Zum frühmittelalterlichen Straßensystem in Westfalen

(Vor 1200)

Die Kartenskizze stellt die Dominanz von zwei Hauptwegen der Karolingerzeit in Westfalen heraus:

1. des Hellwegs vom Rhein zur Weser als mit Abstand bedeutendster Wegachse Westfalens als Teil eines kontinentalen Fernwegenetzes von West- nach Osteuropa.

2. der Königsstraße von Soest nach Osnabrück als Teil einer dominanten Süd-Nord-Verbindung vom Main zur Nord- und Ostsee in sächsisch-karolingischer Zeit.

Die Dominanz dieses Femweges wird in nachkarolingischer Zeit durch andere Wegeführungen abgelöst, die sich auf die neuen Bistums- und wachsenden Marktorte orientieren. Nicht berücksichtigt ist die von Süden auf Paderborn zulaufende dominante Fernstraße im Weserraum, die gleichfalls den karolingischen Heeren und fränkischen Missionaren als Weg gedient hat und in der Pfalz Paderborn den Hellweg traf. Die Kartenskizze erhebt insofern keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie verdeutlicht im Wesentlichen

1. die zentrale Stellung Soests als Kreuzungspunkt der bedeutendsten innerwestfälischen Fernstraßen in karolingischer Zeit und

2. die frühe Dominanz der von dort nach Norden führenden „Königsstraße" über Hovestadt, Herzfeld, Beckum, Freckenhorst, Warendorf, Osnabrück nach Nordwestfalen, die sowohl dem fränkischen Militär bei der Eroberung Sachsens wie den Missionaren bei der frühen Christianisierung gerade des Ostmünsterlandes diente.

An ihr entstanden mit Beckum, Freckenhorst und Warendorf sowohl militärische Stützpunkte wie die ältesten Taufkirchen des Ostmünsterlandes.

(Entnommen mit Modifizierungen: Paul Leidinger [He.], Geschichte der Stadt Warendorf, Bd. I, Warendorf 2000, S. 89.)