Das “O” aus einem Pergamentmanuskript des Klosters Welwer.
Das Kirchdorf Oestinghausen liegt in der Landgemeinde und im Amte gleichen Namens. Schon unter den bei der Stiftung des Klosters Herse 868 diesem durch den Bischof Lutharons von Paderborn geschenkten Gütern kommen bona in Osdagighusen vor.Borgeln, Gelmen, Elfsen, Hattrop und Oestinghausen (Osinchusen) bildeten die fünf Amtshöfe des erzbischöflichen Schulzenamtes in Soest, deren Rechte der Erzbischof Phillip 1186 erneuerte.
In dem Bestande des Schultenamtes in Soest 1273 und 1313 findet sich der Name des Ortes schon als Oistinchusen. 1284 in einer Urkunde des Klosters Benninghausen erscheint ein Boyemund, plebanus in Osedinchusen. Die Geldgefälle des erzbischöflichen Oberhofes (wahrscheinlich der jetztige Bleichhof) erhob um 1300 Goswin von Rodenberg. Zum Hofe gehörten 600 jurnales Ackerland, Wiesen und Wald, dazu zwei Zehnten, die von dem Schulzen erhoben wurden, der auch die niedere Gerichtsbarkeit über die 30 im Dorfe ansässigen Hofesbesitzer ausübte, welche von allen Frei- und Gaugerichten eximirt waren. Ausserdem standen dem Erzbischofe noch 14 Mark und ein Viertel des beweglichen Nachlasses der Hofbesitzer zu.
1477 werden die Gebrüder Wulff gen. von Lüdinghausen zur Hovestadt vom Erzbischof von Köln mit einem Burglehen zu Oestinghausen belehnt. Denn auch nach der Soester Fehde blieb Oestinghausen, nunmehr ein eigenes, von einem Amtmanne in Hovestadt verwaltetes Amt, bei Kurköln. Die Eigenthums- und Abgabe-Verhältnisse dieses Amtes wurden nach langen Streitigkeiten mit dem Amtmann Goswin Kettler durch den Amtsreceß von 1611und einen nachträglichen Vergleich von 1612 geregelt.
Fachwerkhaus in Oestinghausen. Renaissance, 16. Jahrhundert mit Flachschnitzerei.
1807 bei der hessendarmstädtischen Organisation wurde der unveränderte Amtsbezirk in neun Schultheißereien geteilt. Nachdem das frühere kurkölnische, dann hessendarmstädtische Gebiet 1815 an Preußen gekommen war, wurde wieder ein besonderes Amt Oestinghausen gebildet und diesem die Landgemeinden Bettinghausen, Eickelborn, Heintrop-Büninghausen, Hovestadt, Hultrop, Krewinkel-Wiltrop, Lohe, Niederbauer, Nordwald, Oestinghausen, Ostinghausen und Schoneberg zugetheilt. Der Pfarrbezirk Oestinghauen umfasst außer dieser Gemeinde noch vier andere: Hovestadt, Krewinkel-Wiltrop, Niederbauer und Nordwald. Neben der Pfarrkirche in Oestinghausen werden zu gottesdienstlichen Zwecken noch die in Hovestadt und Nordwald befindlichen Kapellen benutzt.
Früher befand sich eine solche auch noch auf dem östlich vom Kirchdorfe gelegenen Hofe Humbrechting. 1380 erlaubt der Erzbischof Friedrich von Köln den Provisoren des hohen Hospitals in Soest die Kapelle in Humbrechting wieder aufzubauen.
In: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen - Kreis Soest bearbeitet von A. Ludorff. Münster 1905
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