Wie die Mobilmachung in unserem Dorf bekannt wurde
Es war ein schwüler Sommertag, der 30. Juli 1914 - So recht ein Bild der politischen Schwüle. Da, gegen 6 Uhr abends (Freitag) brauste ein Auto durch unser Dorf, fortgesetzt Signale abgebend. Die Herren hielten eine rote Bekanntmachung in der Hand - Erklärung des Kriegszustandes - die sie am Gemeindekasten anhefteten. Die Leute kamen aus den Häusern, standen in Gruppen auf der Straße und besprachen das ernste Ereignis. Die jungen Burschen aber versammelten sich am Abend, und überall hörte man patriotische Lieder.
Was man befürchtet, trat ein: Samstag, den 31. Juli, Nachmittags 5 Uhr war die allgemeine Mobilmachung angeordnet. Dumpf und ernst verkündete die Sturmglocke von dem Herzfelder Kirchturm das folgenschwere Ereignis.
Da schon am Montag verschiedene Krieger einrücken mussten, so wurden am Sonntag im Krieger- und Jugendverein Abschiedsfeiern veranstaltet.
Im Kriegerverein richtete Kamerad Hehse begeisterte Abschiedsworte an die einberufenen Kameraden, und das “Hurra” am Schluss hat wohl noch nie so kräftig und begeistert den Vereinssaal durchklungen. Auch im Jugendheim sprachen Vikar Ruhrmann und Lehrer Hehse beherzigende Worte an die scheidenden Mitglieder. “Lieb Vaterland magst ruhig sein; Fest steht und treu die Wacht am Rhein.”
Wie unsere Krieger ins Feld rückten
Es war erhebend und rührend, wie die Einberufenen zuerst ihre Rechnung mit Gott machten. In der [Schloss-] Kapelle knieten sie in den vorderen Bänken und empfingen in der hl. Messe die hl. Kommunion, so daß sie in Wahrheit mit Gott ins Feld rückten. Gegen 9 Uhr fanden sie sich, die Pappschachtel in der Hand, an Sommers Ecke ein, wo bereits die Kriegsfahne, von Kamerad Rüschenbeck getragen, stand. Mitglieder der Kriegsvereine und groß und klein gaben das Geleit.
Da - Musik von der Lippebrücke - die Herzfelder Feuerwehr - Kapelle brachte ihre Krieger zum Bahnhof. Auf der Ecke wurde Halt gemacht, die beiden Fahnen grüßten, unsere Krieger traten ein, und fort ging es zum Zuge [Kleinbahnhof]. Noch ein kräftiger Händedruck, ein letztes “Lebewohl”, und der Zug setzte sich unter den Klängen “Muß ich denn...” in Bewegung. Nochmals Händewinken: “Auf Wiedersehn, Auf Wiedersehn” auch, eine Träne im Auge, gingen die Angehörigen nach Hause. - So ging es in der ersten Augustwoche. Nachher wurden die Einberufungen einzelner.
Die Kriegsandacht, die Abends in der Schloßkapelle abgehalten wurde, fand stets sehr rege Beteiligung; hatte doch fast jedes Haus einen lieben Angehörigen im Felde besonders zu beten.
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