|
Otto Wulff
Gedenkblatt zum 25-jährigen Kirchenweihfest der St. Albertus-Kirche in Hovestadt
Welch eine Freude erweckte vor 25 Jahren am Sonntag, dem 24. Mai 1932, in der Predigt des Herrn Pfarrvikar Henkel die frohe Ankündigung in der ganzen Gemeinde, daß nun endlich der ersehnte Tag gekommen sei für den Beginn des schon seit langer Zeit geplanten und durch Jahrzehnte lange Sammlungen Vorbereiteten Kirchenbaus in Hovestadt! Gott hatte die vielen Opfer der Gemeinde gesegnet und die inständigen Gebete seiner Gläubigen wunderbar erhört! Am 30. Mai konnte der erste Spatenstich erfolgen, und am 2. Juli bereits wurde vom Herrn Grafen Josef von Plettenberg der erste Fundamentstein gelegt mit den Worten: „Unserem Herrgott zu Ehren faßte saßte sin!" Mit großer Begeisterung, gingen alle ans Werk, die ihre Kräfte und Fähigkeiten für den Bau des Gotteshauses zur Verfügung gestellt hatten - großmütig verzichteten sie auf einen Teil des ihnen zustehenden Tariflohnes - und bereits am 10. Juli konnte die feierliche Grundsteinlegung durch den Herrn Definitor Pfarrer Goeckeler stattfinden, wobei ein großer Sohn der Gemeinde, Monsignore Dr. Adrian von Erfurt, Rektor der dortigen Akademie, die Festpredigt hielt über das Thema: „Einen anderen Grund kann keiner legen, als der gelegt ist, Christus.” Er gab einen hochinteressanten Überblick über die altehrwürdige Vergangenheit Hovestadts und des Nachbarortes Herzfeld, der einstigen Wirkungsstätte der Hl. Ida und der ersten christlichen Glaubensboten für die ganze hiesige Gegend, und er zeigte, wie das Verlangen nach einem eigenen Gotteshaus mit der Zeit immer lebendiger wurde in der Gemeinde. „Diese neuerstehende Kirche," so rief er aus, „soll ein Denkmal westfälischer Zähigkeit und katholischer Glaubenstreue sein und bleiben!" Bereits am 31. August konnten Bauherr, Unternehmer und Architekt in fröhlicher Gemeinschaft mit allen Bauhandwerkern und Arbeitern das Richtfest auf der Tenne von Hildenhagen begehen. Dank der unermüdlichen und einmütigen Zusammenarbeit aller konnte der Kirchenbau in nicht mehr als sechs Monaten vollendet werden zur höchsten Freude der ganzen Gemeinde. So sehr vorher die Meinungen über die Gestaltung der Kirche und die Auswahl des Architekten auseinandergingen, jetzt waren alle derselben Überzeugung: „Das ist in der Tat die Kirche, die für Hovestadt paßt." Herr Architekt Karl Wibbe von Hamm hatte seiner Fähigkeit und seinem Können ein rühmliches Zeugnis gesetzt. Ebenso hatte auch die Baufirma Anton Bach in Beckum Vorzügliches geleistet.
So konnte endlich unter großem Andrang der Gläubigen, auch aus allen umliegenden Gemeinden, die feierliche Benediktion des glücklich vollendeten Gotteshauses, das dem deutschen Heiligen Albert dem Großen geweiht werden sollte, durch den Herrn Propst Drehmann von Soest am Sonntag, dem 27. November 1932, vorgenommen werden, und es wurde dieser Tag zu einem unvergeßlichen Freudenfest für die ganze Gemeinde. Alles war aufgeboten worden, um den Tag so feierlich wie möglich zu gestalten: Morgens die eindrucksvollen Zeremonien der Kirchenweihe mit Levitenamt, mehrstimmiger Messe des gemischten Chores, die Festpredigt des Herrn Propstes. Mittags das Festessen bei Biele, bei dem die hohe Bedeutung des Tages in vielen Ansprachen der erschienenen Ehrengäste gewürdigt wurde, abends die Dank-Festandacht mit der Predigt des Herrn Vikar Schwingenheuer, eines Neffen des Schreinermeisters Fritz Herold. Danach zum glanzvollen Abschluß noch eine Schlußkundgebung vor der Kirche mit prächtigem Feuerwerk in der Feststimmung dankerfüllter Freude ob des mit Gottes Hilfe glücklich vollendeten Werkes.
Über diese eindrucksvolle Schlußszene des Kirchweihfestes schreibt Herr Pfarrvikar Henkel in der Chronik der Kirchengemeinde: „Vom dunkeln Abendhimmel flimmern die Sterne. Feierlich wölbt sich der gewaltige Himmelsdom über dem freundlichen Dorf an der Lippe, dem heute eine so hohe und herrliche Freude zuteil wurde. In Scharen stehen die Gläubigen um das hell erleuchtete Gotteshaus, in dem soeben die Festandacht beendet ist. Im Schein des Lichtes erkennt man deine schöngegliederten Formen, ragt der wuchtige Turm empor, sieht man die Bogen der Girlanden und Kränze, die flatternden Fahnen und die vielen, vielen andächtigen und frohen Gesichter der Gläubigen. Nichts regte sich; da plötzlich mit hellfrohem Klang die Glocken ein, und in ihren Schall mischt sich der brausende Klang des Hymnus: „Großer Gott, wir loben dich, Herr, wir preisen deine Stärke!" Dazwischen hört man das Zischen der Leuchtkugeln. Gewaltig schallt die feierliche Weise zum stillen Firmament empor. Mit singt aller Mund, mit schwingen alle Herzen, von Dankbarkeit und Freude erfüllt, empor zu Gott, dem Schöpfer aller Dinge. Im bunten Glasfenster, in der Mitte des Turmes, erkennt man das Bild des Heiligen Albertus Magnus, die hohe Gestalt, die heiligen Züge. Und es ist, als ob ein freudiger Schimmer darüber liege, beim Anblick der frohbewegten Gemeinde, die ihn im Jahre seiner Heiligsprechung zum Patron erkor für das schöne Gotteshaus. Nach dieser eindrucksvollen Schlußszene zerstreuten sich alsbald die Gläubigen, denen noch lange in den Ohren klangen die herrlichen Weisen des Ambrosianischen Lobgesänges. Die denkwürdige Feier der Einweihung der neuen Albertus-Magnus-Kirche war damit beendet.
In einem hervorragenden Gutachten des Kunstsachverständigen, Herrn Privatdozent Dr. Hölker in Münster wurde das neue Gotteshaus als ein in jeder Hinsicht wohlgelungenes und künstlerisch hervorragendes Bauwerk bezeichnet. Die Kirche liegt genau in der Achse der drei Hauptstraßen der Gemeinde, diese „durch die kräftige Baumasse des Turmes monumental beherrschend und abschließend zugleich." In ihrer äußeren wuchtigen Gestaltung knüpft sie ganz an die traditionelle Bauweise der Soester Börde an. Der Innenraum aber überrascht den Besucher auf den ersten Blick durch seine erstaunliche Klarheit und Einheitlichkeit, indem er sich ohne jede Stütze, allein durch die eisernen Gitterträger der flachen Decke zusammengehalten, in echt sakraler Gliederung dem Auge darbietet und so als „ein schönes Beispiel modernster sachgemäßer Raumgestaltung" bezeichnet werden kann. So ist es in der Tat gelungen, für die katholische Gemeinde in Hovestadt einen überaus schönen „einheitlichen und feierlichen Kultraum zu schaffen, wo jedes Gemeindemitglied gezwungen ist, sich an der Opferhandlung am Altare zu beteiligen."
25 Jahre sind nun bereits seit der glücklichen Vollendung der St. Albertus-Magnus-Kirche vergangen! Doch hat man es in diesen Jahren keineswegs versäumt, für die weitere würdige Ausgestaltung unseres schönen Gotteshauses nach Kräften Sorge zu tragen. Bereits im Februar des Jahres 1933 gelang der Einbau einer Kirchenheizung durch die Firma Mahr in Aachen zum Preise von 1250 RM (ohne Maurerarbeiten). Zu Pfingsten wurde ein kunstvoller Taufstein nach dem Plan von Herrn Architekt Wibbe im Verein mit der Firma Falger in Münster zu 560 RM aufgestellt. Die Sakristeieinrichtung schufen die beiden Schreinermeister des Ortes, Herold und Lammert, nach dem Muster des Herz-Jesu-Klosters in Hamm. Sogar eine prächtige Orgel mit 19 Registern und 2 Manualen von Gebr. Stockmann in Werl konnte bereits Ende des Jahres eingebaut werden - zum Weihnachtsfeste war schon ein Manual spielbar - die feierliche Einweihung des ganzen Werkes aber fand am 28. Januar 1934 statt, wobei Pfarrer Meesmann von Ostinghausen als vorzüglicher Orgelspieler das herrliche Instrument in seiner ganzen Schönheit und Fülle zum erstenmal erklingen ließ.
Nach einer 14-tägigen Volksmission (4. bis 18. März) erhielt die Kirche auch ihre feierliche Konsekration durch S. Excellenz Herrn Weihbischof Augustinus Baumann, der gerade auch die hl. Firmung im ganzen Dekanat erteilte. Das war wieder ein schönes Freudenfest für die ganze Gemeinde! Nun war das Gotteshaus ja mit der ganzen Fülle göttlicher Segenskraft ausgestattet ! Als würdiger Schlußstein für die Ausgestaltung der Kirche gelang dann noch glücklich im Jahre 1935 die Anschaffung dreier Bronzeglocken, die von der Firma Petit und Gebr. Edelbrock in Gescher gegossen wurden in den Tönen Fis, A und H und die Namen Albert-, Josef- und Marienglocke erhielten. Die feierliche Glockenweihe fand am 19. Dezember 1935 durch Propst Drehmann von Soest statt, sodaß sie zum Weihnachtsfest desselben Jahres bereits ihre herrliche Stimme erklingen lassen konnten. Leider war den beiden größeren Glocken (Albert- und Josefsglocke) nur eine kurze Lebensdauer beschieden, da sie wie allüberall in Deutschland dem Moloch des zweiten Weltkrieges zum Opfer fielen. Aber schon 1945 gelang es Pfarrvikar Henkel, die Summe von 8145 RM für den Ankauf von Kupfer beim Hüttenwerk A. G. in Lünen aufzubringen und so den Guß von drei neuen Glocken bei der Firma Junker in Brilon sicherzustellen, die allerdings erst am 10. März 1947 eintrafen und am Palmsonntag kurz darauf durch Propst Völlmecke von Soest die kirchliche Weihe erhielten.
Am Ostertag konnte sich dann die Gemeinde an dem herrlichen Vierklang des neuen Geläutes zum erstenmal erfreuen. Bei all den furchtbaren Wunden, die der Krieg auch der Gemeinde Hovestadt geschlagen hat, ist ihr doch - Gott sei aufs innigste gedankt - das so teure Gotteshaus glücklich unversehrt erhalten geblieben. Pfarrvikar Henkel hat bis zum 6. Juni 1946 treue Wacht über Kirche und Gemeinde gehalten und auch in den schwierigsten Jahren der Kriegs- und Nachkriegszeit tapfer seinen Mann gestanden. Sein Nachfolger, Johannes Kleffner aus Bochum, ist nach dreijähriger eifriger Wirksamkeit durch einen Herzschlag plötzlich vom Herrgott abberufen worden und hat auf unserm Friedhof seine letzte Ruhestätte gefunden. Der erst kürzlich von uns geschiedene Pfarrvikar Bernhard Knoche, jetziger Pastor in Erkeln, kam am 28. April nach Hovestadt und hat unserer Kirche auch seine ganze Liebe und Sorge zugewandt.
Im Jahre 1951, am 19. Dezember, ist das wuchtige Kruifix über dem Hochaltar, aus der Werkstatt des Bildhauers Herrn Grafen Bernhard von Plettenberg, das den ganzen Innenraum beherrscht und alle Blicke auf sich hinlenkt, angebracht und festlich eingeweiht worden. Der Glockenturm erhielt im Jahre 1953 ein elektrisches Geläute von der Firma Böckelmann und Kuhlo in Herford zum Preise von 4500 DM. Für den Muttergottesaltar wurde eine neue würdige Marienstatue gestiftet, die von den Künstlern Gebr. Düchting in Soest hergestellt wurde. Auch manches schöne und kostbare Stück an Messgewändern und anderen Paramenten konnte für die Kirche erworben werden. Hierin wurde Herr Pfarrvikar Knoche durch den rühmlichen Opfersinn der Gemeinde aufs beste unterstützt. Seine Hauptsorge aber mußte es sein, der Gemeinde endlich auch ein neues Vikariehaus neben der Kirche zu geben, wo ja ausreichender Platz dafür vorhanden war. Denn die bisherige alte Vikarie - bereits über 200 Jahre alt - war inzwischen vollständig baufällig und abbruchreif geworden. Trotz der hohen Baupreise ist auch dieses Werk - wenn auch unter nicht geringen Opfern für die Gemeinde - zu vollster Zufriedenheit gelungen. Die neue Vikarie - in bescheidenen Grenzen gehalten und doch schön und wohnlich eingerichtet - gliedert sich durchaus würdig dem danebenstehenden Gotteshaus an und läßt Raum genug frei, um später eventuell noch andere kirchliche Gebäude - Jugendheim oder Küsterhaus - zu errichten.
Da wir nun am Sonntag, dem 24. November dieses Jahres, das 25-jährige Bestehen der St. Albertus-Kirche in Hovestadt feierlich begehen, wollen wir aus ganzer Seele Gott den Herrn lobpreisen, der uns in seiner grenzenlosen Güte dieses schöne und würdige Gotteshaus geschenkt und auch die vielen Jahre hindurch glücklich erhalten hat. Herzlichster Dank gebührt auch allen, die zum Bau und zur Ausschmückung des Gotteshauses durch ihre edlen Spenden und hochherzigen Stiftungen beigetragen haben. Viele von ihnen sind bereits in der Ewigkeit und haben schon den verdienten Lohn für ihre Guttaten empfangen. Wir Überlebenden aber wollen das kostbare Heiligtum, das unserer Sorge anvertraut ist, nicht nur dankbar hochschätzen und pflegen, sondern wollen ihm auch noch den letzten Glanz der Schönheit geben, der ihm noch mangelt: eine würdige, der Eigenart des Raumes und dem Stilempfinden unserer Zeit angemessene Ausmalung des Innenraumes, wobei auch der bisherige Kreuzweg, der ja von Anfang an als Provisorium gedacht war, durch einen neuen ersetzt werden soll, der sich sowohl in den Kirchenraum wie auch in die geplante Neuausmalung harmonisch einfügt und zur andächtigen Betrachtung der Leidensgeheimnisse Christi anregt.
So laßt uns froh mit den Worten des königlichen Propheten David beteuern: „Ich liebe die Zierde deines Hauses und den Ort, wo deine Herrlichkeit wohnt!" Und als Ausdruck unserer dankbaren Festesfreude wollen wir gern eine ansehnliche Jubiläumsgabe für die letzte Vollendung und Ausschmückung unserer St. Albertus-Kirche spenden! Im nächsten Jahre 1958 feiern wir das 40-jährige Bestehen der selbständigen Filialkirchengemeinde Hovestadt. Es wäre schön, wenn wir bis dahin auch dem Innenraum der Kirche ein würdiges Festgewand angelegt haben. Am Christkönigsfest des Jahres ,1957. Euer Pfarrvikar Otto Wulff, Pfarrer i. R.
Ausschnitte aus der Hovestädter Chronik von August Adrian:
Auf Pfarrvikar Knoche, der eine Pfarrstelle in Erkelen b. Brakel erhielt, folgte Anfang 1957 der Pastor i. R. Otto Wulff, welcher bereits in den Jahren 1925-28 in Hovestadt gewirkt hatte. Zum 25-jährigen Kirchenbau-Jubiläum, welches würdig begangen wurde, gab er eine illustrierte Festschrift heraus.
Im Jahre 1925 wurde auf vielfachen Wunsch ein Cäcilien-Kirchenchor ins Leben gerufen. Die gesangliche Leitung übernahm der erst vor kurzem nach hier versetzte Pfarrvikar Otto Wulf, ein feiner Musikkenner. Aus kirchlichen Anlässen sang er hier verschiedene Male in der Schlosskapelle. Weihnachten 1925 wurde ein Weihnachtsoratorium aufgeführt (auf Brachts Saal und 1927 auf dem Hovestädter Waldfest ein Freilichtspiel »Die Kirmes im Alpendorf« zum Besten gegeben. Natürlich kam auch das mehrstimmige deutsche Lied zu seinem Recht. Als Pfarrvikar Wulf Anfang 1928 versetzt wurde, ging auch dieser Chor wieder ein.
|