W. Finnemann - Hultrops größter Sohn

Festschrift der St.- Sebastian-Bruderschaft erinnert an den
Missionar und Bischof von Manila

Finnemann-Foto


   Lippetal-Hultrop. Der bekannteste Sohn der Lippe-Gemeinde
   Hultrop heißt Wilhelm Finnemann. Für die Chronisten, die die
   Festschrift zum 150jährigen Bestehen der St.-Sebastian
   -Bruderschaft zusammengestellt haben, war es eine
   Selbstverständlichkeit, in einem Beitrag an diesen gebürtigen
   Hultroper zu erinnern, der Steyler Missionar wurde und schließlich
   als Bischof in Manila wirkte. Dort wird er heute als Märtyrer verehrt,
   weil er sich den japanischen Besatzern widersetzt hatte und
   schließlich von ihnen umgebracht wurde.
   Der ANZEIGER veröffentlicht die Ausführungen über den Lebens-
   weg von Willi Finnemann in der Hultroper Festschrift gekürzt.

 


In einem Kötterhaus, keinen Steinwurf von der Lippe entfernt, wurde in Büninghausen am 18. Dezember 1882 Wilhelm Finnemann geboren. Er war das Zweitälteste Kind von insgesamt 14 Geschwistern. Bei seinem Onkel im Kirchdorf Hultrop erlernte er nach seiner Volksschulzeit das Schusterhandwerk.
Seine freie Zeit verbrachte er oft ihm Pfarrhaus. Hier unterhielt Dr. Bernhard Köper, Pfarrer in Hultrop, eine Lateinschule, um begabte Jungen auf das Gymnasium vorzubereiten. Wilhelm Finnemann war eifrig und voller Tatendrang. Er wollte nicht bei seinen Schusterleisten bleiben, er wollte Missionar werden, das hatte er sich in den Kopf gesetzt. Heimlich bewarb er sich bei verschiedenen Orden, doch niemand wollte das Risiko mit einem mittellosen Schustergesellen eingehen. Seine Eltern warteten schon darauf, daß er mithalf, seine Geschwister zu ernähren.

Bei den Steyler Missionaren hatte Wilhelm Finnemann schließlich Glück. Der Ordensgründer Arnold Janssen beantwortete sein Gesuch persönlich und lud ihn zu sich ein. Er sollte nur das Einverständnis seiner Eltern und ein Zeugnis seines Pfarrers mitbringen. Gegen den Ruf eines Ordenoberen wagten seine Eltern keine Einwände zu machen, und Pfarrer Dr. Köper stellte ihm nicht nur ein blendendes Zeugnis aus, sondern verpflichtete sich obendrein, für seine Studienkosten aufzukommen. Am 1. April 1900 verließ Wilhelm Finnemann sein Elternhaus, nur 11 Jahre später, am 1. Oktober 1911, empfing er in St. Gabriel bei Wien die Priesterweihe.

Seine Sehnsucht ging nach den Schwarzen in Afrika. Bitter enttäuscht wurde er, als ihn der Orden zu den braunen Philippinos schickte. An seinen Bruder schrieb er 1912: „Die Missionsbestimmung nach Abra, der ärmsten Provinz der Philippinen, war für mich ein harter Schlag. Erst als ich mich notgedrungen für Land und Leute interessierte, fand ich, daß ich keinen schlechten Tausch gemacht hatte. Ich könnte mir heute kein geeigneteres Arbeitsfeld für mich vorstellen. Der Segen des Gehorsams ist mir jetzt einmal richtig bewußt geworden..."

Fünf Jahre rastlose missionarische Tätigkeit, der Bau von Kirchen, die Einrichtung von Schulen und direkte Seelsorge wurden durch den 1. Weltkrieg plötzlich gestoppt. Pater Wilhelm Finnemann wurde von den Amerikanern in Schutzhaft genommen und in die USA gebracht. Das Exil in Amerika dauerte länger als erwartet, von 1917 bis 1922. Pater Wilhelm Finnemann machte sich nützlich, er zog als Bettler durch die Vereinigten Staaten und wurde so zum Brotvater für die ganze philippinische Mission. Nach seiner Rückkehr gründete er die Heilig-Geist-Pfarrei in Manila. Am 8. Februar 1929 wurde Pater Wilhelm Finnemann zum Bischof ernannt, eine Auszeichnung für sein erfolgreiches seelsorgerisches Wirken.

1936 erlebte seine Heimatpfarrei Hultrop erstmalig ein feierliches Pontifikalamt. Der Heilige Vater Papst Pius XI. hatte ihm einen Heimaturlaub gewährt. Das Dorf an der Lippe feierte seinen größten Sohn.

Mit dem Überfall der Japaner auf die Philippinen im Frühjahr des Jahres 1942 begann für Bischof Wilhelm Finnemann ein Leidensweg, den er nicht überleben sollte.

Er prangerte die Willkürakte japanischer Soldaten an der Zivilbevölkerung öffentlich an und wehrte sich energisch gegen die Besetzung von Kircheneigentum. Dem Bischof wurden Gerichtsszenen gemacht, immer häufiger wurde er in die Folterkammer gebracht, ihn gefügig zu machen. Mit blutendem Gesicht und mit Quetschungen an Armen und Beinen kam er zurück, er selbst aber beklagte sich mit keinem Wort über die Mißhandlungen. Am Morgen des 26.10.1942 kam das Ende für Bischof. Er wurde unter dem Vorwand, ihn nach Manila zum Kriegsgericht zu bringen, von einem Militärboot abgeholt. Daß es seine letzte Fahrt sein würde, war ihm bewußt. Die Fluchtpläne seiner engsten Vertrauten hatte er ausgeschlagen. „Wenn der Hirte flieht, wer sollte dann noch standhalte waren seine letzten Worte. Bischof Wilhelm Finnemann hat das Kriegsgericht in Manila nicht reicht.
                                                          Aus: Soester Anzeiger vom 20/21. Juli 1985