B - Darstellung des Objekts / Vergleiche mit Nachbarschulen

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ASBU-04   Wilhelm Grote d.J., (٭ Eineckerholsen, Ksp. Schwefe 1853, † Brockhausen 1933)

Die Brockhauser Schulchronik I, begonnen von dem im Soester Seminar ausgebildeten Lehrer Wilhelm Grote d. J. (٭ Eineckerholsen 1853, Brockhausen 1933) im Jahre 1896, enthält im Kapitel "Schulgebäude und Schulgrundstücke" grundlegende Informationen. Aus seiner Amtszeit existieren noch zwei Fotos von ihm und den Schülern. - Der Enkel hat wohl auf Angaben seines Großvaters, des Brockhauser Schulmeisters alter Art Wilhelm Grote d. Ä. (Brockhausen 1793-1872) zurückgreifen können. Der Rückblick ist abgesehen von Ungenauigkeiten bezüglich der Himmelsrichtungen und einiger Details wirklichkeitsgetreu.

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ASBU-05                                    ASBU-06

ASBU-05   Ältestes Bild der Brockhauser Schuljugend in Sonntagskleidung mit Lehrer Wilhelm Grote d. J., 1909 auf dem Schulhof.
ASBU-06   Bild der Brockhauser Schuljugend in Sonntagskleidung mit Lehrer Wilhelm Grote d. J. 27 um 1920.

 

In Weslarn stand 1767 ein Schulhaus – auch neben der Kirche, das 1866 durch einen Backsteinbau mit einer Grundfläche von 1 Ar, 0,4 qm an der Nordseite des Kirchhofs ersetzt wurde. Das Lokal war 10,3 m lang und 6,8 m breit.

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ASBU-07   Weslarner Backstein-Schulgebäude (1866-1955)

 

In Wirklichkeit entsprachen die Unterrichtsräume und Einrichtungen im Kirchspiel Weslarn aber nicht dem idealtypischen „Grundriß des Schulzimmers“ des Weslarner Pädagogen Gottlieb Hösch in seinem „Leitfaden“ (1851).

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ASBU-08   Grundriß des Schulzimmers

Die Stocklarner Schule von 1819 stand neben der Kapelle und bildete mit dieser ein Fachwerkensemble. Das Brockhauser Unterrichts- und Wohngebäude von 1834 mutet schon fortschrittlicher an.

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ASBU-09   Die Stocklarner Schule von 1819

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        ASBU-10   Gruß aus Brockhausen, vor 1910         ASBU-11   Schule Brockhausen. Ausschnitt aus dem vorhergehenden Bild

Der Brockhauser Bau ähnelt in der durch die "Mißwachsjahre" nach 1829 verzögerten Entstehung, in seiner Funktion, aber auch in der Fachwerk- und Fenstergestaltung der Katrop-Meckingser Schule, die damals von Lehrer Wilhelm Benecke geleitet wurde.                                       

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ASBU-12   Katroper Schule, SoAnz vom 07.02.1953

 

In Oestinghausen stürzte 1806 der Dachstuhl der katholischen Schule auf der östlichen Seite des Krings ein. Das 45 qm große Schulgebäude neben St. Stephanus wurde 1808 durch den Zimmermeister Biele erneuert. Heute ist es das Haus am Turm. Die nächste Schule entstand 1896 neben der „Traube“.

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       ASBU-13   Schule in Oestinghausen 1806              ASBU-14   Mehrklassige Schule in Oestinghausen 1808

Im KB Maria zur Wiese sind mehrere frühe Lehrer in Thöningsen eingetragen: Anthon Georg Nycephorus wird als Schulmeister ebd. am 19. Mai 1755 mit Anna Gertrud Hermänneken, des selig verstorbenen Stephan Hermänneken Tochter, copuliert. Er war wohl ein Nachkomme von Hermann Nicephorus, Rektor an der Lateinschule in Soest,
? 06.10.1625. 

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ASBU-15   Karl Speckenwirth (1901-1981)


Am 4 Sept. 1777 lassen ebd. Diedrich Holtmann (? 1803), Schneider und Schulmeister in Thöningsen, und seine Ehefrau Maria Louise Kemper (aus Brockhausen) ein Kind taufen. Am 26. Mai 1814 werden dort Ludwig Holtmann, Schullehrer zu Thöningsen, alt 22 Jahre - er stirbt 1816 - und die Jungfrau Helene Schürhoff, des verstorbenen Lohgerbers Florenz Sch. (und Adelheid Weimann am Kolk) nachgelassene eheliche Tochter getraut.

Der letzte Thöningser Hauptlehrer war der aus Lenningsen stammende Karl Speckenwirth (1901-1981). Er leitete – von Ausnahmezeiten abgesehen - die Schule von 1932 bis zu ihrere Schließung 1965 und war Mentor des Verfs. Wenn ihn um 1960 der gerade verheiratete Junglehrer – zunächst aus dienstlichen Gründen – aufsuchte, war Speckenwirths erste Frage: “Wui goit de Mama?“ 

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ASBU-16   Dreifenstrige „Kleinstschule“ in Thöningsen, 1837 erbaut

Die Brockhausen am nächsten gelegene Schule - 1837 von den Thöningsern für den beliebten Lehrer Florenz Pape (s. unten) errichtet - ist architektonisch und funktional als "Kleinstschule" (K. Dröge) anzusprechen. Ein Geviert von 6 zu 4 Pfosten umschloss das dem Brockhauser Schulzimmer in Größe und Einrichtung ähnliche Lokal und dazu noch einen Mehrzweck-Flur im Westen.

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ASBU-17   Schule Thöningsen. Multifunktionaler Eingangsflur

Hier wie in Weslarn wohnten die Schulmeister separat, der Lehrer Franz Koetter im 1825 erbauten Küsterhaus südlich der Kirche St. Urbanus. Die Ausstattung des im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold 1982 wieder aufgestellten Lernhäuschens aus Thöningsen entspricht dem Standard des angehenden 20. Jahrhunderts.

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                ASBU-18   Kirchplatz Weslarn 1954                          ASBU-19   Die Schule aus Thöningsen

Das Brockhauser Enterieur erinnerte dagegen auch an pädagogischen Reglementierungen und den Zeitgeist der Wilhelminischen Ära.

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ASBU-21   Handschriftliche Tabelle der Schulbankfirma C. Schmidt, Oeynhausen

Die Dreier- und Zweier-Holzbänke mit angeschraubten Sitzen (die letzte steht noch restauriert im Hause Birkholz), schrägen Arbeitsflächen, Mulden für die Griffelkästen und versenkten Tintenfässchen wurden nicht mehr durch schon mit Klappsitzen versehene ersetzt. Sie reichten aber auch nicht immer aus.

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           ASBU-22   Starre Zweier-Schulbank                  ASBU-23   Die letzte Brockhauser Zweier-Schulbank


Das Pult von 1895, ebenfalls mit schrägem Klappdeckel, unter dem u. a. auch Stöcke aufbewahrt wurden, stand auf einem vorgeblich die Übersicht oder Disziplin fördernden Podest, daneben ein Wassereimer mit Schwamm für den Tafelputz, ein Kohlebecken und ein Dreifuß mit der Waschschüssel für die Lehrerhände.

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         ASBU-24   Podest mit Katheder und Lehrerstuhl              ASBU-25   Verkürzter hölzernen Schultafelzirkel


Den Brockhauser Kathederstuhl, der wie das Pult dem Thöningser Mobiliar entsprach, aber mutwillig verkürzte Vorderbeine hatte, und eine "Rechenklappe für 4 Lernstufen“ lieferte der Verf. 1993 als pädagogische Requisiten aus der Nachbarschaft im Detmolder Museum ab. - In der Schule an der Rosenau gab es außer der schwarz gestrichenen rissigen Wandtafel, eine weitere in einem beweglichen Gestell, zu der ein altmodischer Zirkel gehörte (mit dem aber offensichtlich nicht nur Kreise geschlagen wurden), ferner - in der Strafecke - einen Ständer von 1884 für die teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammenden naturgeschichtlichen Rollbilder und Karten Westfalens, Preußens, Europas, der Welthälften und des Heiligen Landes.

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ASBU-26   Große Rollkarte(n) der Welt, hier: Westliche Erdhälfte. Schule Brockhausen, 1889

Die wenigen Arbeitsmittel der Schüler wurden auf hoch angebrachten Borden "gesichert". - Auf einem 1931 vom Pult her aufgenommenen Foto mit 21 Brockhauser Schüler/Innen und Lehrer Dietrich Düllmann erkennt man nicht nur das damalige Gestühl. An den dunklen, oben gewickelten Wänden hingen Drucke mit patriotischen Motiven wie die Einsegnung der Freiwilligen (nach A. Kampf), die rastenden Lützowschen Jäger von 1813 oder Martin Luther auf der Wartburg.

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          ASBU-27   Brockhauser Schulzimmer 1931                   ASBU-28   Patriotischer Schulwandschmuck

Das Portrait Kaiser Wilhelms I. ist durch das obligate Führerbild, dieses nach Kriegsende durch einen unpolitischen Linoldruck der Freusburg ersetzt worden. Der Rahmen kam 1960 Schüler-Gruppenarbeiten aus dem Kunstunterricht zupasse.

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ASBU-29   Patriotischer Schulwandschmuck, Die Lützowschen Jäger        ASBU-30   Musische Bildung


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           ASBU-31   Musische Bildung. Gruppenarbeit 1961         ASBU-32   Lehrer Weitekamp mit Brockhauser Schüler/Innen 1948

1948 hätte im Schulzimmer kein Bild aller Schüler aufgenommen werden können. Flüchtlingskinder und Einheimische saßen damals sogar direkt am Kanonenofen.

Das Protokollbuch des Schulvorstandes von 1844-1870 enthält das als erledigt gestrichene, aber aufschlussreiche Verzeichnis einer damaligen Lehrerbücherei. Ein jüngerer, hoher Jugendstilschrank von 1922, in dem der Globus, und die Schulakten aufbewahrt wurden, stand im vordersten Zimmer der Wohnung, kam 1960 mit in die neue Schule im Osterfeld (BRH 14a > Brockhauser Str. 23) und dient dem um 1969 als evangelischer Bedarfskindergarten Brockhausen-Thöningsen eingerichteten Hort heute zur Aufbewahrung von Arbeitsmaterialien. Die Schulgeige befand sich nicht mehr darin, sondern lag im zerbrochenen Kasten unter dem Anmachholz, für das der Lehrer zu sorgen hatte.


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ASBU-33                                        ASBU-34

Anfang                                         Schluss

ASBU-33 + 34   Schul=Inventarium Lehrerbücherei Brockhausen 1844-1870.

Aufgrund der desolaten Schulsituation vor 1831 und des mageren Gemeindeetats beschlossen der Borgeler Amtsbürgermeister und der Brockhauser Schulvorstand, dass bald ein Schulzimmer mit einer vergrößerten Lehrerwohnung und einem Anbau zur Unterbringung der Feuerspritze unter dem Dach eines einstöckiges Lehm-Fachwerkhaus in der Wollmeine nordwestlich der Rosenaubrücke errichtet werden sollte.

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ASBU-35   Rosenaubrücke mit Geländer Aufn. nach 1980

Ziegelmauerwerk oder Backsteinausfachungen wie bei dem nach 1848 angebauten "zweisitzigen Abtritt" - je einem "Plumpsklo" für Jungen und Mädchen - hinter der Deele, lassen Reparaturen und spätere Baumaßnahmen erkennen, so auch bei der kleinen, 1885 erwähnte Stallung. Diese stand aber nicht hinter dem Spritzenhaus, sondern westlich des Wohntraktes. Sie ist jetzt durch eine Werkstatt überbaut.

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ASBU-36   Der Schulanbau des Brockhauser Feuerwehr-Gerätehauses     ASBU-37   Rückseite des Brockhauser Schulhauses

Das Erscheinungsbild des strebenfreien Gebäudes war immer durch die von zwei schattigen Linden eingefasste wuchtige Haustür und die eine Gaube im Dach darüber bestimmt. Die Konfiguration erinnert an ein von Schildhaltern flankiertes Wappen. Diese architektonischen Besonderheiten zeigt auch das einstöckige „hoch gebaute“ Weslarner Amtshaus. Sie sind wohl auf obrigkeitliche Vorgaben zurückzuführen, wie sie von dem preußischen Landbaumeister Ph. L. Pistor (1756-1828) bei der Planung öffentlicher Gebäude zugrunde gelegt wurden. (Ein Beispiel dafür wäre der Riss der Schule Vosswinkel von 1805 im StAMS – Verf. )

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ASBU-38   Schulfassade Brockhausen. Institutioneller Gebäudeeingang     ASBU-39   Hofseitiges Portal adm. Pilger-Haus
 

Zur Trennung der Funktionsbereiche Lehren und Wohnen muss der mit schwarzen und weißen Bodenfliesen ausgestattete Korridor zeitweilig durch eine noch im Balkenwerk angedeutete Querwand in zwei Abschnitte geteilt gewesen sein. In dem vorn verbreiteten Eingangsflur führte vor Einrichtung des bequemeren rückwärtigen Aufgangs eine steile Treppe zum oberen Stockwerk. Man fand aber auch in Brockhausen für den bei Dorfschulmeistern beliebten "Pantoffelgang" eine Lösung: Von der fast mittig angelegten Haustür gelangte man rechterhand in die Klasse, links in das vorderste Zimmer der Wohnung. Der Lehrer konnte also von dort durch eine frühere Wandöffnung in die Küche gelangen. Diese und die östlich davon bestehenden Kammern oder der niedrige Keller waren – ganz nach Vorschrift - von der rückwärtigen Gartenpforte aus zu erreichen. 

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           ASBU-40   Schule Brockhausen, unterer und oberer Flur               ASBU-41   Schule Brockhausen und Lehrerwohnung 1834

Als ein im Soester Seminar ausgebildeter "fortschrittlicher“ Lehrer hat Wilhelm Grote d. J. in der Schulchronik von 1896 auf Angaben zu den „Winkelschulen“ des Dorfes vor seiner Zeit verzichtet. Er schrieb: < Bis zum Jahre 1831 fehlen leider alle Nachrichten über eine Schule in Brockhausen. Das jetzige Schulgebäude ist im Jahre 1834 gebaut… Die Länge desselben beträgt 19 m, die Breite 10 m und die Höhe 3 1/2 m. > Seine von den aktuellen Messungen etwas abweichenden Angaben lassen sich wahrscheinlich baugeschichtlich erklären. 

Das Schulzimmer ist an der östlichen Seite des Hauses und hat 2(!) Fenster an der Südseite. Die Ausdehnungen sind: Länge 6 1/2 m, Breite 6 m, Höhe 3 m. - Die Lehrerwohnung umfasst fünf Wohn- und Schlafzimmer, Küche, Keller, zwei Vorrats-Kämmerchen (eines davon war eine Wurstekammer) über dem Keller und einen Bodenraum.

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     ASBU-42   Das Brockhauser Schulzimmer 1960 von außen             ASBU-43   Schule Brockhausen und Hainbuchenhecke

Eine kleine Deele nebst Stallung (die spätere Waschküche) < befindet sich an der Ostseite. Ebendaselbst steht unmittelbar am Schulhaus das Spritzenhaus der Gemeinde. > - Zur besseren Belichtung des Schulzimmers wurde zwischenzeitlich ein drittes Fenster zwischen den letzten Ständern im Osten eingebaut. Die Eisblumenstruktur der unteren Scheiben sollte die Kinder vom Hinausschauen auf die Straße abhalten.

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                   ASBU-44   Haus Birkholz um 1985                         ASBU-45   Haus Birkholz um 2002 mit restauriertem Balkenwerk

Die hofseitigen Fenster der Wohnung waren gefälliger gesprosst als die der meisten Bauernhäuser und wie das nach Westen im letzten Jahrhundert mit Blendläden versehen. Diese und die zwischenzeitlich angesagten, aber unorganischen Wandöffnungen nach Norden und Süden sind wieder entfernt worden. Christian Birkholz hat bewusst auf die traditionellen Vorbilder der Gründungszeit zurückgegriffen und die Fachwerk-Rhythmik der Gartenseite, vor allem aber die Symmetrie der Straßenfront architektonisch durch die vier gleichartigen Fenster zur Geltung gebracht.

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 ASBU-46   Brockhauser Schul- und Lehrerhaus, Bauerngarten                 ASBU-47   Gartenseite Haus Birkholz um 1990

Im Protokollbuch (1831-1870) des Brockhauser Schulvorstandes ist auch das schon erwähnte Spritzenhaus mit seinem Inventar aufgeführt. Das Verzeichnis ist ein relativ seltenes Feuerwehr-Dokument. Genannt werden:

- 1..Ein Sprützen Haus erbauet im Jahre 1844.
- 2. Eine neue Feuer=Sprütze angeschafft im Jahr 1846.
- 3. Ein neuer Sprützen Wagen angeschafft im Jahre 1846 mit Halszeug und Zug=Stricke für 4 Pferde.

Die Brandwehr-Ausrüstung, zu der auch Helme, ein Wächterhorn, Leitern, Haken, Ledereimer und "Hühnerdärme" gehörten, ist teilweise ein Jahrhundert lang unter dem Ostgiebel des Schulhauses untergebracht gewesen, aber leider nur in Teilen in dem 1958 im Mersch eingeweihten neuen Gerätehaus erhalten.  

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            ASBU-48   Haus Birkholz. Gartenausgang und NO-Seite                           ASBU-49   Haus Birkholz. Blick zur Gartentür

Das Obergeschoß des Schulhauses erhielt zunächst nur durch das Gaubenfenster und wenige Luken Licht. Das lange Satteldach, war nicht gewalmt, endete aber im Osten in einer Schleppe. Das Gebäude hatte zwei bauverschiedene, wohl zu verschiedenen Zeiten hochgezogene Kamine. Man war auf ungewöhnlich lange Lagerpfeifen angewiesen und hatte Schwierigkeiten beim Anschluss der Öfen. 1890 wurde das Schuldach "neu gedockt und gedeckt". Maße für den Wohnbereich, Keller, Kammern und den Bodenraum, der erst um 1860 gedielt wurde, sind in den Quellen nicht ausgewiesen. Der Wohnbereich für die Lehrerfamilie war aber bedeutend größer als der dem Schulbetrieb zugedachte Raum. - Der Schulmeister war Selbstversorger und die Familie sollte kinderreich sein (können).

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ASBU-50   Haus Birkholz . Aktuelle Straßenansicht mit den Abschnitten der Buchenhecke

1893 beantragte Wilhelm Grote d. J., - Lehrer in Brockhausen von 1876 bis 1921(!) - eine Türverlegung in der Wohnung. Er wollte das Domizil anders nutzen als zuvor, wahrscheinlich sogar selbst vermieten. Eine der wenigen Vergünstigungen des Landschullehrers ergab sich aus einem 1960 noch wirksamen Dienstwohnungsparagraphen, demzufolge der Ofen oder Herd im Schulhaus vom Schulträger zu stellen war. - Der Wasserversorgung der Lehrerwohnung diente zunächst ein Brunnen (vgl. den farbigen Grundriss) vor der Nordwand, der mit der Messingpumpe in der Küche verbunden war.

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ASBU-51   Haus Birkholz Wohnfläche und Zeitplan

Von einer Neuanlage ist 1878 die Rede. 1922 wurde auch das Schulhaus an die Stromversorgung angeschlossen. In den Folgejahren hat man in dem niedrigen Keller eine elektrische Kolbenpumpe installiert, von der Leitungen zu den zwei Zapfstellen in der Wohnung und zur neuen Toilette im Aufgang zum Obergeschoß führten. 1964 erfolgte der Anschluss der Schulwohnung wie der des Innerdorfes an das Lippe – Glenne - Netz.

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ASBU-52   Das Brockhauser Schulhaus 1834 ff. mit Anbauten

Eine Pausenglocke oder Wanduhr gab es in der kleinen Brockhauser Schule nicht. Um 1939 hatte der „Zellen“-Beauftragte einen Telefon-Anschluß und Dienstwagen(?) der Partei. Neben dem Hauseingang befand sich u.a. ein NSV-Schild. - Das Schulzimmer war zu allen Zeiten Wahllokal – auch für das Vordorf.

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ASBU-56   Blechschild Hilfsstelle „Mutter und Kind“ der Volkswohlfahrt

Zum Hof und der nördlichen Parzelle der Schule schreibt Wilhelm Grote d. J. im Kapitel "Schulgebäude und Schulgrundstücke": < Vor dem Schulhause liegt der Spiel- und Turnplatz und grenzt bis an die Dorfstraße. Er bildet ein unregelmäßiges Viereck und hat eine Länge von 40 m, am Bache eine Breite von 5 und an der entgegen gesetzten Seite eine solche von 17 m.

Hinter der Schule, von dieser und dem Rosenauerbache begrenzt, liegt der Schulgarten. Jenseit (sic!) des genannten Baches befindet sich noch ein kleines Grundstück. Mehr Grundbesitz gehört nicht zur Schulgemeinde Brockhausen. > Übersehen ist dabei ein zur Schule an der Rosenau gehöriges, ehemals größeres Wasserstück an der Westflanke des Hofes, das sicherlich wegen der zusätzlichen Gefährdung der Schulkinder keinem Lehrer behagte, das aber 1961 auch fast verfüllt war. 1890 wurde der Schulplatz, der im Süden die Dorfstraße - K6 - zwischen der Rosenaubrücke und der westlichen Einmündung des Weges „Auf den Kämpen“ bzw. 1922 bis zum Denkmalsplatz flankierte, zur Förderung von Spiel und Sport mit Asche oder Sand aufgeschüttet.

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ASBU-53   Brockhauser Schulteich westlich des Schulhofs, 1961 fast verfüllt.   ASBU-54  Schulhaus Brockhausen .SW-Skizze


Um 1930 hat die Schule zur Leibesertüchtigung über einen Barren und ein eisernes Reck verfügt, diese mussten aber im Freien stehen. 1959 lagerten im Schulflur die Teile eines „Lüneburger Stegels“. Damit daran auch im Winter geübt werden konnte, hat der Lehrer mit den Kindern die Bänke zusammengeschoben und das Gerät im Schulzimmer benutzt. In Brockhausen wurde aber wegen der persönlichen Disposition und des Alters der Lehrer wenig geturnt. Vor 1959 waren Kreisspiele beliebt. Weiter bevorzugten die Kinder Völkerball, bei dem alle mitmachen konnten. - Weil schneller Straßenverkehr für die Brockhauser Schulkinder in der Zeit vor 1960 noch keine Gefahr darstellte, erfolgte die Abgrenzung des Schulhofes durch Obstbäume oder eine Einzäunung lange nach der Einfriedung des Ehrenmals (1923), wahrscheinlich erst in den Dreißigern des vorigen Jahrhunderts.

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       ASBU-57   Brockhauser Schulhof flankierenden Obstbäume             ASBU-59   Einsatz des „Lüneburger Stegels, Advent 1959

Eine Hainbuchenhecke wurde (wieder?) nach 1945 gepflanzt. - An der Schwengelpumpe hinter dem weiß gestrichenen Tor zum Lehrergarten konnten die Kinder die Hände waschen oder den Durst löschen. - Die Hausbrunnen in der Woldemei lieferten jedoch oft ein solehaltiges, hygienisch nicht einwandfreies Trinkwasser, weil sie in der Bach- Überschwemmungszone lagen. - Bis 1874 reichten die Schulparzellen über die mäandrierende, erst nachträglich regulierte Rosenau nach Osten hinaus. Auf der eigentlich dem Lehrer zustehenden Fläche ist 1858 eine Baumschule für die Jungen eingerichtet, aber bald wieder aufgegeben worden. Einer der sich kreuzenden und mit Buchsbaum eingefassten Sandwege des Gartens, in dem auch Obstbäume standen, endete an einem Bachschemm.

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    ASBU-61   Das nicht eingezeichnete Brockhauser Schulhaus          ASBU-62   Schemenhaft eingezeichnete Brockhauser Schulhaus

In der genordeten Fassung „c“ der Katasterkarte 698, Brockhausen Flur III g „Im Bruche“, ist in der unbebauten Wollmeine der Grundriss der Schule in Blatt 1 am 10. Dec. 1827 noch nicht, in „e“ aber von demselben Zeichner Visell zwischen dem 11. und 24. Dec. 1827 schemenhaft angedeutet worden. Dabei entspricht "38" in der Hütung ungefähr der Position der westlichen Wand des Gebäudes. –
Hier ist die auf eine Engstelle der Rosenau bezogene, aber nicht in der Flucht der Dorfstraße liegende Brücke einzugehen. 1948 hatte sie noch ein Holzgeländer. Ihr Durchlaß ist zur Minderung der Überflutungsgefahr als Steingebäude zweimal verbreitert worden. Im gleichen Zusammenhang ist das in der südlichen Hütung direkt oberhalb der Rosenau-Brücke gelegene Anwesen Kämper (BRH 27alt) zu erwähnen, das um 1835 aus der Hochwasserzone versetzt wurde. Der spätere Dorfkrug (BRH 27 > Hüttinghauser Weg 1) entstand 1863 "oben der Straßenmuhl" - in der Grundlagenkarte Brockhausen (GIS), als "Mühlenstraße" bezeichnet (s. ASBU-02) im Mersch des Innerdorfes. Die Wirtin wurde früher achtungsvoll "Merschmäoer" genannt.  

Kopfstehend ist in die genordet von Visell am 23.12.1827 gezeichnete Karte „a“ über die Rosenau hinweg "Tigges et Consorten - Gemeinheit“ eingefügt. Diese Consorten (=Genossen) waren der Vorsteher und einige Meistbeerbte des Dorfes. Sie bestimmten nach Gewohnheitsrecht (dazu mehr im BK 1685 - Verf.) über die Allmende (Gemeinheit) und entschieden zusammen mit dem Amtsbürgermeister (praeses in externis), dass das neue Schulhaus der weitläufigen, einwohnerschwachen Gemeinde in der sumpfigen, aber zentral gelegenen Hütung der Wollmeine errichtet werden sollte.

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ASBU-63   - Kopfstehend - Tigges et Consorten

 

Zu "Schulort und Schulgemeinde" schrieb Wilhelm Grote d. J. 1896: <Unsere Schulgemeinde Brockhausen umfasst die politische Gemeinde Brockhausen. Dieselbe besteht aus dem eigentlichen Dorfe und folgenden außenliegenden Dorfteilen: Hüttinghausen, Wietin, Willingheppen, Brockhauser Vordorf, Lütgen-Brockhausen, Gut Brockhausen und (Gut) Ahse. >                       

Nach im Archiv des Verfs. noch vorliegenden Statistiken des Amtes Borgeln-Schwefe belief sich die Bevölkerung der selbständigen Gemeinde Brockhausen:

1818 auf 191 Ew.

1905 auf 293 Ew.

1843 auf 300 Ew.

1925 auf 272 Ew.

1858 auf 287 Ew.

1933 auf 278 Ew.

1871 auf 275 Ew.

1946 auf 450 Ew.

1885 auf 273 Ew.

1950 auf 440 Ew.

1895 auf 273 Ew.

 


Die Bauerschaft bildete mit den Außensiedlungen bis 1968 einen Gesamtschulverband. 1846 wurde die Flächengröße der Gemeinde mit 2829 Morgen, 112 Quadratruten und 85 Quadratfuß angegeben, was der in der Übersicht der Amtsverwaltung Borgeln-Schwefe aus dem Jahre 1965 letztmals ermittelten Gemarkungsgröße von 729,70 ha entspricht. Dadurch ergaben sich  gravierende Unterrichtsversäumnisse und Schulwege von teilweise mehr als zwei km Länge. Noch weiter haben die Brockhauser Kinder in oder nach dem 30-jährigen Krieg gehen müssen, als es nur eine Kirchspielsschule in Weslarn gab.

Die institutionelle und personale Entwicklung des ländlichen Bildungswesen hängt mit dem Phänomen der „Küsterei“ zusammen. Damit gemeint war auch in Westfalen zunächst das neben dem Gottes- und Pfarrhaus bestehende Küsterhaus, in dem der untergeordnete Kirchenbedienstete (custos > Küster) lebte oder wirkte. Und wie „Küster“ zu einem Synonym für Schulmeister (ludi magister > „Luppeköster“) wurde, bedeutete Küsterei auch Schule. Der Kirchendiener (Offermann) war Sakristan (Gehilfe des Geistlichen in der Kirche, beim Abendmahl oder bei Versehgängen und Kasualien), je nach Begabung aber auch Vorsänger und Organist. Weiter war er für die Kirchenuhr – auch die Sanduhr auf der Kanzel -, das Läuten, die Kerzenbeleuchtung, die Ordnung während des Gottesdienstes und den Klingelbeutel verantwortlich. Sonntags hatte er dafür zu sorgen, dass die Kinder, die er in das Gotteshaus führte, die Predigt nicht störten. Unter der Woche waren dieselben Jungen und Mädchen vom Katheder aus zu instruieren (und zu disziplinieren). - „Da ist Klingebiel; was ist er? Sonntags Kanter, alltags Küster“! schreibt W. Busch 1877. Durch die Personalunion wurden die Bezüge des Küster-Lehrers aufgebessert. Die Doppelfunktion kam aber dem Pfarrer als Vorgesetztem in Kirche und Schule weitaus mehr entgegen als dem armen Dorfschulmeisterlein. (Vgl. dazu das zu den Anstellungsurkunden Vermerkte – Verf.). Küsterhaus, Rendantur und Organistendienst sorgten auch nach der Ämtertrennung und der Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht in Westfalen (1919) für die enge Bindung des Küsters an den Pfarrer, die sich auch weiterhin bei Interessenkonflikten in den Pfarren beider Konfessionen sozialdisziplinierend auswirkten.

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ASBU-64   Gemarkungskarte Brockhausen 698, gezeichnet 1929, später für ungültig erklärt.

Dieses lässt sich für St. Urbanus in Weslarn, in einem größeren Zeitraum aber gerade bei St. Barbara bzw. St. Laurentius in Hultrop belegen. Anno 1487 „hatten dey van Hultendorp selves in erer kircke ind Kapelle eynen koster, dat hillige Sakrament to belüchten, to lüden ind …“. Schon damals musste aber ein Kompetenzstreit zwischen dem Oestinghauser und Hultroper Küster im Werler Offizialat geschlichtet werden.

1674 wurde der Bereich oder das Gebäude der Hultroper Küsterei geschieden (= aufgeteilt). Nach dem Kataster von 1828 grenzte das Anwesen 36 mit seinem Garten direkt an den Bezirk des Pfarrhauses und gehörte unter dem Hausnamen „Kleppings“ 1623 mit dem Komplex von Kirche und Pfarrhaus zusammen. Um 1700 hat sich aufgrund der Wegsituation der Name „Gassens“ eingebürgert.

In seinen Nachrichten S. 36 schreibt Pfr. Koeper über im Erdreich von „Gassens Garten“ gefundene Reste menschlicher Gebeine und setzt die „Hausstedde am Kirchhof“ mit der „Kirchenkottstede“ gleich. Von archäologischen Grabungen im dicht bebauten Hultroper Ortskern hat man aber verständlicher Weise abgesehen. 1684 kaufte der philanthropisch eingestellte Pfarrer Johann Heinrich Lagemann (1676-1711) für 10 Rth. einen alten „Spieker auf dem Kirchhoffe zu Behuff einer Schulen“, den man mit einem Kamin im Winter hätte heizen können, musste ihn aber „wegen einiger widerspenstiger Provisoren“ wieder verkaufen.

Bis 1834 fand der allgemeine Unterricht im Küsterhaus statt, das weiter im Besitz der Gemeinde blieb, danach in (m35). Erst 1925 wurde das zweiklassige Jugendstil-Schulgebäude erbaut und so gestaltet, dass der Lehrer oben darin wohnen konnte. - Im Jahre 1900 ist entsprechend der überörtlichen Vereinbarungen zwischen den Kirchen- und Schulvertretern das Küsteramt von den Lehrerstellen getrennt worden. In Hultrop – wie in Weslarn – blieb der Dienst der Organisten aber in der Hand kirchenmusikalisch interessierter Lehrer.  


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ASBU-65   Sport und Spiel auf dem Brockhauser Schulhof um 1948

Nach dem Tode des Cüsters zu Huldorff Herman Cramer (1665) und des ludi magisters Herman Steimer o.ä. (1673) wurde die Hultroper Küsterei, wie erwähnt, geteilt. Als sich darauf 1674 der Hultroper Schulmeister weigerte, den Küsterdienst neben dem Lehreramt auszuüben, drohte man ihn, „wenn er sich im geringsten in diesem und anderem dienstzubehörigen Posten refractarisch bezeigen werde“ durch einen zu ersetzen, „welcher obiges alles und was sonsten einem treuen Kirchendiener gebührt, verrichten wollte“. 1685 gehörte Herman Schulte, custos, zur neu gegründeten Rosenkranzbruderschaft. 1722 war sein Nachfolger Herman Settel, 1727 Philipp Heinrich Humperdink, custos et advocatus, der 1740 starb. - Mit Johann Anton Heller, (* Attendorn 1703, Hultrop 1774, beerdigt auf dem alten Kirchhof, II? Hultrop Elisabeth Geismann von ebd.) entstand 1740 in Hultrop eine Lehrer-Dynastie, die sich nach 4 dort amtierenden Generationen 1878 in Essen fortsetzte. Angestellt als Lehrer und Küster, konnte Johann Anton Heller sogleich das nach ihm „Hellerscher Kotten“ genannte Anwesen (38) mit Garten und Zubehör erwerben. Er war ein lebensfroher und unternehmerischer Sauerländer. Im Nebengewerbe betrieb er einen Ausschank mit Bäckerei, die sein Sohn und Enkel aber nicht aktiv fortführten. 1742/43 erhielt Anton Heller die obrigkeitliche Bestallung als Notar für die Kölner/Paderborner Diözese, später auch für die der Münsterische. Gegenüber seinem Pfarrer Johann Christoph Saurmann (1740-1780) rühmte er sich: „Soviel Latein wie Sie kann ich schon lange.“

Sein Hoch- oder Freimut gipfelte darin, dass er seine Tochter Maria Catharina im lutherischen Pfarrhaus in Weslarn Wirtschafterin werden ließ. – Die Prozessakte „Haeresia Hultropp. Protocollum inquisitionis contra refractarium et scandalosum custodem Heller (actum) ibidem 1768“, zeigt, dass Pfarrer Saurmann alles daran setzte, diesen aus dem Kirchen- und Schuldienst zu entfernen. – Amtsnachfolger blieb aber der Sohn Peter Anton Heller (Hultrop 1758-1840 II? die Oestinghauser Gastwirtstochter Margaretha Cosack 1774-1816). Dieser war wohl beim Vater in die Lehre gegangen, warf aber gelegentlich mit Holschen nach einem ungezogenen Schüler und schied wegen seiner Trunksucht schließlich zugunsten seines Sohnes aus. – Der Lehrer Adolph Ignaz Heller (Hultrop 1807-1878 I? Catharina Kaup, 1838 an Schwindsucht) löste seinen Vater schon mit 16 Jahren ab und besuchte nachträglich die „Sauerschen Normalkurse“ in Münster. Er gab sich als Lehrer gebildet, liebte die Schreibfeder, überließ Knechten und Mägden die landwirtschaftliche Arbeit, mied den Schnaps und war hinter dem Geld her.
 
Sein Sohn aus erster Ehe war Bernhard Heller (* Hultrop 1831, Niederwenigern 1883, ? Hultrop 1862 die Gastwirtstochter Lisette Mönnig ebd.). Um seine Ausbildung hatten sich der Patenonkel Pfarrer Bernhard Kaup (1827-1865), und der Lehrer Klostermann gekümmert – bei dem er in Lippborg, (wie auch anderweitig und kurzzeitig in Sassendorf) unterrichtete. Bernhard Heller besuchte 1852/53 das Seminar in Büren und wurde 1854 in Hultrop als zweiter Lehrer angestellt. Er war im Gegensatz zu Ignaz ein fähiger Organist, es fehlte ihm aber an Durchsetzungsvermögen gegenüber seinem Vater, der erster Lehrer blieb und deswegen statt der Familie Bernhards im Schulhaus wohnte. Ohne eigenen Einsatz ließ der Alte den „Hellerschen Kotten“ durch Knechte und Mägde bewirtschaften - bis er aufgezehrt war und später wohl an die Kirche zurückgefallen ist. Erst nach 1876 konnte sich Bernhard der für ihn unerträglichen Situation entziehen. Er ging mit seiner Familie nach Hattingen und fand die zu ihm passende Anstellung in Niederwenigern. - Sein 3. Sohn Ferdinand Heller (* noch in Hultrop 1867, Herne 1952) wurde Rektor in Essen. Bernhard Hellers Schwager Theodor Holtsträter war 1882-1899 Nachfolger als Lehrer und Küster in Hultrop. - 

Das KB Maria zur Wiese Soest gibt Aufschluss über die frühen (Kirch-)Hepper und Thöningser Schulverhältnisse, die mit denen des Kirchspiels Weslarn verglichen werden können. Der erste in Heppen erwähnte Schulmeister Johann Willgott wurde am 15. Nov. 1661 kopuliert. 1660 lebte und wirkte er in einem engen Gebäude, das später als unzumutbar beschrieben wird, „dieweil der Regen ins Schulzimmer tröpfelte, die Sonne durchs Dach schien und es an einem Mittag zusammenbrach“. - Andererseits ist überliefert, dass in Heppen im Sinne der 1628 von dem Soester Superintendenten Johannes Schwartz / Nigrinus (1565-1632 - BPW 5770) verfassten Christlichen Instruction unterrichtet wurde. - Um 1750 ist am Platze der damals längst verfallenen Kirchhepper St.-Matthias-Kapelle ein kleines Fachwerkhaus als Lehrerwohnung mit einer Schul=Deele im Osten - 12 Fuß lang, 10 breit und 8 hoch - umgebaut worden. 

Situationsbezogener und sachlicher als die lateinische Anstellungs-Urkunde des Schulmeisters Hermann Thormilten von 1655 (Kirchenarchiv St.-Ida-Herzfeld, Foliant, 289) erscheint der von einem Heitfeld-Pfarrer im benachbarten lutherischen Kirchspiel Weslarn für einen 1687 „den Schuldienst angehenden Lehrer“ ausgestellter Vertrag. Konkret geht es um die Sicherstellung des Kantordienstes und unterstellte Schwächen des Kandidaten.

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ASBU-67   Anstellungsurkunde § I - § IV eines Brockhauser Schulmeisters von 1687

Das Original befand sich im Archiv St.-Urbanus-Weslarn, bis man es Dr. Klaus Heinemann zum Geschenk machte. Der Text beginnt: §.1.: „Der Schulmeister muß allemahl in Erkenntniß seines eigenen Unvermögens, gut zu lehren, zur Schule kommen und mit andächtigem Gebet sich zu vorhabender Amts=Verrichtung zubereiten. Jac. 1.5 …“ Man kann verstehen, dass der Brockhauser Winkellehrer, dem der Weslarner Müller und „Kollege“ Thönne das schmale Einkommen streitig machte, den Schulmeisterdienst zugunsten anderer Erwerbstätigkeiten aufgab. - Letzteres bestätigen die Brockhauser Schlußnotizen des BK 1685 p. 183: „Jürgen Lepler, Schulmeister. Alle Bauern zu Brockhausen müssen jährlich an H(errn) Pastorem oder den Cüstern zu Weslarn 1 Scheffel… oder etliche Becher duri zahlen, weil … vormals ein Cüster alda gewesen, so mit dem Gesang nicht fortkommen können, deshalben der Pastor selbiges hätte versehen müssen“ - und unter Weslarn - p. 62: „Lipler, gewesener Schulmeister zu Brockhausen, ein Wirt und Schneider. Gibt dem Amt jährlich 1 Rth., 2 Hühner.“ Eine andere Notiz läßt den Schluß zu, dass Jürgen Lepler/Lipler bereits in der Brockhauser Woldemei Schule hielt.

Leplers vermutlicher Vorgänger Johann Witteborg wurde nach KBW 2.20 von dem Weslarner Pfarrer Gerhard Heitfeld, (1633-1678 - BPW 2470) am 30. Oktober 1659 mit Maria Melmeke(?) ehelich zusammen gesprochen. Nach KBW 2.32 ließ Johann Witteborg, Schulmeister zu Brockhausen, am 14. Dez. 1662, einen Sohn Johannes taufen. Gevattern waren: Johann Finckeldey, Schneider zu Soest, et: Jörg von Wehren Sohn Johannes, et: Barbara Melmeke (Mutter oder Schwester Marias). - Am Altar der Weslarner Kirche liest man auf der Rückseite des Petrus-Gemäldes links: Johan Witteborg, Brockhausen (16)59. Er ist wie A. Thunne beim Matthias-Bild rechts wahrscheinlich der Stifter. Die Signatur des Künstlers sieht man auf der Treppenstufe unten: T. Baseler 1633. Die Entstehung des Gemäldes fällt noch in die Amtszeit des Weslarner Pfarrers Petrus Matthias Moller u.ä. (? 1634 - BPW 4248). Durch die Namen ergäbe sich ein weiterer Bezug. 

Inzwischen verstorbene Brockhauserinnen und Brockhauser wie Julie Varnholt, Mariechen Reinecke, Gerda Grote, Otto Schulze-Weimann, Heinrich Sauerland, Heinrich Behrens und Erich Heinert vertraten die Auffassung, dass "ganz früher" der Unterricht auf den Bühnen der Lehrerdomizile stattgefunden habe, so z.B. in den Häusern Wulff (BRH 20) oder Grote (BRH 15). -

Im Protokollbuch des Brockhauser Schulvorstandes (1831-1870), das anfangs die Handschrift des praeses in externis Wilhelm Arnold Pilger zeigt, ist unter dem 12. April 1831 zu lesen: <…daß das Schulhaus nebst Schulzimmer in sehr schlechtem Zustande sich befand und dass ein beschleunigter Neubau nach dem projektierten und von den höheren Behörden genehmigten Plane(!) sehr zu wünschen sei.> (Es muß demnach einen Vorgänger gegeben haben, wiewohl der Bau erst um 1835 in einer Grundkarte auftaucht. - Verf.) Einen Hinweis auf das von Wilhelm Grote d. J. übergangene Schulgebäude enthält das Lagerbuch der kirchlichen Gemeinde Weslarn von 1829, in dem an der gleichen Stelle eine kleine ältere und die größere Brockhauser Schule von 1834 getrennt aufgeführt sind: < Das Schulhaus liegt zwischen dem Rosenauer Bach und dem sogenannten Mersche, ist 30 Fuß lang, 30 Fuß breit und 12 Fuß hoch, in Fachwerk gebaut; aber in schlechtem Stande.> Darunter steht als Zufügung von anderer Hand: < Das Schulhaus ist neu gebaut, 50 Fuß lang und 30 Fuß tief. - Der größte Theil dient dem Lehrer zur Wohnung, das übrige ist die Schulstube. >


Legt man hier preußische Maße zugrunde, so entsprechen 1 Fuß etwa 0,31 m und 1 Quadratfuß etwa 0,09 qm. Das Gebäude von 1834 war nach den Angaben des kirchlichen Lagerbuches Weslarn bei gleicher Breite 6,28 m länger als das vorherige. - Die von Wilhelm Grote d. J. für das Schulhaus (Klasse und Wohnung) angegebenen Maße Länge: 19 m, Breite: 10 m liegen über denen des Weslarner Lagerbuches von 1829, sie entsprechen aber in etwa den von Christian Birkholz aktuell ermittelten und in einer Skizze eingetragenen. Auf dieser beruht der von J. Peters gezeichnete farbige Grundriss (s. ASBU-51). 

Die Toleranzen sind auf Messfehler, möglicherweise aber auch auf reale unterschiedliche Dimensionen vor und nach 1834 zurückzuführen. Die Vergrößerung der Kubatur ist, wie gesagt, der Lehrerwohnung zugute gekommen. Zur Erweiterung um drei Zimmer errichtete man nachträglich die weniger stabile Westwand mit dem sich vorneigenden Giebel. Der „geschmiegte“ Wohnungskamin, der jetzt in (!) der durchgehenden Innenmauer aufsteigt, wäre demnach zunächst Bestandteil der Außenwand gewesen.

Der Kartenausschnitt Brockhausen Fl. III g…Supplemente 1835 (s. ASBU-62) lässt erstmals den durch Schraffuren und Kopiernadelstiche angedeuteten Grundriss des früheren oder im Bau befindlichen Schulhauses erkennen. Um 1925 gezeichnete Pläne zeigen das Schulhaus mit Maßangaben, aber in Grundrissen, die von der Wirklichkeit abweichen (s. ASBU-63)