23.10.2008

Heimathaus unterm Skalpell

Restauratorinnen untersuchen Farbschichten

Schicht für Schicht nehmen die beiden Restauratorinnen Monika Voss-Raker und Andrea Peter das Churcöllnische Amtshaus in Oestinghausen derzeit unter die Lupe. Der Heimatverein Oestinghausen um Vorsitzenden Herbert Luig hatte im Juli für den Kauf des Gebäudes gestimmt, das zu einem Heimathaus umgewandelt werden soll. Die Untersuchung ist erforderlich, um die denkmalrechtliche Erlaubnis zur Restaurierung zu erhalten. Doch die beiden Frauen sind optimistisch, das Haus zeichne sich durch eine gut erhaltene Bausubstanz aus.

Sowohl von außen als auch von innen fühlen die Restauratorinnen dem prächtigen Gebäude auf den Zahn. Mit einem Skalpell ausgerüstet, legen sie seit Montag Raum für Raum die einzelnen Wandschichten frei. Was dabei ans Licht kommt, ist ganz schön spannend - schließlich ist das Churköllnische Amtshaus bereits 1596 errichtet worden. Ist die alte Rauhfasertapete erst mal abgerissen, kommen mitunter jahrhundertealte Farbschichten ans Licht. „Bei einer Wand haben wir erst gedacht, wir legen ein Wandgemälde frei. Letzten Endes war es jedoch nur ein blauer Anstrich", sagt Monika Voss-Raker. In jedem Fall sei in dem Haus „viel passiert" - das zeigten schon die etwa 14 verschiedenen Fassungen, die sich unter der Tapete befinden. Der abschließende Untersuchungsbericht der Restauratorinnen wird auch Entscheidungsgrundlage für die neue farbliche Gestaltung der Räume sein.

skalpell

        
  Die Restauratorinnen Monika Voss-Raker (links) und
             Andrea Peter nehmen das Heimathaus unter die Lupe.

                                                              
Foto: Schumacher

 Auf das Leben damals lassen sich auch Jahrhunderte später noch Rückschlüsse ziehen, wie Voss-Raker erklärt: „Dass es sich um ein kurfürstliches Haus handelt, erkennt man beispielsweise an den Sockelzonen, die wir immer wieder im Haus finden." Etwa zwei Wochen, so schätzt die Expertin, werden sie und ihre Kollegin noch für die detaillierte Untersuchung benötigen. In der kommenden Woche wird die Außenfassade inspiziert.

Wann genau die Heimatfreunde dann mit der Renovierung beginnen können, steht jedoch in den Sternen. Schließlich wandert auch dieser Bericht durch mehrere Institutionen, ehe das endgültige Okay für den Startschuss gegeben werden kann. Ursprünglich hatten die Vereinsmitglieder bereits im Herbst die Arbeit aufnehmen wollen. Die NRW-Stiftung bezuschusst das ehrgeizige Projekt mit 50.000 Euro, und auch vom Landwirtschaftsverband Westfalen Lippe kassiert der Oestinghauser Verein Zuwendungen.

 

25.10.2008

Akribische Putz- Untersuchungen

 Restauratorinnen im Heimathaus Flüchter in Oestinghausen
Farb- und Putzschichten werden untersucht und Dokumentiert

Mit feinem Werkzeug heben zurzeit die Restauratorinnen Monika Voss-Raker und Andrea Peter Schicht für Schicht von den Wänden im ehemaligen Churcöllnischen Amtshaus (Haus Flüchter).

Bevor die Mitglieder des Oestinghauser Heimatvereins mit der Renovierung des als Heimathaus und -museum geplanten Gebäudes aus dem Jahr 1596 beginnen können, benötigt das Denkmalamt in Münster noch das Gutachten der beiden Restauratorinnen. Dazu wird jede Farb- oder Putzschicht akribisch untersucht und die Ergebnisse dokumentiert.

Die Untersuchungsergebnisse von Wänden, Decken und Türen helfen danach bei der zeitlichen Einordnung des historischen Gebäudes. Fragmentarisch ist an einigen Stellen sogar noch der ursprüngliche Putz mit der zuerst aufgetragenen Sockelmalerei gefunden worden, was auch Erkenntnisse auf den damaligen Geschmack hinsichtlich der Farbgebung zulässt. Die in der Vergangenheit unterschiedliche Gebäudenutzung mit vielen Veränderungen durch Tapeten, Kalk- oder Leimfarben, macht die den Fachfrauen gestellte Aufgabe nicht gerade leicht. Das nach der Untersuchung zu erstellende Gutachten dient der Denkmalbehörde als Grundlage für die Genehmigung zur Durchführung der erforderlichen Renovierungsarbeiten, die von den Mitgliedern des Vereins teilweise in Eigenleistung erbracht werden sollen.

 

19.03.2009

Lehmputz im Heimathaus

Umbau genehmigt: Renovierungs- und Umbauarbeiten haben begonnen
Weitere Helfer sind dem Brauchtumsverein jederzeit willkommen

Nach diversen Besichtigungen durch Experten der verschiedenen unterschiedlichen Fachrichtungen, sind jetzt alle vorgeschalteten erforderlichen Untersuchungen an der Bausubstanz, Statik, Fachwerk, Dachstuhl, Brandschutz am neuen Heimathaus abgeschlossen.

Auch die vom Denkmalamt in Münster mit der Befunduntersuchung der Putzstruktur beauftragte Restauratorin, Monika Voss-Raker (Werl), hat ihr 40-seitiges Gutachten vorgelegt. Damit stand der von den Heimatfreunden lange ersehnten denkmalrechtlichen Genehmigung zur Renovierung und Nutzung als Heimathaus nichts mehr im Wege.

lehmputz


Heimatvereinsvorsitzende Roswitha Bröckling sorgte für gute Stimmung bei den Aktiven,
die mit den Renovierung im Heimathaus am Kirchplatz in Oestinghausen begonnen haben.

Allerdings enthält die Genehmigung genau festgelegte Regelungen zur Durchführung der Restaurierungsarbeiten am Mauer- und Fachwerk.
Der Verarbeitung von Lehmsteinen in Lehmtechnik mit Reisiggeflecht mit Lehmbewurf nach den traditionellen Regeln des Lehmhandwerks wird darin größte Bedeutung zugemessen. Auch beim Putz und der Farbgebung sind ebenso enge Grenzen gezogen wie bei der Instandsetzung des Fachwerks im Innen- und Außenbereich. Die ersten Arbeiten haben bereits begonnen und sollen nun zügig weitergehen.

Die alten und größtenteils soliden Holzfußböden haben bereits wieder das „Licht der Welt" erblickt und einige nachträglich eingebaute Wand- und Deckenverkleidungen sind auch schon entsorgt. Späteren Besuchern soll an einer geeigneten Stelle, durch eine Plexiglasscheibe abgedeckt, die ursprüngliche Bauweise in verschiedenen Schichten gezeigt werden.

Ehrenvorsitzender Herbert Luig und Bernd Lotte bilden im Team mit Bernhard Büttner, Manfred Jatzkowski, Reinhard Laukötter, Erich Kaufmann und Heinz-Wilhelm Lotte eine Arbeitsgemeinschaft zur Koordinierung der jetzt anstehenden umfangreichen Arbeiten. Weitere Helfer sind ihnen dabei jederzeit willkommen.