Brückenbauten, Hochwasser, Bachregulierung
Jahrhundertelang wurde der Verkehr über die Lippe durch Kähne vermittelt. Erst im Jahre 1793 erbaute Graf von Plettenberg die erste Lippebrücke zwischen Herzfeld und Hovestadt aus schwerem Eichenholz. Es war eine Einbahnbrücke, sodaß zwei sich begegnende Fuhrwerke nicht gleichzeitig die Brücke überqueren konnten.
In diesem, jetzt nach Fertigstellung der neuen Lippebrücke auf Abbruch verkauften Häuschens, das im Jahre 1836 erbaut worden ist, wurde das Brückengeld für die Benutzung der dem Grafen von Plettenberg gehörenden hölzernen Lippebrücke erhoben. Der Graf hatte die Brücke - sein Privateigentum - zu unterhalten und eventuell neuzubauen. Dafür erhob er auf Grund alter, verbriefter Rechte das Brückengeld. (Die Glocke im Bild, Nr. 1928. Bild Ansicht v. 1926).
Für die Benutzung der Brücke wurden für Menschen, Tiere und Fahrzeuge ein Zoll erhoben. (Tarife siehe Tabelle unten.) An der Gräfte, ungefähr dem Segenkamp gegenüber, war ein Zollhäuschen errichtet, in welchem der Brückengeldeinnehmer bzw. -einnehmerin wohnte. An dem Häuschen war eine Tafel mit dem Brückentarif angebracht. Dieser Brückenzoll war bei der Bevölkerung wenig beliebt. Im Revolutionsjahr 1848 zog sogar eine Mannschaft aus Herzfeld mit Stangen und Knütteln bewaffnet nach Hovestadt, um das Zollhäuschen in die Gräfte zu stürzen, stand aber davon ab, als man bemerkte, daß die Leiche des kurz vorher verstorbenen Brückenwärters sich im Hause befand. (Erzählung älterer Leute)
Brückengeldtarif
Es ist zu entrichten:
I. von unangespannten Tieren.
1. für ein Pferd, Esel oder Fohlen 5Pf 2. für ein Stück Rindvieh 3Pf 3. für je 5 Stück Kleinvieh (Schafe, Kälber, Schweine, Ziegen) 3Pf
Weniger als 5 Tiere sind frei.
II. von Fuhrwerken.
1. von Personenfuhrwerken für jedes Zugtier 15Pf 2. von beladenen Lastfuhrwerken für jedes Zugtier 15Pf 3. von unbeladenen Lastfuhrwerken für jedes Zugtier 10Pf 4. von Fuhrwerken, die von Personen oder Hunden gezogen werden, von Schiebkarren und Handschlitten 4Pf
III.
Befreiungen sind beim Brückenwärter zu ersehen.
Im Jahre 1848 wurde der Damm durch die Lippewiesen aufgeworfen und die erste Flutbrücke aus Eichenholz erbaut (Bild links). Bis dahin ging der Verkehr durch die tieferliegenden Lippewiesen und war bei Hochwasser unterbrochen. Im Laufe der Zeit war die Lippebrücke schadhaft geworden und mußte im Jahre 1885 einer monatelang dauernden, gründlichen Reparatur unterzogen werden. Die Reparatur wurde durch den Zimmermeister Naumke ausgeführt.
Beide Brücken, sowohl die Lippe- und Flutbrücke, waren dem ständig steigenden Verkehr nicht mehr gewachsen. Sie konnten in den letzten Jahren ihres Bestehens nur noch mit Frachten bis zu 70 Zentner befahren werden. Da entschloß sich Herzfeld, eine neue Flutbrücke aus Eisenbeton zu bauen. Der Bau wurde der Firma Scheidt in Herford übertragen
Am 1. Mai 1925 wurde der Grundstein gelegt und am 5. September, am Vorabend des 1100jährigen Jubiläums der hl. Ida, konnte die fertige Brücke eingeweiht und dem Verkehr übergeben werden. Die Kosten beliefen sich auf 54000 Mk. Sie wurden von der Gemeinde Herzfeld, vom Kreis Beckum und der Provinz getragen.
Im Jahre 1926 wurde auch die hölzerne Lippebrücke abgerissen und 1927/28 durch eine Eisenbetonbrücke ersetzt. Vom 27. August bis zum 9. September aus Teilen der alten Brücke eine Notbrücke für den Personenverkehr erbaut. Der Wagenverkehr mußte über Lippborg umgeleitet werden. Am 15. Oktober 1927 wurden die Ausschachtungsarbeiten am nördlichen Brückenkopf wegen Hochwasser eingestellt. Die Fundamentierung dieses Brückenkopfes machte größere Schwierigkeiten, da bei 10 Meter Tiefe noch kein festes Gestein gefunden wurde, auf dem man weiterbauen konnte. Man rammte mit einem Dampfhammer 84 starke Tannenstämme ein und baute darauf den Brückenkopf. An der Hovestädter seite fand man schon bei 8 m Tiefe festen Untergrund.
Im Dezember 1928 konnte die fertige Brücke dem Verkehr übergeben werden. Erbauer der Brücke war die Firma Köthenbürger in Paderborn, Bauführer Schulte Scheidingen aus Lügde bei Pyrmont. Bauherr war die Gemeinde Herzfeld. Die kosten beliefen sich auf 94000 Rm. Sie wurden aufgebracht von der Gemeinde Herzfeld 20000 Rm., von der Provinz 15000 Rm. Der Rest wurde mit jährlich 5000 Rm. aus der Kraftfahrzeugsteuer amortisiert. . Diese Brücke wurde in der Osternacht 31. 3. - 1. 4. 1945 durch SS- Männer gesprengt. Das Haus Kleeschulte wurde durch den Luftdruck, den die Sprengung verursachte, arg mitgenommen, auch das Schloß und das Taubenhaus auf dem Schloßplatze, sowie andere Häuser in Hovestadt wurden beschädigt. An der Herzfelder Kirche wurde eine Reihe Fenster eingedrückt. Den Personenverkehr vermittelte anfangs ein kleines Floß, dann ein Kahn, bis im Jahre 1946 eine Notbrücke für Personen- und Fuhrwerks- Verkehr gebaut und mit dem Neubau der Brücke begonnen wurde.
Im Jahre 1947 wurde sie fertiggestellt und erhielt bei der Weihe den Namen Franz-Hackethal-Brücke. Erbauer der Brücke war die Firma Reinke & Lie aus Berlin, Bauführer Hugo Gede aus Thorn. Die kosten beliefen sich auf 100000 Rm., von denen die Provinz 30000, die Gemeinden Herzfeld und Hovestadt, sowie die Kreise Soest und Beckum je 20000 Rm. trugen. Sämtliche Kosten wurden von der Provinz übernommen, als die Straße Herzfeld- Hovestadt Provinzialstraße wurde.
Die Lippebrücke im Oktober 2005.
Foto: Gerda Eickholt
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