Ansicht von Hovestadt, 1898

St.-Albertus-Magnus in Hovestadt


Die Kirche im Dorf

Der alte Postweg von Eickelborn durch die Schoneberger Heide mün- det in Hovestadt in die Schloss-Straße ein. Von hier aus ist der Blick frei auf die St.-Albertus-Magnus-Kirche. Sie liegt im Schnittpunkt von drei Straßen: Schloss-Straße, Brückenstraße und Nordwalder Straße. Neben der Schlossanlage ist sie ein weiterer Blickfang des Ortes. Die Kirche reiht sich in die Lokaltradition der Jahrhunderte alten Kirchen der Soester Börde mit ihrem mächtigen, niedrig abgedeckten Turm ein. Dies wird noch unterstrichen durch das grüne Sandsteinmaterial, wie es die unvergleichlichen Soester Kirchen und die Gotteshäuser der Börde aufweisen. Die architektonischen Einzelformen im Äußeren und Inneren der Kirche sind selbständig und frei ohne jegliche Anlehnung an überkommene Stilformen. Der Innenraum ohne Stützen zeichnet sich aus durch Klarheit und Einheitlichkeit. Die klaren Fensterreihen, die flache Decke, das langgestreckte Tonnengewölbe des Chores führen mit straffer Konsequenz hin zum Altar. Der einheitliche feierliche Kultraum erfasst jedes Gemeindemitglied, um es in die gottes- dienstliche Handlung einzubringen.


Die Kirche im Jahre 1950 von der Nordwalder Straße aus gesehen


Patronat des heiligen Albert

Albert der Große, aus ritterlichem Geschlecht derer von Bollstädt, wurde um 1200 in Lauingen an der Donau geboren. Ab 1220 studierte er in Padua Medizin und Philosophie. Im Jahre 1223 trat er in den Dominikanerorden ein. Nach einem Aufenthalt an der theologischen Fakultät in Paris seit etwa 1243/44 wurde er 1248 an das neu- gegründete Generalstudium des Dominikanerordens in Köln berufen, wo Thomas von Aquin sein Schüler war. Von 1254 bis 1257 war Albert Provinzial der deutschen Ordensprovinz. 1257 wurde er Lesemeister in Köln und 1260 auf Geheiß des Papstes Bischof von Regensburg. 1262 gab er dieses Amt auf und betätigte sich von 1263 bis 1264 als Kreuzzugsprediger. Ab 1270 war er wieder in Köln, wo er am 15. November 1280 starb. Er wurde in der Kirche seines Ordens begraben.


          Albert Magnus als Bischof von Regensburg
          aus einer Salzburgischen Handschrift des 14. Jahrhunderts

Albert wird dargestellt im Dominikanerhabit oder in bischöflichen Gewändern, am Schreibtisch sitzend mit Buch und Schreibfeder.

Heute ruhen seine Reliquien in einem Römischen Sarkophagaus dem 2/3. Jahrhundert n. Chr. in der Krypta der St.-Andreas-Kirche in Köln. Wegen seines umfangreichen Wissens in der Physik, Chemie, Botanik, Philosophie und Theologie wurde Albert »Doctor universalis« genannt. Im Jahre 1622 erfolgte seine Seligsprechung und am 16. Dezember 1931 seine Heiligsprechung. Als neuer Heiliger wurde er zum Patron der neuen Kirche in Hovestadt gewählt.


Sarkopharg des heiligen Albert in der St.-Andreas-Kirche in Köln

 

Gottesdienste vor dem Kirchenbau in Hovestadt

Der größte Teil von Hovestadt, die Neustadt, gehörte ursprünglich zur Pfarrei Oestinghausen; der kleine östliche Teil des Ortes, der Bereich des Althofs, zur Pfarrei Ostinghausen. Die Gläubigen von Hovestadt nahmen an den Gottesdiensten in den Pfarrkirchen dieser Orte teil.
Im südöstlichen Vorgebäude auf dem Schlosshof befindet sich die Schlosskapelle. Mit dem Bau dieser Kapelle verwirklichte die gräfliche Familie den Plan, eigene Gottesdienste in Hovestadt zu haben.


Ich will zum Altare Gottes treten,
zum Gott meiner Freude.

(aus Psalm 43)

 

Schlosskapelle in Hovestadt
 

Der damalige Weihbischof in Köln, Franciscus Casparus de Sierstorff - Hovestadt gehörte damals zum Erzbistum Köln - erteilte am 4. Januar 1741 - die neue Schlosskapelle war gerade fertiggestellt -der gräflichen Familie von Plettenberg-Lenhausen die Erlaubnis zur Feier der heiligen Messe in der Schlosskapelle für zehn Jahre, auch an Sonn- und Feiertagen. Am 1. Dezember 1755 gewährte der Erzbischof von Köln, Clemens August l. von Bayern, auch den Bewohnern von Hovestadt für die Dauer von fünf Jahren den Besuch dieser Gottesdienste. Aus diesen Regelungen wurde später ein Gewohnheitsrecht. Für den Gottesdienst in der Schlosskapelle bemühte sich der Graf um Franziskaner der Sächsischen Ordensprovinz vom Heiligen Kreuz, was ihm auch gelang und die dann in einem Haus gegenüber dem Schloss wohnten.
Die Franziskaner hielten von 1767 bis 1838 den Gottesdienst in der Schlosskapelle. Nachdem der Letzte gestorben war wurde der Gottesdienst von Weltgeistlichen versehen.