich gegen 9.00 Uhr die Bewohner von Hovestadt und Nordwald, darunter auch viele auswärts wohnende ehemalige Bürger der Gemeinde auf dem Schlossplatz und zogen in feierlicher Prozession zur festlich geschmückten neuen Kirche. In Vertretung unseres Bischofs nahm Probst Drehmann, Soest unter Assistenz der Pfarrer Riekschnitz, Oestinghausen und Leuvering, Herzfeld zunächst die feierliche Benediktion der Kirche von außen vor. Darauf zogen die geistlichen Herren mit den Messdienern ins Gotteshaus, wo die Benediktion des Altars und des ganzen Innenraums erfolgte unter Anrufung aller Heiligen. Dann wurden die beiden Portale geöffnet und die schon ungeduldig wartenden Gläubigen strömten herein und füllten im Nu dichtgedrängt die schöne, neue Halle. Gleich nach dem Einzug hielt Probst Drehmann die Festpredigt, wobei er besonders die Bedeutung des Kirchweihtages würdigte. Darauf zelebrierte Pf. Henkel unter Assistenz der schon erwähnten beiden Pfarrer das feierliche Levitenamt, welches durch den Vortrag der deutschen Messe von Schubert durch den Gesangverein »Eintracht Hovestadt« unter Leitung Josef Schnelles wesentlich verschönt wurde. Nach dem Festamt fand bei Biele ein Festessen statt unter Teilnahme der Geistlichen der Nachbargemeinden, der ehemaligen Hovestädter Vikare Ruhrmann und Holthaus, der Spitzen der weltlichen Behörden, des Kirchenvorstandes, des Architekten und der Unternehmer. Der Abend vereinte noch einmal die ganze Gemeinde zur Festandacht im neuen Gotteshaus. Pf. Holthaus betete die Dankandacht, die Schlusspredigt hielt Vikar Schwingenheuer. Der M.G.V. Herzfeld-Hovestadt verschönte die Feier mit dem herrlichen Hymnus- »Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre« Die kirchliche Feierstunde leitete über zu einer gewaltigen Kundgebung vor der hell erleuchteten Kirche, wo die Gemeinde Hovestadt noch einmal ihre Freude und Hochstimmung zum Ausdruck bringt. Unter dem Geläut der Glocken erschallt brausend aus aller Mund und dankerfüllten Herzen das Lied: »Großer Gott wir loben dich« zum nächtlichen Himmel empor. Mit dieser erhebenden Schlussfeier hat der großartige Tag für alle Teilnehmer unvergesslich sein Ende erreicht.

Zur künstlerischen Würdigung unserer Kirche kann wohl gesagt werden, dass dieselbe, als Ganzes gesehen, wohlgelungen ist. Der ideale Bauplatz schuf die Vorbedingung für die Lage des wuchtigen Turmes im Blickpunkt dreier Straßenzüge. Am eindrucksvollsten wirkt der ganze Bau zweifellos, wenn man vom Althof kommt. Von hier gibt die Baugruppe der Schlossstraße einen wirklich imposanten Abschluss. Dagegen vermisst der von auswärts Kommende die Betonung des Dorfzentrums durch den Kirchturm, wie es uns so manches nachbarliche Kirchdorf so schön zeigt. Gegen die anderen größeren Gebäude des Ortes (Schloss, Amtsgebäude, Ida-Hospital) kann sich der Kirchturm nur schwer behaupten und müsste m. E. einige Meter höher angelegt sein. Von Nahem betrachtet hat der Neubau bei aller Schlichtheit eine gute Gesamtwirkung, wozu nicht zuletzt die harmonische Fenstergruppierung und fachgerechte Verarbeitung des Kliever Bruchsteines beitragen. Insbesondere der wuchtige Turm wirkt mit den seitlichen Anbauten geradezu monumental und erinnert an die soliden wuchtigen Kirchenbauten der benachbarten Soester Börde, also beste Tradition!

Im Gegensatz zum Äußeren muss der Innenraum der Kirche als unbedingt modern im besten Sinne bezeichnet werden. In klarer Linienführung, hell ohne Stütze mit dem längs gerichteten erhöhten Mittelteil der flachen Decke zieht er zwangsläufig den Blick zum erhöhten Chor mit dem schönen, einfachen Altartisch. Auch die übrige Einrichtung passt sich gut in diesen Rahmen. Alles in allem ein idealer Innenraum, der in jeder Beziehung den sakralen Bedürfnissen der Zeit gerecht wird. Kurz seien noch die hauptsächlichen Unternehmer und Lieferanten des Kirchenbaues und der Inneneinrichtungen erwähnt:
 

Erd-, Mauer-, Betonarbeiten: Firma Anton Bach, Beckum

Gitterträger: Vereinigte Kesselwerke, Düsseldorf

Zimmerarbeiten, Fußböden: Gerhard Buschoff, Hovestadt

Dachziegel und Dachdeckerarbeiten: Müller, Niederbauer

Klemptnerarbeiten, Kupferplatten für Turm: Gerhard Stüttgen, Hovestadt

Stuckarbeiten: Firma Pehle, Hamm

Plattierungsarbeiten: Volmer, Soest
                                     Westhues, Hovestadt

Glaserarbeiten: Benrichs, Hamm
                            Berks, Hoerstmar

Altäre: Firma Mosecker, Münster

Schreinerarbeiten, Bänke und Sakristei- Einrichtung:
Fritz Herold, Hovestadt

Bronzetür: Feiger, Münster

Taufstein

Monstranz, Silber: Cassau, Paderborn

Architekten Gebühr lt. Vertrag          27.896,45 M

3.300,00 M

4.018,34 M

2.725,36 M

3.289,47 M

2.082,00 M

1.870,55 M
947,10 M

1.896,00 M
307,00 M

1.640,18 M


4.794,40 M

865,00 M

560,00 M

1.050,00 M

2.836,00 M


Die Gesamtkosten des Baues einschließlich Innenausstattung (ohne Orgel), die mit 55.000 Mark veranschlagt waren, betrugen bei der Abrechnung am 11.8.1933 insgesamt 65.619,49 Mark, die restlos bezahlt werden konnten dank der vielen Spenden. Der Unterschied zum Voranschlag erklärt sich durch die zunächst nicht vorgesehene Anlage der Heizung, Anschaffung des Taufsteins, des Kreuzweges, der Abwässerbeseitigung und Kanalisation der Feldflut. Von Hovestädter Frauen und Jungfrauen wurde sehr viel gestiftet und gearbeitet an Paramenten und kirchlicher Wäscheausstattung. Den Küsterposten in der neuen Kirche übernahm Franz Adrian, dem auch Heizung und Läuten oblagen. Das Reinigen der Kirche übernahmen vorerst die Jungfrauen, später ging dies mehr an Gertrud Adrian über, die nach dem Tode ihres Vaters 1939 auch den Küsterposten übernahm.

Die Vorbereitungen zum Neubau der Kirche und das Baujahr 1932 selbst brachten für Pf. Henkel (und auch dem Kirchenvorstand) eine Unmenge von Arbeit, doch mühte er sich nicht minder um Förderung des kirchlichen, religiösen Lebens in der Gemeinde und in den kirchlichen Vereinen.

Um die Jahreswende 1932/33 wurden die Gemüter in Hovestadt wieder erregt: es handelte sich um Gewährung einer eigenen Bank für die gräfliche Familie. Ein Teil der Gemeinde, Bürgermeister Hufelschulte an der Spitze, lief Sturm gegen den gräflichen Wunsch. Der Kirchenvorstand war nicht grundsätzlich dagegen, verlangte für sein Entgegenkommen vom Grafen aber weiterhin die miet- und steuerfreie Benutzung des Vikarie-Gebäudes. Nach einigem Zögern erklärte sich der Graf hierzu bereit. Die Erlaubnis zur Beibehaltung des Sakraments in der Schlosskapelle wurde ihm von Paderborn ebenfalls gewährt, wöchentlich wurde dort jetzt eine hl. Messe gelesen.

Bereits im Februar 1933 ward in unserer Kirche eine Zentralheizung eingebaut von der Firma Mahr aus Aachen für die Summe von 1.250 Mark Am 19. März wurde der neue Kreuzweg eingeweiht und 2 Tage vor Pfingsten der neue Taufstein aufgestellt von Felger, Münster zum Preise von 560 Mark Die Sakristei-Einrichtung konnte auch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Zum Weihnachtsfest 1933 wurde auch erstmalig die schöne, neue Krippe aufgestellt, von dem Künstler Walter Trier, den Stall fertigte Schreinermeister Herold.

Inzwischen war in unserm Vaterland ein gewaltiger Umbruch erfolgt. Die Weimarer demokratische Republik war Anfang 1933 durch die Diktatur Adolf Hitlers abgelöst worden. Ein großer Teil des deutschen Volkes, welches seit Jahren unter der Massen-Arbeitslosigkeit litt, war trotz aller Warnungen weiterblickender Persönlichkeiten, darunter auch unserer Bischöfe, der hemmungslosen Propaganda und den raffinierten Hetzparolen der NSDAP erlegen. Nachdem die Parteien zerschlagen waren, forderte die neue Führung auf allen Gebieten den Totalitätsanspruch. Presse- und Meinungsfreiheit wurden verboten. Alle weltlichen Behörden, aber auch die Spitzen der Vereine wurden gleichgeschaltet. Wer sich nicht zum »Führer« bekannte, wurde entlassen, bestraft oder gar ins KZ. gebracht. Das ganze Volk, besonders aber die Jugend, wurde im nationalsozialistischen Sinne erzogen und geschult und in deren Organisationen SA, Hitler-Jugend, BdM, SS u. a. zusammengefasst und beeinflusst. Zwar noch unklar und verschwommen wurde immer stärker aus Rasse, Blut und Boden eine neue arteigene Weltanschauung proklamiert.

Wenn auch die kirchlichen Vereinigungen nicht sofort verboten wurden, so wurde deren Lebensraum doch immer weiter eingeengt und deren Tätigkeit immer mehr auf den Kirchenraum beschränkt. In Glaubensstunden, kirchlichen Vorträgen, Einkehrtagen und anderen religiösen Veranstaltungen wurde auch hier das kath. Volk zur Treue gegenüber Papst und Kirche ermahnt. In ganz Deutschland fanden gewaltige Glaubenskundgebungen des kath. Volkes statt. Für unser Dekanat wurde für den 16. September 1934 eine solche Kundgebung angesetzt, die bei sehr zahlreicher Beteiligung in Anwesenheit unseres Erzbischofs zu einer machtvollen Demonstration für den kath. Glauben wurde. – Ein gemeinsamer Hirtenbrief unserer Bischöfe, der klar gegen die »neuheidnischen Bestrebungen« Stellung nahm und zur Treue gegen Kirche und Papst aufforderte, wurde indes verboten!

Winter 1933/34 wurde durch die Gebr. Stockmann, Werl die schöne neue Orgel aufgebaut zum Preise von ca. 7.000 Mark, welche durch die Aufwertung der Kriegsanleihe flüssig wurden. (Auf Antrag gab der Staat 1.500 Mark Zuschuss.) Bereits zu Weihnachten konnte das 1. Manuale erklingen, nachdem am 9. Dezember mit der Aufstellung begonnen war. Am 28. Januar 1934 konnte dann die feierliche Einweihung vorgenommen werden. In dieser erhebenden Feierstunde, die abwechselnd von Liedvorträgen des Hovestädter Gesangvereins unter Leitung von G. Korff, der Festansprache Pf. Henkels und besonders den meisterhaften Orgeldarbietungen durch Pfarrer Meesmann, Ostinghausen, gestaltet wurde, trat die reiche Klangfülle des neuen Instrumentes wirkungsvoll in Erscheinung. Von Kennern wird die neue Orgel als ganz vorzügliches Werk bezeichnet, dieselbe besitzt auf 2 Manualen, 18 Register.

Nach 13 Jahren fand vom 4. bis 18. März in Hovestadt zum 1. mal in der neuen Kirche wieder eine Volksmission statt, welche sehr gute Beteiligung fand. Anlässlich seiner Firmungsreise nahm Weihbischof Augustinus Baumann am 15. Mai 1934 die Konsekration unserer Kirche in feierlicher Weise vor. Die Martyrerreliquie wurde von der Schlosskapelle, wo sie tags zuvor zur Verehrung ausgestellt war, in feierlicher Prozession zur neuen Kirche getragen und im Altar eingemauert. In der anschließenden Predigt stellte Bischof Baumann den heiligen Albertus der Gemeinde als Vorbild vor Augen und ermahnte die Firmlinge, treu zur Kirche zu stehen in dieser Zeit. Im Juni d. J. wurde der Platz vor der Kirche gepflastert durch den Pflastermeister Lehmke, Lippstadt. Die beiden Seiten wurden durch Schlacken und Asche befestigt. Der Kirchenvorplatz ward gleichzeitig durch Rinnen und Bordsteine von der Kreisstraße abgegrenzt. Zur weiteren Verschönerung des Kirchplatzes sind hier Laub- und Lebensbäume angepflanzt.

Dezember 1935 erhielt unsere Kirche endlich auch ein schönes, würdiges Geläute von der Firma Petit und Gebr. Edelbrock in Gescher gegossen. Die 3 Glocken auf Fis, A. u. H. gestimmt, tragen die Namen St. Albertus, St. Josef und St. Maria. Nach dem Guss am 10. Dezember wurden die Glocken einige Tage später von einem Glockensachverständigen in Gescher geprüft und für sehr gut befunden. Am 18. Dezember in Soest angelangt, wurden dieselben noch am gleichen Tage auf 2 reichbekränzten Wagen nach hier geholt und dann links vorn an der Kirche aufgestellt. Am andern Morgen wurde mit der Montage begonnen. Am Nachmittag des gleichen Tages (19.12) nahm Probst Drehmann, Soest im Beisein der Geistlichkeit aus den Nachbarorten die Feier der Glockenweihe vor. Da noch eine vierte Glocke vorgesehen war, wurde ein eiserner Glockenstuhl für 4 Glocken angebracht. Als am Samstag gegen 11.00 Uhr vormittags die Montage beendet war, erklangen erstmalig die metallenen Stimmen über Dorf und Flur in echter, abgestimmter Harmonie mit dem Herzfelder Geläute. Rechtzeitig zum Christfest fertiggestellt, konnte das schöne Bronzegeläut am Heiligen Abend zur Hochstimmung und Festesfreude aller Bürger wesentlich beitragen.

Ab 1. Oktober 1935 galt die Hakenkreuzfahne als alleinige Flagge des Reiches. Auch die Kirchen und kirchlichen Gebäude mussten an staatlichen Feiertagen diese Fahne zeigen.

Von besonderer Bedeutung für unsere Erzdiözese war 1935 die 1.000 Jahrfeier der Überführung der Gebeine des hl. Liborius von Le Mans nach Paderborn. Tausende von Gläubigen pilgerten in dem Jahr zum altehrwürdigen Paderborner Dom, um ihre Treue zur Kirche zu bekunden.  

1936/37 wurde auf dem Löttenkamp die neue kath. Volksschule erbaut. Durch die Bemühungen des Pfarrvikars Henkel und der Schulbeiräte konnte mit Unterstützung des nationalsozialistischen Bürgermeisters Dr. Liever am 23. April 1937 die kirchliche Einweihung stattfinden.

Indessen erfuhr der Kampf des nationalsozialistischen Staates gegen die christlichen Kirchen, trotz abgeschlossenem Konkordat eine weitere Verschärfung. Seit November 1937 durften keine Schulkinder mehr während des planmäßigen Unterrichts zu einer kirchlichen Veranstaltung (Versehgang, Beerdigung u. ä.) beurlaubt werden.

Seit Mai 1938 durfte nur noch an 2 planmäßigen Unterrichtsstunden Religion erteilt werden.

An allen kirchlichen Feiertagen (Fronleichnam, Erscheinung des Herrn u. a.) hatten die Kinder seit Anfang 1939 die Schule zu besuchen.

Bereits Frühjahr 1938 war das Setzen und Zeigen aller Fahnen und Farben außer der Hakenkreuzflagge verboten, lediglich an Kirchen und Pfarrhäusern durften noch bei kirchlichen Anlässen die Kirchenfahnen wehen.

1938 wurde sowohl die Abhaltung der Fronleichnamsprozession als auch der Idaprozession untersagt, angeblich wegen der herrschenden Maul- und Klauenseuche. Im nächsten Jahr konnte sich die Fronleichnamsprozession, wenn auch leicht eingeschränkt, wieder voll entfalten. Da, außer an der Kirche, keine Fahnen gezeigt werden durften, hatte die Bevölkerung den Prozessionsweg sehr reichlich mit Grün, Blumen, Girlanden und Altären geschmückt.

Auf ausdrücklichen Wunsch erhielt unsere Kirchengemeinde im Januar 1939 eine Reliquie vom heiligen Albertus Magnus. – Am 16. Juli d. J. wurde in unserer Kirche eine Antonius-Statue aufgestellt vom Bildhauer Burg, Gelsenkirchen. Am 21. Mai 1939 wurde auf Anordnung unseres Erzbischofs die ganze Erzdiözese der Gottesmutter geweiht.

Im selben Jahr wurde aber auch in Hovestadt die Einführung der Gemeinschaftsschule bekannt gegeben unter Protest der anwesenden Schulbeiräte.

Inzwischen war über Europa die große Katastrophe hereingebrochen, nämlich der II. Weltkrieg. Konnte man den Anschluss der deutschen Gebiete (Österreich und Sudetenland) vom völkischen Standpunkt noch rechtfertigen (von deren Durchführung abgesehen), so musste die Zerschlagung der restlichen Tschechoslowakei doch recht bedenklich stimmen. Mit Hitlers Überfall auf Polen, das er als Staat auszutilgen gedachte, musste dem letzten Zweifler klar werden, dass es dem Führer nicht um die Einigung des deutschen Volkes, sondern um die Beherrschung Europas ging, das er unter die Knute des nordischen Herrenmenschen bringen wollte. Zuvor hatte Hitler noch mit Stalin einen Nichtangriffspakt geschlossen und Ostpolen und die baltischen Länder dem bolschewistischen Russland zugesichert. Da die Westmächte Polens Unabhängigkeit garantiert hatten, blieb ihnen nunmehr nach Hitlers Angriff, um ihr Gesicht zu wahren und aus Gründen der Selbsterhaltung nichts anderes mehr übrig, als auch ihrerseits dem nationalsozialistischen Deutschland den Krieg zu erklären. Auf die schnelle Niederwerfung Polens September 1939 folgte im nächsten Frühjahr die Besetzung Dänemarks und Norwegens. Etwas später mussten auch Holland, Belgien und dann auch Frankreich vor der deutschen Wehrmacht kapitulieren, die Eroberung der englischen Insel wurde indes abgeblasen. Nachdem im Frühjahr 1941 auch Jugoslawien und Griechenland besiegt waren, trat die deutsche Armee am 22. Juni d. J. zum Großangriff gegen die russische Union an, trotz des vor 2 Jahren abgeschlossenen Nichtangriffspaktes. Nach den ersten großen Erfolgen des deutschen Heeres glaubte Hitler, dass die Kampfkraft des russischen Volkes gebrochen sei, ein gewaltiger Irrtum, wie sich bald herausstellte. Der sehr strenge russische Winter, auf den die deutschen Truppen nicht vorbereitet waren, tat sein Übriges, dass die deutsche Streitmacht hier den ersten großen Rückschlag erlitt. Die endgültige Wende des Völkerringens brachte der Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg und wurde deutlich an der Katastrophe von Stalingrad (Kapitulation 31. Jan. 1943).

Auch im Kriege ging der Kampf gegen die christlichen Kirchen weiter. Bereits am 8. September 1939 wurde, angeblich wegen Störung des Flugmeldedienstes, jegliches Läuten der Kirchenglocken verboten, am 26. Oktober wurde diese Verordnung jedoch dahin geändert, dass künftig vor den Hauptgottesdiensten an Sonn- und Feiertagen und bei Beerdigungen 3 Minuten lang geläutet werden darf. – Bei der Einnahme von Warschau musste dagegen vom 4. Bis 10. Oktober geläutet und geflaggt werden und bei dem Einmarsch in Paris 8 Tage lang.

Die Fronleichnamsprozession musste jetzt unterbleiben, da während des Krieges alle öffentlichen Umzüge unter freiem Himmel verboten sind. 1943 durfte dann die Fronleichnamsprozession um die Kirche gehen. Am 18. Juni 1940 wurde Pf. Henkel von der G. St. P. in Dortmund verboten, künftig in der Hovestädter Volksschule Religionsunterricht zu erteilen. Daraufhin ward der Religionsunterricht in der Kirche, später in der Vikarie gegeben.

Der erste Kriegswinter 1939/40 brachte unserm Ort, wie der ganzen Nachbarschaft zahlreiche Einquartierungen deutscher Soldaten: Sachsen, Ostpreußen und Berliner. Von den katholischen und evangelischen Wehrmachtspfarrern wurde in unserer Kirche für dieselben abwechselnd Gottesdienst abgehalten. Für die kriegsgefangenen Franzosen wurde September 1940 ebenfalls Gottesdienst eingeführt, zunächst in der Schlosskapelle und dann in unserer Pfarrkirche von Pf. Henkel. Durch Verordnung vom 12. Mai 1941 bestimmte das Oberkommando der Wehrmacht, dass in Zukunft nur kriegsgefangene Geistliche die religiöse Betreuung der Kriegsgefangenen ausüben dürften. Das Kath. Kirchenblatt für die Erzdiözese Paderborn und d. Leo mussten am 1. Februar 1941 ihr Erscheinen einstellen, um Papier zu sparen. Von unsern erst 1935 angeschafften 3 Kirchenglocken wurden die beiden größten 1942 ein Opfer des Krieges. Am 2. Februar abgenommen mussten dieselben im März abgeliefert werden.

Gedacht sei an dieser Stelle auch der zigtausenden aufrechter deutscher Männer und Frauen, deren einziges »Verbrechen« darin bestand, gegen ein unmenschliches System angegangen zu sein und mit Millionen Juden in den berüchtigten KZ.- Lagern auf grausame Art misshandelt und umgebracht wurden. Darunter befanden sich auch Tausende mutige Geistliche aus den beiden christlichen Kirchen. Als der führende Kämpfer für Christentum, Gerechtigkeit und Menschlichkeit sei hier noch der »Löwe von Münster«, Kardinal Graf von Galen genannt, der es wagte, trotz aller Drohungen, in seinen öffentlichen Predigten die Untaten des nationalsozialistischen Regimes, Beseitigung der Geisteskranken, Verleumdung und Vertreibung von Ordensleuten, Judenmord u. a. anzuprangern und zu verurteilen.

Die gesamte Kriegslage hatte sich seit 1943 endgültig zu Ungunsten der deutschen Streitkräfte gewandelt. An allen Fronten befanden sich die deutschen Truppen nunmehr in der Verteidigung, unaufhaltsam waren die Gegner im Vorrücken. An den deutschen Landesgrenzen wurde noch einmal erbittert Widerstand geleistet, doch das deutsche Schicksal war besiegelt am 7. Mai wurde die bedingungslose Kapitulation unterzeichnet. Das deutsche Reich hatte aufgehört, zu bestehen!

Die Lage der deutschen Bevölkerung unter der Herrschaft der Sieger war in den ersten Nachkriegsjahren hart; Wohnungsnot, Mangel an Nahrungsmitteln und allen notwendigen Konsumgütern, Arbeitslosigkeit und das Hereinströmen von Millionen Vertriebener aus dem Osten, dazu die Demontage deutscher Maschinen und ganzer Fabriken ließen die deutsche Zukunft hoffnungslos erscheinen. Doch trotz allem wurde überall mutig angepackt, und besonders nach dem Währungsschnitt Juni 1948 ging es kraftvoll und andauernd wieder aufwärts in der Wirtschaft. 1945 konnte sich auch erstmalig die Fronleichnamsprozession wieder voll entfalten bei reichem Fahnen- und Blumenschmuck.

Schon 1945 war es Pf. Henkel gelungen, beim Hüttenwerk A. G. Lünen für 8.145 RM Kupfer zu erwerben für die Neuanschaffung der Glocken. Man wurde mit der Firma Junker in Brilon handelseinig, doch erfolgte die Lieferung der 3 neuen Glocken, der Albertus-, Ida- und Josefs-Glocke mit einiger Verzögerung erst am 19. März 1947. Am Palmsonntag, 25.3., erfolgte durch unseren Probst die Weihe. Zum Osterfest ertönte erstmalig das schöne, jetzt aus 4 Glocken bestehende Geläute über Dorf und Flur, zur Freude und Feierstimmung der ganzen Gemeinde.

Pfarrvikar Henkel, dessen Bemühen um den Kirchen-Neubau, aber auch seine Sorge um Hebung des kirchlich-religiösen Lebens, besonders in den schwierigen Kriegs- und Nachkriegsjahren unvergesslich sein werden, folgte nach 15-jährigem Wirken in Hovestadt dem Ruf des Bischofs und wurde [zunächst Pfarrvikar in Wambeln und später] Pfarrer in Großeneder Krs. Warburg. Sein Nachfolger war 7.6.1946 Pfarrvikar Joh. Kleffner aus Bochum. Unter einer rauen Schale, er hatte lange Jahre unter den Kumpels im Ruhrgebiet gewirkt, verbarg er ein mitfühlendes Herz, gepaart mit geradem, aufrechten Wesen. Nach 3jähriger segensreicher Tätigkeit in Hovestadt erlag er am 31. März 1949 plötzlich einem Herzleiden. Er fand seine Ruhestätte als erster Geistlicher auf dem Hovestädter Friedhof.

Am 28. April 1949 kam Bernhard Knoche, ein echter Sauerländer als neuer Pfarrvikar nach Hovestadt, der bis Januar 1957 hier tätig war. Zu seiner Zeit, am 19. Dezember 1951, ist das wuchtige Kruzifix über dem Hochaltar der Kirche angebracht und festlich eingeweiht worden, geschaffen von dem Bildhauer Graf Bernhard von Plettenberg. Die Gebrüder Düchting, Soest, fertigten aufgrund einer Schenkung die schöne Marienstatue für den Muttergottesaltar. 1953 wurde eine elektrische Geläuteanlage eingebaut von der Firma Börkelmann und Richter in Herford zum Preise von 4.500 Mark Schließlich konnte 1954 auch das neue Vikariegebäude erbaut werden. 1956 wurde in der Friedhofs-Kapelle der neue holzgeschnitzte Corpus, geschaffen von den Gebr. Düchting aus Soest, aufgestellt. Neue Gedenktafeln mit den Namen aller Gefallenen und Vermissten aus beiden Weltkriegen wurden gleichfalls angebracht.

Auf Pfarrvikar Knoche, der eine Pfarrstelle in Erkeln bei Brakel erhielt, folgte Anfang 1957 der Pastor i. R. Otto Wulff, welcher bereits in den Jahren 1925-1928 in Hovestadt gewirkt hatte. Zum 25-jährigen Kirchbau-Jubiläum, welches würdig begangen wurde, gab er eine illustrierte Festschrift heraus.

Pastor Wulf wurde von Pastor i. R. Josef Kracht abgelöst, der von 1958-1963 hier tätig war. Die durch das Vatikanische Konzil hervorgerufenen Veränderungen in der kath. Kirche begannen sich Anfang der sechziger Jahre allmählich auch hier auszuwirken. Die Umstellung der Eucharistiefeier von der lateinischen auf die deutsche Sprache, der amtierende Geistliche wendet bei der Messfeier, die jetzt auf dem in den Mittelpunkt gerückten Altartisch stattfindet, dem Volke sein Gesicht statt den Rücken zu, ferner die Einführung der Bußandachten und der Handkommunion, um nur einige Neuerungen zu nennen. Pf. Kracht mühte sich neben Hebung des religiösen Lebens auch um die Verschönerung des Kirchenraumes: der Beichtstuhl wurde umgestaltet, eine neue Kanzel angebracht, die Taufkapelle ausgestattet und anderes mehr.

Sein Nachfolger wurde Pfarrvikar Jos. Mues, der von Dezember 1963 bis Ende 1968 in Hovestadt wirkte. Neben seinen religiösen kirchlichen Bemühungen galt seine Sorge auch der Erneuerung und Verbesserung der Kirchenheizung. Er wurde Ende 1968 als Pfarrer nach Ostünnen bei Hamm versetzt.

Durch den herrschenden Priestermangel bedingt, war Hovestadt jetzt des öfteren ohne eigenen Geistlichen. Die drei Pfarreien Oestinghausen, Hultrop und Hovestadt waren seit einiger Zeit zu einem Seelsorgebezirk zusammengefasst und die Gottesdienste wurden nun abwechselnd von den einzelnen geistlichen Herren abgehalten. Vorübergehend hatte Hovestadt für kurze Zeit wieder einen eigenen Seelsorger in dem Pastor i. R. Birkefeld.

Nach längerer Unterbrechung erhielt Hovestadt August 1971 mit dem jungen Josef Dohmann gebürtig aus Godelheim bei Höxter wieder einen eigenen Pfarrvikar. Außer seiner seelsorglichen Fähigkeit galt sein Mühen in besonderem Maße der Restaurierung und Verschönerung unseres Gotteshauses. 1973 wurde mit der Erneuerung des schadhaften Daches begonnen, die Schäden und Risse an der Decke mussten beseitigt werden, der K. Boden erhielt einen ganz neuen Marmorbelag, die Kanzel ward beseitigt und dort der Taufstein aufgestellt, der hölzerne Altartisch, der schon länger in die Mitte gerückt war, wurde durch einen geschmackvollen Altartisch aus Marmor ersetzt, in gleicher Ausführung ein Lesepult erstellt. Den Platz des früheren Hochaltars nimmt jetzt 1 Sakramentshäuschen ein. Schließlich bekam unsere Kirche auch den neuen freundlichen Anstrich, wobei auch die Bänke und übrigen Holzflächen neu getönt wurden. Die Sakristeieinrichtung erhielt weitere Ausstattung, die Kirche bekam auch eine neue Beleuchtungsanlage. Gründlich ist auch die Orgel überholt worden, ihre Klangfülle ward noch erheblich bereichert durch Einbau von 2 neuen Registern. 1975 wurden die modernen, farbigen Kirchenfenster eingesetzt. Erwähnt sei hier noch, dass die flache Chorabschlusswand bereits vor Jahren Feuchtigkeitsflecken zeigte. Die Wand wurde deshalb vorgezogen und mit Luftschicht versehen und damit damals die Schäden behoben.

Als Pfarrvikar Dohmann August 1975 die Pfarrstelle in Niederense übernahm, bekam Hovestadt nach kurzer Verwaisung mit dem Prälaten i. R. Alfred Dobberstein aus Sassendorf einen neuen ortsansässigen Seelsorger.

1949, 1960 und 1970 sind in unserer Kirche Volksmissionen abgehalten, welche sich durchweg einer guten Beteiligung erfreuten.

Die konfessionelle Zusammensetzung unserer Bürger hat sich in den vergangenen 30 Jahren stark verändert, wie übrigens im ganzen deutschen Land. War Hovestadt vor 50 Jahren noch fast rein katholisch, mit Ausnahme einer evangelischen und einer jüdischen Familie, so ist hier seit Kriegsende durch das Einströmen und Ansiedeln der überwiegend evangelischen Ostvertriebenen eine starke evangelische Minderheit entstanden. Zahlreiche Mischehen sind die Folge, das Verhältnis zwischen den Konfessionen kann jedoch als recht gut bezeichnet werden. Hovestadt hatte Anfang 1976 975 Einwohner, darunter ca. 185 Nichtkatholiken, die Pfarrgemeinde ca. 225 Evangelische. Der Besuch unserer Gottes- dienste kann noch als einigermaßen gut bezeichnet werden. Ostern 1976 wurde auch das neue deutsche Einheitsgebet- und Gesangbuch »Gotteslob« hier eingeführt. Aus gesundheitlichen Gründen nach längerer schwerer Krankheit musste Prälat Dobberstein Herbst 1980 die Hovestädter Seelsorgestelle aufgeben. Für Hovestadt ein herber Verlust, da unser Dorf wieder kirchlich verwaist ist. Seit einigen Jahren ist Hovestadt kirchlich Ostinghausen unterstellt. Der dortige Pfarrer Hartmann, Werler Franziskanerpaters und gelegentlich pensionierte Herren feiern hier seitdem die Gottesdienste. Die sonstigen vielfältigen kirchlichen Amtshandlungen wie Spendung der Taufe, Erstkommunion, Eheeinsegnung, Krankenbetreuung usw. blieben natürlich Pastor Hartmann vorbehalten, der von Pater Josef, St.-Ida-Hospital, bestmöglich unterstützt wurde.

Am 10. Mai 1982 verstarb nach längerem Leiden Prälat Alfred Dobberstein im Lippstädter Dreifaltigkeitshospital, der von 1975 bis 1980 in Hovestadt als Seelsorger gewirkt hatte. Er wurde unter großer Beteiligung am 13.5. auf dem Hovestädter Friedhof beigesetzt. R.I.P.!

1984. Der sittlich-moralische Niedergang weiter Kreise unseres Volkes hat leider auch vor den ländlichen katholischen Gebieten nicht Halt gemacht. Wilde Ehen, Scheidungen, Kinderfeindlichkeit, Abtreibungen, grenzenlose Genuss- und Vergnügungssucht sind weit verbreitet. Der Glaube und die Bindung an Gott und Kirche scheint weitgehend erschüttert. – Optimistisch muss dagegen die Hilfsbereitschaft und Spendenfreudigkeit unserer Bevölkerung stimmen, wenn um Hilfen für die dritte Welt, für die Notlage in Polen und für die Missionen u. a. aufgerufen wird.

Herbst 1983 bekam Hovestadt mit dem Geistlichen Rat, Anton Maßholle, wieder einen eigenen Pfarrer, was allgemein begrüßt wurde.

Die im Jahre 980 erfolgte Heiligsprechung der hl. lda wurde in Herzfeld im Jahre 1980 festlich begangen. Mit den zahlreichen Pilgern aus nah und fern kamen auch die Bischöfe R. Lettmann von Münster und J. Degenhardt von Paderborn zu diesem Jubiläum. Im Hovestädter Schloss war eine interessante St.-lda-Heiligtümer- und Gedenkstücke-Ausstellung errichtet.