Die Überlegungen zum Bau eines Krankenhauses in Hovestadt sind in der Chronik des St.-lda-Hospitals festgehalten. Hier ist nachzulesen:
»In Hovestadt bestand ein sogenannter >Wohltätigkeitsverein<, der sich die Sorge für alle Armen und Notleidenden zur Aufgabe stellte. Hier entwickelte Vikar Bolzau einen Plan zur Errichtung eines Krankenhauses und fand wärmsten Beifall. Es gelang sehr schnell, die drei Kirchspiele Oestinghausen, Ostinghausen und Herzfeld für den Plan zu gewinnen.
Hovestadt wurde als der geeignete Ort für den Bau eines Hospitals anerkannt, und zwar aus dem doppelten Grunde, weil es im Mittelpunkt der drei Gemeinden liegt und weil daselbst ein Arzt und eine Apotheke sich befinden. Nach eingehender Beratung wurde dann im Herbst des Jahres 1851 in einer Versammlung des Wohltätigkeitsvereins der endgültige Entschluß gefaßt, den schönen und edlen Plan zu verwirklichen und sogleich auch mit den Vorbereitungen zur Ausführung desselben zu beginnen. Durch Sammlung von milden Beiträgen in den drei Kirchengemeinden hoffte man bald das notwendige Geld zusammenbringen zu können. Man dachte zunächst noch nicht an einen Neubau, sondern trug sich mit der Absicht, das Haus des Goldarbeiters Speier käuflich zu erwerben und Ihr die Zwecke eines Hospitals herrichten zu lassen.
Die erste Spende, die geopfert wurde, waren 22 Pfennige. Hierzu schreibt Vikar Bernhard Bolzau: >Wie alles Gute, so hatte auch diese neu zu errichtende Krankenanstalt einen kleinen unbedeutenden Anfang. Die erste Gabe, welche zu diesem Werke der Barmherzigkeit geopfert wurde, war sehr klein. Clara Beckers, die Tochter des Herrn Dr. med. [Eberhard] Beckers hierselbst, spielte mit mehreren Damen am Nachmittag des Festes Mariae Geburt im Jahre 1851 bei Rentmeister Grundhoff hierselbst zum Scherze Kegel und gewann 22 Pf. Diese 22 Pf. händigte dieselbe dem Schreiber dieses ein, und dieser nahm sie als erste Gabe zu dem neu zu errichtenden Krankenhaus in Empfang. Der allbarmherzige Gott wußte aber diese geringe Gabe zu vermehren.<
In die ausgelegte Subskriptionsliste waren in ganz kurzer Zeit bereits 1.000 Reichstaler eingezeichnet worden. Auch die in Hovestadt ansässigen Juden beteiligten sich in anerkennenswerter Weise an der Sammlung, so spendete der israelitische Frauenverein alleine die sehr ansehnliche Summe von 75 Talern.
Auch nicht wenige auswärtige Wohltäter, an die Vikar Bolzau sich in zahlreichen Briefen wandte, trugen zu dem edlen Werke bei, besonders auch Angehörige des westfälischen Adels.
Es wurde mit dem rühmlichsten Eifer gesammelt. Jeden Sonntag ging eine verschlossene, mit der Aufschrift: >Für das Krankenhaus< versehene Büchse in Hovestadt herum, bei jeder Namenstagsfeier, ja bei allen Familien- und Gemeindefesten des Jahres mußte auch etwas für den Bau des Hospitals geopfert werden.
Am 17. Januar des Jahres 1853 trat das >Komitee zur Errichtung eines Krankenhauses< unter dem Vorsitz des Herrn Vikar [Bernhard] Bolzau ins Leben. Es umfaßte folgende Herren: [Josef Franz] Graf von Plettenberg-Lenhausen, Kaufmann Joseph Ziegler, Dr. med. [Eberhard] Beckers, Pastor [Joseph] Sommer und Kaplan [Bernhard] Fortmann von Herzfeld, Apotheker [Franz Joseph] Ebbinghuysen, Rentmeister Boner, Rentmeister Grundhoff, Pastor [Franz] Leifert und Vikar [Johann Hermann] Jakobs aus Ostinghausen und endlich Bürgermeister Pilger zu Weslarn. Später wurden noch hinzugewählt: Herr Schulte Schachtrup im Kirchspiel Herzfeld sowie die Herren: Vorsteher Hildenhagen, Handelsmann Hölscher, Kaufmann Grundorf, Handelsmann Willenbrink und Lehrer Daniel, alle von Herzfeld. Die Arbeiten dieses Komitees schritten rüstig voran.
Den anfangs geplanten Ankauf des Speier`schen Hauses gab man auf und beschloß den Bau eines zweistöckigen Hauses, das zur Aufahme von acht Kranken und zwei barmherzigen Schwestern geeignet sei. Als Bauplatz stellte Herr [Josef Franz] Graf von Plettenberg einen Teil des sogenannten Leiers Gartens an der Soester Straße unentgeltlich zur Verfügung, den übrigen Teil überließ er der zu errichtenden Anstalt zu ganz billigem Pachtzins. Die Bauzeichnungen mit Kostenanschlag wurden von dem Bauherrn Ludwig Daniel in Münster unentgeltlich geliefert. Die Pläne fanden allgemein Beifall, wurden aber der Kosten wegen noch etwas vereinfacht, so daß die Bausumme bis auf 3.550 Reichstaler reduziert werden konnte. Die Bauleitung übernahm Baumeister Hoffmann in Soest, die Maurerarbeiten wurden verdungen an den Maurermeister Conrad Heinemann in Oestinghausen, die Zimmererarbeiten an den Meister Hunecke in Keßler.«
Grundsteinlegung
Nachdem die Vorbereitungen für den Bau getroffen waren, konnte der Grundstein für das Haus gelegt werden. Die Chronik des St.-Ida-Hospitals berichtet wie folgt:
»Am 13. August 1855 war endlich alles soweit vorbereitet, daß Herr Vikar [Bernhard] Bolzau die Mitglieder des Krankenhaus Komitees zu der kirchlichen Feier der Grundsteinlegung am 16. August einladen konnte. Die Feier nahm nach dem Bericht des Herrn Vikar Bolzau folgenden Verlauf: >Herr Dechant Nübel von Soest war mit der Einsegnung des Bauplatzes und des Grundsteins beauftragt worden. Am Morgen des gedachten Tages wurde in hiesiger Schloßkapelle um 9 Uhr ein Levitenamt zelebriert vom Herrn Dechant Nübel als Zebrans und den Herren Pfarrern Leifert [Ostinghausen] und Sommer [Herzfeld] als Ministranten. Nach dem Hochamte wurde die Urkunde für den Grundstein in der Sakristei unterzeichnet. Hierauf ging man in Prozession zum Bauplatze. Dort angekommen nahm der Zelebrans zuerst die Benediction des neuen Kreuzes vor, alsdann die Einsegnung des Bauplatzes.
Der Herr Dechant verlas mit vernehmlicher Stimme die in deutscher Sprache abgefaßte Urkunde. Das Krankenhaus sollte den Namen der heiligen Ida tragen, darum lauteten die Schlußworte der Urkunde: >Die heilige lda, welche in grauer Vorzeit in hiesiger Gegend als Muster christlicher Wohltätigkeit leuchtete und deshalb zur Patronin dieses Krankenhauses von uns erwählt ist, erflehe am Göttlichen Throne Schutz und Gedeihen für dasselbe.<
Ida-Statue vom Portal des ersten Krankenhauses, 1859.
(Markus Hunecke OFM)
Der deutschen wurde noch eine kurze lateinische Urkunde beigefügt, sodann wurden beide mit den 22 Pfennig, welche die erste Spende zum Bau des Krankenhauses waren, in ein Glas eingeschlossen und in den Grundstein hineingelegt. Hierauf überreichte der Maurer Conrad Heinemann zuerst dem Herrn [Josef Franz] Graf von Plettenberg Hammer und Kelle, und derselbe vollzog unter drei Hammerschlägen die Grundsteinlegung, nach diesem die übrigen Herrn Geistlichen und Laien. Sodann hielt der Herr Dechant eine Rede, in welcher derselbe in kurzen kräftigen Zügen die Entstehungsgeschichte der Anstalt schilderte, hierauf die Nützlichkeit eines solchen Werkes hervorhob, denjenigen den wärmsten Dank aussprach, welche sich daran beteiligt hatten, und der Zuversicht Ausdruck gab, daß das Gebäude, zu dem heute der Grundstein gelegt sei, unter dem Schutze des allmächtigen Gottes, zur Verherrlichung des dreieinigen Gottes und zum Segen und Troste der leidenden Menschheit vollendet werden möge.<
Nach der kirchlichen Feier versammelte man sich zu einem Festschmaus an der gastlichen Tafel des Herrn Grafen von Plettenberg.«
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