Der Haupthof Kesseler
Etwa eine halbe Stunde Fußweg westlich von Herzfeld liegt die Bauerschaft Kesseler. Sie trägt ihren Namen nach dem ehemaligen Haupthof Kesseler, der späteren »Middelburg«. Nach älteren Urkunden wird der Name Kesseler, Ketteslare und Ketteslere genannt. Den Namen von den späteren Besitzern – den Freiherrn von Ketteler – herleiten, ist nicht haltbar, da längst vor diesen Besitzern Kettelslare urkundlich genannt wird.
Im Jahre 1031 schenkt Bischof Meinwerk von Paderborn den Hof Kesseler dem Abt des Klosters Abdinghof in Paderborn. Diese Schenkung wird im Jahre 1261 vom Kloster bestätigt. Abt Jordan schenkt seine Güter zu Kesseler – bonae ecclesiae nostrare Ketteslare – Winand und seiner Frau Wideloche unter Vorbehalt der Abteirechte. 1358 wird die Familie von Oldendorp als Lehnsherr genannt. 1384 wird Rotger Kettler nach dem Aussterben der Familie Oldendorp mit dem Haus Assen von dem Abt von Abdinghof belehnt.
Das Kloster Abdinghof besaß weitere nordlippische Besitzungen wie das Gut Honsel in der Pfarrei Lippborg. Die Inhaber dieser Güter waren zugleich erzbischöfliche Burgmannen zu Hovestadt. Hierüber heißt es im Lehnsregister des Klosters von 1471: »Cord Ketteler is belent to pachtlene mit dem Gude honsele un sal ok mede syn Ketsler«. Im Jahre 1514 heißt es dort: »Filius henrici Kettelers officium in honsele et castrum dictum Asse cum suis pertinentiis«. Diese Güter hatte Kaiser Heinrich II. 1023 dem Paderborner Bischof Meinwerk und dieser 1031 dem Kloster geschenkt. Im Jahre 1663 verkaufte das Kloster das Lehnsobereigentum über Honsel und Assen an die von Galen.
In den Jahren 1498 und 1499 zahlte der »schulte to Keseler« für sieben Personen 126 bzw. 84 Silberpfennige an den Bischof Conrad von Rietberg im Zuge der Bischofswahl als »Willkomm«.
Um einen Überblick der Linie der von Ketteler zu Middelburg und Bockhövel zu haben, folgt hier eine entsprechende Genealogie:
1508 begründete Rötger Ketteler die Linie der Ketteler zu Middelburg. Seine dritte Ehefrau Margaretha von Galen, Erbin zu Bockhövel, war 1524 Witwe.
Sein Sohn Jasper (Caspar) Ketteler zu Middelburg und Bockhövel »fundiert und erbawt das Haus Middelborg«. Der Hof wurde in eine Burg umgewandelt, mit Mauern und Gräben umgeben. Der Name »Middelburg« ist begründet durch die Lage in der Mitte zwischen Hovestadt und Assen. Jasper wurde 1541 (mit seinen Brüdern) mit drei Burglehen in Hovestadt belehnt. 1556 wird er als Droste zu Stromberg erwähnt.
Conrad Ketteler zu Middelburg und Bockenhövel, heiratete 1554 die protestantische Berta von Raesfeld zu Romberg. Er »baut Haus Middelburg neu«. 1573 belehnte Erzbischof Salenthin von Köln Conrad Ketteler zu Middelburg und Hermann Ketteler zu Alt-Assen mit drei Burglehen in Hovestadt.
Sohn Rötger Ketteler zu Middelburg und Bockhövel heiratete Ursula von Meschede zu Alme. 1594 belehnt Erzbischof Ernst von Bayern Rutger Ketteler und seine Geschwister mit den drei Burglehen in Hovestadt.
Sohn Goswin Ketteler zu Middelburg und Bockhövel heiratete 1632 Anna Elisabeth von Neuhoff gt. Ley. 1641 bescheinigte Goswin Ketteler, Erbgesessener zu Middelburg, dass wegen der siebenjährigen Bedienung des P. Antony Hintzig auf Haus Middelburg 50 Reichstler geschuldet werden.
Sohn Moritz Philipp Ketteler zu Middelburg und Bockhövel heiratete Margareta von und zu Niehausen. 1684 wurde das Haus Bockhövel an Johann Ernst von Krane in Soest verkauft.
Sohn Heinrich Dietrich von Ketteler zu Middelburg lebte in erster Ehe mit Anna Francisca von Hörde zu Schwarzenraben und in zweiter Ehe mit Maria von Droste zu Erwitte. 1724 belehnte Kurfüst Clemens August den Heinrich Diederich von Ketteler mit den drei Lehen in Hovestadt.
Sohn Wilhelm Theodor von Ketteler zu Middelburg heiratete Sophie von Böselager. Da sie keine leiblichen Erben hatten, fiel das Erbe der Middelburger mit dem umgebenden Grundbesitz an die Freiherren von Boeselager in Heessen bei Hamm. Damit verlosch die Linie der Ketteler zu Middelburg.
1798 wurde die Middelburg abgebrochen. Für die Pächterfamilien Kröger, später Roer wurde ein Wohn- und Wirtschaftsgebäude innerhalb der Gräften mit einem Tonnengewölbe erbaut, das im Volksmund den Namen »Middelburg« behielt. 1967 erwarben die Eheleute Josef Wilms und Margret geb. Schlüppner den Hof von der Familie von Boeselager.
Ausschnitt aus der Flurkarte des Staatlichen Amtes für Wasser- und Abfallwirtschaft Lippstadt von 1985. Die »Middelburg« rechts von Kesseler.
Die »Middelburg«
Die Gräftenanlage der ehemaligen »Middelburg«.
Die Kettelers zu Middelburg hatten ihre Begräbnisstätte in der alten Pfarrkirche in Herzfeld, wie die Grabsteine, besonders die für weibliche Personen nachweisen.
Auf der Burgbrücke stand die Statue des heiligen Johannes Nepomuk, die jetzt an der Einfahrt des heutigen Hofes Wilms an der Kesseler Straße steht.
Statue des Johannes Nepomuk an der Kesseler Straße.
Schloss Hovestadt
Haus Assen
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