Hochwasser und Unwetter

Durch anhaltende Regengüsse im Herbst 1890 stieg das Wasser der Lippe derart, daß es am 25. November die Höhe des Dammes zwischen Herzfeld und Hovestadt erreichte.
Die Wohnungen der Landwirte Dermann und Pöpsel-Wibbelt in Kesseler, des Bäckers Bernhard Bitter im Dorfe, des Schneiders Gröne und des Bauern Sandvoß auf dem Sande standen unter Wasser.
In den meißten Wohnungen in Hovestadt stand das Wasser mehrere Fuß hoch. Die Bewohner mußten teilweise auf Wagen und von der Soester Artillerie auf Kähnen nach Herzfeld gerettet werden, wo sie Unterkunft fanden und beköstigt wurden. Ein Glück war es, daß am 26. November starker Frost einsetzte, sodaß das Wasser schnell sank.

1891 war ein sehr nasser Sommer. Am 26. Juni ging ein Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen und Hagel nieder. Der Blitz schlug in das Postamt und in das Pastorat, welches gerade durch den Aufbau eines zweiten Stockwerks erweitert wurde, und durchschlug die Decke des Zimmers, in welchem der Kaplan Neiner sich aufhielt. Der Kaplan kam mit einem schweren Nervenschock davon.
Zahlreiche Gewitter folgten. Die Lippewiesen waren längere Zeit überschwemmt. Die Heuernte in denselben  war fast vollkommen vernichtet, die Getreide und Kartoffelernte waren in diesem Jahr nur gering.

Am 28. Mai 1895 trat die Lippe über ihre Ufer. Die Überschwemmung dauerte fast 14 Tage.

Am 26. und 28. Januar 1897 fielen ungeheure Schneemassen. Der Postverkehr nach Soest mußte eingestellt werden.

Am 4. und 5. Februar 1908 war außergewöhnliches Hochwasser, welches fast den Stand von 1890 erreichte. Ebenso hoch war das Wasser vom 15.-25. Februar 1916. Die Wege nach Kesseler und zum Sande waren überflutet.

Sehr streng war der Winter 1915/17. Ende Januar und anfangs Februar sank das Thermometer auf minus 25 Grad.

Am 21. August 1917 abends 9 Uhr trat ein starkes Gewitter auf. Der Blitz schlug in den Turm der Kirche, in das Pfarrhaus, in die Brennerei Willenbrink und in die Wirtschaften Allemeyer und Bernh. Bitter.

Vom 18. 1.-20. 1. 1918 führte die Lippe Hochwasser. Der Pegel zeigte in Kesseler 5,24 m.

Im Sommer 1921 herrschte große Trockenheit. Die meißten Brunnen im Dorfe waren leer. Dem Weidevieh mußte das Wasser monatelang zugefahren werden.

Der August 1924 brachte täglich gewaltige Niederschläge. Die Lippe überschwemmte vom 8. August bis 13. Oktober die Wiesen. Die ältesten Leute konnten sich einer solchen Hochflut im Sommer nicht erinnern. Das Getreide kam sehr schlecht ein, die Kartoffeln faulten im Lande.

Der Winter 1925/26 brachte große Schnee- und Wassermassen. Zwischen Weihnachten und Neujahr erreichte das Hochwasser fast den Stand von 1890. Die Bewohner von Kesseler und dem Sande fuhren auf Leiterwagen zur Kirche. Am 13. Februar kam der Landrat Fenner von Fenneberg, um die Hochwasserschäden zu besichtigen.

Zwischen Weihnachten 1931 und das Neujahr 1932 erreichte das Wasser der Lippe den höchsten Stand seit 41 Jahren. Kesseler und Sande waren vom Dorfe abgeschnitten.

Im Juni 1933 trat die Lippe infolge starker Regengüsse über ihre Ufer. Die gesamte Heuernte in den Lippewiesen wurde vernichtet, das gemähte Gras weggeschwemmt. Es war das höchste Hochwasser im Sommer seit 40 Jahren.

Im Winter 1947 stieg das Wasser der Lippe so gewaltig, daß fast ganz Hovestadt überschwemmt wurde. Den Höchststand erreichte das Wasser am 9. Februar. Das Gerüst der Lippebrücke war in Gefahr, weggeschwemmt zu werden, hielt jedoch stand, sodaß nach Verlauf des Wassers der Brückenbau vollendet werden konnte.
Der Strom unter der Flutbrücke war so stark, daß der letzte Brückenpfeiler nach dem Damm zu unterspült wurde. Das letzte Joch der Brücke sank um 10 cm.
Das Hochwasser im Sommer 1948 erreichte am 11. Juli seinen höchsten Stand. Es kam so plötzlich, daß das Vieh nur mit Mühe von den Weiden geholt werden konnte.


Bachregulierung

Zur Entwässerung der Äcker und Wiesen wurden folgende Bachregulierungen vorgenommen:

1927  Regulierung der Feldflut.                  Kosten:   33.000 Rm.
1928  Regulierung des Bröggelbaches.   Kosten:   48.000 Rm.
1929  Regulierung des Alpbaches.           Kosten: 112.000 Rm-

Die Kosten wurden zu 70 Prozent vom Staate getragen. Den Rest übernahmen die Interessenten.

In den neunziger Jahren wurden auch die beiden Lippedurchstiche in Kesseler durchgeführt.
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Aus: Geschichte der Gemeinde Herzfeld von 1880 bis zur Gegenwart. Von Franz Tappe, Dechant i.R. Sept. 1949